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Fast alle unsere Sprechfehler gehen aus
Störungen der anreihenden Thätigkeit unseres
Jntellekts heroor. Wenn Wörter oder Laute
verschoben werden, so geraten sie an einen
sunktionell ähnlichen Posten. Jst der Posten
funktiouell (grammatisch) verschieden, so gilt als Regel,
daß das verdrängende Wort die Form des verdrängten
erhält. Die Auslassungen sind Entgleisungen, meist da-
durch veranlaßt, daß srühere und spätere Satzteile gleich
oder sehr ähnlich sind. Eine Entgleisung ist auch durch
Aehnlichkeit möglich, wenn ein anderes ähnliches Wort
nahe unter der Bewußtseinsschwelle liegt, ohne daß es
gesprochen zu werden bestimmt wäre. Das ist
der Fall bei den Substitutionen.

So hofse ich, daß man beim Nachprüsen meine Re-
geln wird bestütigen müssen. Aber dazu ist notwendig,
daß man (wenn ein anderer spricht) sich Klarheit darüber
verschafft, an was alles der Sprecher gedacht hat. Hier
ein lehrreicher Fall. Kassendirektor Li. sagte in unserer
Gesellschaft: „Die Frau würde mir Furcht einlagen".
Jch wurde stutzig, denn das l schien mir unerklärlich.
Jch erlaubte mir, den Sprecher auf seinen Fehler (ein-
lagen" für „einjagen") ansmerksam zu machen, worauf
er sofort antwortete: „Ja, das kommt daher, daß ich
dachte: ich wäre nicht in der Lage" n. s. s.

Ein anderer Fall. Jch frage R. v. Schiv., wie
es seinem kranken Pserde gehe. Er antwortet: „Ja, das
draut . . dauert vielleicht noch einen Monat". Das

Meringer u. Mayer, Versprechen uud Berlescn.

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