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Meringer, Rudolf; Mayer, Carl
Versprechen und Verlesen: eine psychologisch-linguistische Studie — Stuttgart, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.22263#0049
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29

Jch verzeichne hier auch jene Fülle, wo man einen
Wortteil rnit einem anderen, antieipierten Wortteil ver-
schmelzt. Man contaminiert nur sich ergänzende Wort-
teile, also Wurzelsilben und Endungen, nicht etwa Wurzel-
silben und Wurzelsilben, Endungen und Endungen, d. h.
man macht nicht aus zwei Wurzelsilben oder zwei Endungen
ein Wort, wohl aber kommt es vor, daß man aus zwei
gleichen Teilen einen neuen macht, wie das folgende Bei-
spiel zeigt.

„Strang . . Sturm und Drang" (Leop. Stern). —

Jm allgemeinen kann man auch sagen, daß die An-
tieipation um so leichter erfolgt, je ähnlicher das anti-
cipierte mit dem zu sprechenden ist.

„Kunstgeschlosfene . . kunstgerecht geschlossene Ab-
wehr" (Hofrat O. Benndors). —

„Ungehallt verhallen . . ungehört verhallen" (Ge-
Heim-R. H. Waldeyer-Berlin in einer Rede zu Wien am
12. Februar 1895). —

„Selbstätig denkend" für „selbständig thätig, denkend"
(Or. Pretthoser). —

„Stosf z u geben z u allerlei Bemerkungen" für „Stoss
gegeben . . ." (Mu.). —

„Patient zählt auf fünf Finger . ." sür „. . . auf
süns Fuß Finger" (May. ref.). —

„Jch werde nun zur Abschreitung der Anträge schrei-
ten" sür „. . . Abstimmung . ." sagte Prof. von Escherich,
und korrigierte erst nach mehrmaliger Wiederholung. —
 
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