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munication durcli Seitenöffnungen. Die Röhren reichten bis
in das halbkuppelförmige Gewölbe, wie mehrere derselben
durch die Curven ihrer Wände deutlich beweisen.
Die Umfassungsmauern sind aus plattenförmigen
Bruchsteinen gebaut, deren Lagen zwischen den aus treff-
lichen Ziegeln gemachten horizontalen Mauergleichen in
einem scharfen Winkel gegen einander geneigt sind. Die
Ziegel sind wie die meisten römischen sehr gross (penta-
dora, welche die Soldaten bei ihren Bauten gebrauchten),
1 Fuss 8 Zoll lang, 10 Zoll breit und nur 2 Zoll dick,
viele haben Stempel. Die Mauergleichen sind in Entfer-
nungen von je 3 Fuss angelegt. Im Schutte fanden sich
mehrere Ziegel mit Rändern, welche gegen einander ge-
stellt wurden, wodurch man oben hoble, leichtere Mauern
erhielt, jedoch scheint diess nur an den geraden Seiten-
wänden, nicht in der Wölbung der Fall gewesen zu sein.
Die Bemalung der Wände war, nach kleinen gefundenen
Stücken zu sehliessen, schön kobaltblau mit braunen und
lichten Streifen, theilweise auch zinnoberroth. Die Farben
sind auf einem 8 Linien dicken Kalkputz aufgetragen, doch
findet sich unter demselben eine ältere Malerei von braun-
rother Farbe mit gelb vor, welche also später cassirt
wurde. Diese Überreste können nicht erhalten werden,
nachdem der Platz für die Baulichkeiten der Dampfschiff-
fahrtsgesellschaft benöthigt wird. Indess versprach der
Werfte-Verwalter, Herr Pellegrini, den Mosaikboden mit
möglichster Vorsicht im Ganzen, oder wenigstens in grossen
Stücken ausheben zu lassen, und der k. k. Central-Com-
mission zur Verfügung zu stellen, damit er erhalten werde J).
Es ist hiermit der interessanteste Thcil dieses Raumes
gerettet.
Dass dieser ganze Complex von Bädern summt jenem
auf dem Floriani - Platze in Alt-Ofen Militärbäder waren,
beweisen die Stempel der Ziegel. Bekanntlich drückten die
Legionen und Cohorten der Hilfstruppen den Ziegeln, mit
welchen die für ihren Gebrauch bestimmten Gebäude auf-
geführt wurden, einen vertieft gravirten Stempel ein, wel-
cher ihren Namen und Bezeichnung enthielt, während bei
Civilbauten der Stempel des Fabrikanten gebraucht wurde.
Die in unseren Bädern gefundenen Ziegel haben folgende,
mitunter interessante Aufschriften:
1. LEG II AD—LEG II AD PF = LEG II 1IAD —
LEG II AD ANT —d. i. Legio secunda adjutrix—legio se-
cunda adjutrix pia fidelis — legio secunda lladriana — le-
gio secunda adjutrix Antoniniana. Diese Legion mit dem
Beinamen Adjutrix (zum Unterschiede von der secunda
Augusta) wurde von Vespasian aus Seesoldaten errichtet
und kam bald nach Nieder-Pannonien, wo sie ihr Stand-
quartier zu Aquincum fortwährend behielt (Dio Cass. LV,
24). Sie erhielt schon damals die Benennung: pia fidelis. 1
1) Dies ist auch bereits geschehen und Theile des Mosaiks befinden sich im
k. k. Antiken-Cabinete zu Wien und im Pester Museum.
Hadrian, nachmals Kaiser, diente als Tribun in derselben
und wahrscheinlich zum Andenken daran legte er ihr den
Titel Hadriana bei, der meines Wissens hier zum ersten
Male vorkommt >). Die Legion machte unter Trajan den
dacischen Krieg, unter Marc Aurel den gegen die Sueven
und Sarrnaten mit. Unter Caracalla, der gerne überall seinen
Namen prunken sah, wie diess in der späteren Kaiserzeit
immer mehr und mehr hervortritt, erhielt sie den Titel:
Antoniniana, wie später Severiana, Gordiana und Constans
Claudiana, Es existiren von ihr zahlreiche Inschriften,
welche ihren langen Aufenthalt in Niederpannonien
bezeugen.
2. COH VII BR — COH VII B R E — COH VII B R
ANT, d. i. Coliortis septimae Breucorum, — Cohortis sep-
timae Breucorum Antoninianae; auf Heizrohren kommt auch
blos CHORTIS und COHORTIS vor. Gewöhnlich war den
Legionen in den Provinzen eine oder mehrere Cohorten
verbündeter Hilfsvölker, die von Rom in Sold genommen
wurden, beigegeben, liier finden wir bei der zweiten Le-
gion die siebente Cohorte der ßreuker, eines celtisch-pan-
nonischen Volkes, das seinen Wohnsitz an der Save (um
Brod) hatte. Von diesem Volke scheinen acht Cohorten ge-
bildet gewesen zu sein, den Beinamen Antoniniana theilte
die Abtheilung der Hilfstruppen wahrscheinlich mit der
Legion.
3. COH IV P P, d. i. Cohors quarta peditata pia (?),
oder Provinciae Panuoniae (?), wahrscheinlich ebenfalls
der Legion zugetheilt.
4. EXER PAN INF., d. i. Exercitus Pannoniae infe-
rioris. Es bestand nämlich eine Gruppirung des grossen
römischen Heeres in einzelne Armeecorps, welche nach
ihrem Aufstellungsorte benannt wurden 2).
Aus diesen Inschriften-, namentlich denen sub 1
scheint hervorzugehen, dass die Badeanlagen aus verschie-
denen Zeiten herrühren und es lässt sich über dieselben
wenigstens etwas vermuthen. Die Ziegel mit dem Stem-
pel : legio secunda Hadriana kommen in dem Ietztbeschrie-
beuen halbkreisförmigen Raume vor, dessen Erbauung so-
nach in die Zeit fallen dürfte, als die Legion diesen Namen
führte, also in die Zeit der Regierung Hadrians oder bald
darnach (c. 130 n. Chr.). Dagegen wurden die Ziegel mit
dem Legionsbeinamen Antoniniana bei den Räumen mit dem
ovalen Bassin vorgefunden, muthmasslich entstanden diese
daher unter oder nach Caracalla (c. 210), und es läge
1) Dass eine eigene Legio secunda Hadriana bestanden habe — wie es eine
Augusta und Trajana gab — ist wohl nicht anzunehmen, da alle sonstigen
Anhaltspunkte dafür fehlen. Eben so wenig ist es wahrscheinlich , dass
die secunda Augusta oder Trajana von Hadrian mit seinem Namen belegt
worden sei, da beide mit ihren ursprünglichen Beinamen noch in der
spätesten Zeit Vorkommen; auch kam keine von beiden je nach Panno-
nien , erstere war in Germanien , dann in Britannien stationirt, letz-
tere in Ägypten.
2) So exercitus Gennanicus, Noricus, Parthicus, Syriacus, Cappadocicus,
Britannicus u. s. w., namentlich auf Münzen vorkommend.
munication durcli Seitenöffnungen. Die Röhren reichten bis
in das halbkuppelförmige Gewölbe, wie mehrere derselben
durch die Curven ihrer Wände deutlich beweisen.
Die Umfassungsmauern sind aus plattenförmigen
Bruchsteinen gebaut, deren Lagen zwischen den aus treff-
lichen Ziegeln gemachten horizontalen Mauergleichen in
einem scharfen Winkel gegen einander geneigt sind. Die
Ziegel sind wie die meisten römischen sehr gross (penta-
dora, welche die Soldaten bei ihren Bauten gebrauchten),
1 Fuss 8 Zoll lang, 10 Zoll breit und nur 2 Zoll dick,
viele haben Stempel. Die Mauergleichen sind in Entfer-
nungen von je 3 Fuss angelegt. Im Schutte fanden sich
mehrere Ziegel mit Rändern, welche gegen einander ge-
stellt wurden, wodurch man oben hoble, leichtere Mauern
erhielt, jedoch scheint diess nur an den geraden Seiten-
wänden, nicht in der Wölbung der Fall gewesen zu sein.
Die Bemalung der Wände war, nach kleinen gefundenen
Stücken zu sehliessen, schön kobaltblau mit braunen und
lichten Streifen, theilweise auch zinnoberroth. Die Farben
sind auf einem 8 Linien dicken Kalkputz aufgetragen, doch
findet sich unter demselben eine ältere Malerei von braun-
rother Farbe mit gelb vor, welche also später cassirt
wurde. Diese Überreste können nicht erhalten werden,
nachdem der Platz für die Baulichkeiten der Dampfschiff-
fahrtsgesellschaft benöthigt wird. Indess versprach der
Werfte-Verwalter, Herr Pellegrini, den Mosaikboden mit
möglichster Vorsicht im Ganzen, oder wenigstens in grossen
Stücken ausheben zu lassen, und der k. k. Central-Com-
mission zur Verfügung zu stellen, damit er erhalten werde J).
Es ist hiermit der interessanteste Thcil dieses Raumes
gerettet.
Dass dieser ganze Complex von Bädern summt jenem
auf dem Floriani - Platze in Alt-Ofen Militärbäder waren,
beweisen die Stempel der Ziegel. Bekanntlich drückten die
Legionen und Cohorten der Hilfstruppen den Ziegeln, mit
welchen die für ihren Gebrauch bestimmten Gebäude auf-
geführt wurden, einen vertieft gravirten Stempel ein, wel-
cher ihren Namen und Bezeichnung enthielt, während bei
Civilbauten der Stempel des Fabrikanten gebraucht wurde.
Die in unseren Bädern gefundenen Ziegel haben folgende,
mitunter interessante Aufschriften:
1. LEG II AD—LEG II AD PF = LEG II 1IAD —
LEG II AD ANT —d. i. Legio secunda adjutrix—legio se-
cunda adjutrix pia fidelis — legio secunda lladriana — le-
gio secunda adjutrix Antoniniana. Diese Legion mit dem
Beinamen Adjutrix (zum Unterschiede von der secunda
Augusta) wurde von Vespasian aus Seesoldaten errichtet
und kam bald nach Nieder-Pannonien, wo sie ihr Stand-
quartier zu Aquincum fortwährend behielt (Dio Cass. LV,
24). Sie erhielt schon damals die Benennung: pia fidelis. 1
1) Dies ist auch bereits geschehen und Theile des Mosaiks befinden sich im
k. k. Antiken-Cabinete zu Wien und im Pester Museum.
Hadrian, nachmals Kaiser, diente als Tribun in derselben
und wahrscheinlich zum Andenken daran legte er ihr den
Titel Hadriana bei, der meines Wissens hier zum ersten
Male vorkommt >). Die Legion machte unter Trajan den
dacischen Krieg, unter Marc Aurel den gegen die Sueven
und Sarrnaten mit. Unter Caracalla, der gerne überall seinen
Namen prunken sah, wie diess in der späteren Kaiserzeit
immer mehr und mehr hervortritt, erhielt sie den Titel:
Antoniniana, wie später Severiana, Gordiana und Constans
Claudiana, Es existiren von ihr zahlreiche Inschriften,
welche ihren langen Aufenthalt in Niederpannonien
bezeugen.
2. COH VII BR — COH VII B R E — COH VII B R
ANT, d. i. Coliortis septimae Breucorum, — Cohortis sep-
timae Breucorum Antoninianae; auf Heizrohren kommt auch
blos CHORTIS und COHORTIS vor. Gewöhnlich war den
Legionen in den Provinzen eine oder mehrere Cohorten
verbündeter Hilfsvölker, die von Rom in Sold genommen
wurden, beigegeben, liier finden wir bei der zweiten Le-
gion die siebente Cohorte der ßreuker, eines celtisch-pan-
nonischen Volkes, das seinen Wohnsitz an der Save (um
Brod) hatte. Von diesem Volke scheinen acht Cohorten ge-
bildet gewesen zu sein, den Beinamen Antoniniana theilte
die Abtheilung der Hilfstruppen wahrscheinlich mit der
Legion.
3. COH IV P P, d. i. Cohors quarta peditata pia (?),
oder Provinciae Panuoniae (?), wahrscheinlich ebenfalls
der Legion zugetheilt.
4. EXER PAN INF., d. i. Exercitus Pannoniae infe-
rioris. Es bestand nämlich eine Gruppirung des grossen
römischen Heeres in einzelne Armeecorps, welche nach
ihrem Aufstellungsorte benannt wurden 2).
Aus diesen Inschriften-, namentlich denen sub 1
scheint hervorzugehen, dass die Badeanlagen aus verschie-
denen Zeiten herrühren und es lässt sich über dieselben
wenigstens etwas vermuthen. Die Ziegel mit dem Stem-
pel : legio secunda Hadriana kommen in dem Ietztbeschrie-
beuen halbkreisförmigen Raume vor, dessen Erbauung so-
nach in die Zeit fallen dürfte, als die Legion diesen Namen
führte, also in die Zeit der Regierung Hadrians oder bald
darnach (c. 130 n. Chr.). Dagegen wurden die Ziegel mit
dem Legionsbeinamen Antoniniana bei den Räumen mit dem
ovalen Bassin vorgefunden, muthmasslich entstanden diese
daher unter oder nach Caracalla (c. 210), und es läge
1) Dass eine eigene Legio secunda Hadriana bestanden habe — wie es eine
Augusta und Trajana gab — ist wohl nicht anzunehmen, da alle sonstigen
Anhaltspunkte dafür fehlen. Eben so wenig ist es wahrscheinlich , dass
die secunda Augusta oder Trajana von Hadrian mit seinem Namen belegt
worden sei, da beide mit ihren ursprünglichen Beinamen noch in der
spätesten Zeit Vorkommen; auch kam keine von beiden je nach Panno-
nien , erstere war in Germanien , dann in Britannien stationirt, letz-
tere in Ägypten.
2) So exercitus Gennanicus, Noricus, Parthicus, Syriacus, Cappadocicus,
Britannicus u. s. w., namentlich auf Münzen vorkommend.