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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0294
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285

Raum von 15 Fuss Durchmesser, der mit einem Hypocau-
stum versehen war, das von dem Heizplatze, der in die
Mitte des ovalen Gemaches führt, gespeist wurde. Die
Trachytsäulen, 2 Fuss 9 Zoll hoch, sind durch die Hitze,
welche hier sehr bedeutend gewesen sein muss, ganz aus-
gebrannt und theilweise mit Schlacken überzogen, daher
auch sehr schadhaft. Der Boden, der jetzt grösstentheils
eingestürzt ist, war mit einer Art von Ziegelmosaik aus
4 Zoll langen, eben so breiten,
wirbelknochenförmigen Ziegeln,
die abwechselnd der Länge und
der Quere nach gelegt sind, be-
legt. Dieses Pflaster ruhte auf der
dicken Mörtelschicht, welche auf
die die Deckplatten der Säulenstützen bildenden Steinplatten
aufgetragen ist. An den Wänden waren wieder Heizrohren
angebracht, mit Mörtel verputzt, der unten mit Sockel-
platten überkleidet, oberhalb gelb bemalt war. Dieser Raum
scheint mit einer Kuppel überwölbt gewesen zu sein; er
dürfte, da die Wärme, wie noch manche Spuren zeigen,
auf einen sehr hohen Grad gebracht wurde, als Schwitzbad
gedient haben, welches dem eigentlichen Bade in dem
Bassin des anstossenden elliptischen Raumes vorherging.
Eine Thüre führt zu einem kleinen, viereckigen Zimmer,
dessen Boden ebenfalls hypocaustisch ist.

Der am nördlichen (oberen) Ende des Baderaumes
befindliche Ileizplatz mündet in drei Canäle, nämlich in den
unter das Bassin führenden und in die zwei, welche unter die
viereckigen Nebenräume gehen, jedenfalls weniger erwärmt
wurden und vielleicht zum Auskleiden und zum Salben nach
dem Bade dienten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese
Bäder ebenfalls von der grossen Quelle bei der Pulverstampfe,
welche auf dem Aquäduct zum Bade auf dem Florianiplatze
geleitet wurde und dasselbe speiste, ihr Wasser erhielten;
es sollen sogar Reste einer von dort in der Richtung gegen
die Werftinsel führenden unterirdischen Leitung entdeckt
worden sein.

Leider sind diese gewiss interessanten Überreste rö-
mischer Cultur in einem äusserst ruinenhaften Zustande.
Gewaltsame Zerstörung von den Barbaren, welche die
Römerherrschaft vernichteten und in wilder Wuth alle Spu-
ren derselben zu vertilgen suchten, dann Überschwem-
mungen und Witterungseinflüsse liessen wenig mehr als die
unterirdischen Räume und den Grundriss der Mauern ührig
und schon beim Aufgraben zeigte sich vieles eingestürzt
und nur mehr in Spuren übrig, nach denen man die ur-
sprüngliche Anlage und Einrichtung mehr errathen musste,
als erkennen konnte. Auf Veranlassung der k. k. Central-
Commission wurde zwar von Seite der Donau-Dampfschiff-
fahrtsgesellschaft ein Dach über die aufgedeckten Räume
gebaut, allein da sie von allen Seiten offen und zugänglich
sind, so wurde vieles, was nur irgend Werth hatte, ver-
schleppt, auch durch die Witterung, die auf alles, was

lange Zeit mit Erde bedeckt war, ausserordentlich zer-
störend einwirkt, noch schadhafter. Nachdem der Verfall
einmal so weit gediehen, kann die grössere Sorgfalt, die
auf die Erhaltung des noch Übrigen verwendet werden soll,
leider wenig mehr helfen.

Etwa 20 Klafter östlich von dem beschriebenen Ge-
bäudecomplexe ist ein ebenfalls hypoeaustischer Raum, der
als Eisgrube benützt wird, übrigens nichts bemerk ens-
werthes darbietet; der ganze dazwischen liegende Hügel
scheint ähnliche Constructionen zu bergen. Hinter der
Seilerei wurde ebenfalls ein achteckiges Gemach im
Jahre 1854 aufgedeckt, dessen aus tfwei Lagen von grö-
berem und feinerem Mörtel bestehender Fussboden eine
Suspensura darstellt, auf rohen Säulchen von 7—10 Zoll
Durchmesser ruhend, deren je vier die Steinplatten tragen,
auf denen die Terrazza aufgetragen ist; an den Wänden
waren wieder die gewöhnlichen Heizrohren herumgestellt.

Der am besten erhaltene und schönste Überrest ist ein
80 Klafter von den beschriebenen Bädern in südöstlicher
Richtung gelegener ha 1 bkreisförmiger Raum (Fig.4),

der Schluss eines
grossen Saales, von
27 Fuss Durchmes-
ser, welcher im Jahre
1856 aufgedeckt
wurde, als man die
Fundamente für ein
Grobschmiedehaus
der Werfte grub.
Der auf einem Hypocaustum mit niedrigen, rohen Stützen
ruhende Boden besteht aus mehreren Lagen, denn auf die
von den Säulchen des Hypocaustums getragenen Trachyt-
platten ist eine 6 Zoll mächtige grobe, mit Steingries ge-
mengte Mörtelschichte aufgetragen, dann eine 2 Zoll dicke
feinere aus Kalk mit gestossenen Ziegeln, endlich die Kalk-
lage, in welche die viereckigen, 6 — 7 Linien hohen
Steinchen eines schönen Mosaiks eingesetzt sind.

Dieses ist aus gelblichen und grauen Kalkstückchen
zusammengesetzt in eigenthümlichen geschmackvollen Fi-
guren. Die Mauern sind wieder mit Heizrohren verkleidet,
welche mit dem Hypocaustum communiciren sowie unter
einander durch Seitenöffnungen; man erkennt die Spuren
von sechs Reihen solcher tubuli über einander. Die Reihen
alterniren hier, so dass die Fuge von je zweien einer Reihe
auf die Mitte einer Heizrohre der
vorhergehenden unteren Reihe trifft
und so eine jede die heisse Luft
von zwei der unteren Röhren er-
(Fig. s.) hält. Es entstand dadurch eine

eigerithümlich starke Ventilation und die Circulation der er-
wärmten Luft war eine sehr vollständige. Die oberen Reihen
der tubuli, bei denen dieses System angewendet war,
standen aber unter einander in keiner horizontalen Com-

(Fig. 3.)

(Fig. 4.)
 
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