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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0051
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42

Die erste Prämonstratenser-Colonie erhielt das Griffen-
tlial aus dem fränkischen1) Prämonstratenser-Kloster
Vesera oder Vescera a). Von dorther kam auch der erste
Propst, Konrad, welcher jedoch schon im vierten Jahre nach
der Stiftung seiner Propstei, am 10. Februar 1240 gestor-
ben sein soll* 2 3 4).

Der Beginn des Klosterbaues wird dem vierten Propste
Pilgrim*), welcher seinem Vorfahrer Gottfried im Jahre
1251 nachgefolgt sein soll, die Vollendung des Kloster- und
Kirchenbaues aber dem fünften Propste Konrad II., welcher
im Jahre 1252 urkundlich vorkömmt5 6), zugeschrieben. Die
erste Kirchenweihe soll Bischof Herbort von Lavant im
Jahre 1271 vorgenommen halten °). Von späteren Umbauten
oder Neubauten ist aus den bi sh er bekannten Geschichts-
quellen nichts zu entnehmen.

Die dem Capitelgebäude südlich angebaute Stiftskirche
hat die Richtung von West nach Ost und ist eine dreischif-
fige Pfeilerbasilica mit einem um vier Zoll über dem Fuss-
hoden des Hauptschiffes erhöhten Chore und einem um drei
Stufen über den Chor erhöhten apsisartig ausladenden,
geradlinig abgeschlossenen Presbyterium (Fig. 1). Auch
das südliche Nebenschiff, dessen Aussenwand allein sicht-
bar ist, da dem nördlichen Nebenschiffe das Klostergebäude
angebaut wurde, ist geradlinig abgeschlossen.

Über der Vorhalle befindet sich als Empore der. Musik-
chor. Das Mittelschiff ragt über die beiden, halb so breiten
Nebenschiffe beiläufig um ein Drittheil empor, und ist von
denselben durch Pfeilerarcaden geschieden (Fig. 2). Die
halbrunden Arcadenbögenruhen auf den einfach gegliederten
Kämpfern der viereckigen, kräftigen Ärcadenpfeiler. Haupt-
ünd Nebenschiffe haben das Kreuzgewölbe; nur in der
Fortsetzung des südlichen Nebenschiffes, welches jedoch
ein späterer Zubau zu sein scheint, ist der gedrückte Spitz-
bogen bemerkbar. Gewölbeträger sind im Hauptschiffe
Wandstreifen, in den Nebenschiffen tlieils die Kämpfer der
in jene vortretenden Ärcadenpfeiler, theils Consolen. Beide
Nebenschiffe setzen sich zu beiden Seiten des Chores fort,
und dem nördlichen ist noch weiters zur Seite des Presby-
teriums eine Capelle zugebaut. Aus dem nördlichen Neben-
schiffe tritt man durch ein viereckiges Portal in den Kreuz-
gang. Über dem Gewölbe des nördlichen Nebenschiffes
befindet sich der Capitelsaal, welcher sich als Empore der
Aussenwand des Hauptschiffes anschliesst. Die kleinen Fen-
ster über den Arcadenbögen und die grösseren in den
Nebenschiffen haben den Rundbogen.

Usermann Episc. Wirzeb. p. 486.

2) Annal. Praemonstrat. in Neugard’s Episc. Lavant, P. II, §. IX (Handschrift
in der Handschriftensammlung des kämt. Geschichtvereines).

3) Catalogus Praepositorum in den annal. Praernonst.

4) Der Catalogus Praepositorum scheint das Todesjahr Pilgrim’s mit 1267
anzudeuten; da jedoch sein Nachfolger Konrad bereits im Jahre 1252
urkundlich vorkömmt, so liegt obiger Annahme offenbar ein Irrthum zu
Grunde.

5) Trudpert Neugart Hist, mon S. Pauli, II, p. 35.

6) Catalog. Praep.

Dem südlichen Nebenschiffe ist die Rosenkranzcapelle
(lit./'des Grundrisses) angebaut, sie hat das Kuppelgewölbe,
eine achteckige Laterne und sehr spitzen Helm und dürfte
ein später Zuhau sein.

(Fig- 1.)

Wegen des Anbaues des Klostergebäudes ist äusserlich
nur die Westfront, dann die Umfangsmauer des südlichen
Nebenschiffes und theilweise die des Presbyteriums sichtbar.

Es fehlt jedes Ornament an Gesimsen oder sonstigen
Bautheilen. Der östliche Theil der Umfangsmauer des süd-
lichen Nebenschiffes ist durch einfache, offenbar der Neu-
zeit angehörige Streber verstärkt (g des Grundrisses und
h des Aufrisses A li), den Ecken des Abschlusses des
Presbyteriums sind aber die kräftigen Pfeiler (lit. c)
vorgestellt. Die Hauptfagade war bemalt, hat Nischen für
Heiligenstatuen und erinnert an den Renaissance-Giebel.
Das Hauptportal in derselben ist viereckig und schmucklos.
Das Nebenschiff hat das Pultdach, das Hauptschiff das Sattel-
dach, welches sich über dem Abschlüsse des Presbyteriums
in ein gewöhnliches Walmdach abschrägt. Thürme fehlen
 
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