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Schneidmüller, Bernd [Hrsg.]; Weinfurter, Stefan [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Otto III. - Heinrich II.: eine Wende? — Mittelalter-Forschungen, Band 1: Sigmaringen, 1997

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Althoff, Gerd: Otto III. und Heinrich II. in Konflikten
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https://doi.org/10.11588/diglit.25411#0109
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Oho 777. aad Tdeian'c?! 77. ia Koa/üVew

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bekräftigten Frieden gebrochen habe. Nur durch persönliches Eingreifen rettete der
Kaiser Balderich aus den Händen der Wütenden W
Es stellt sich natürlich nachhaltig die Frage nach den Ursachen solcher Ent-
wicklungen: Sind sie in einer neuartigen Auffassung vom Königsamt, dem Versuch
einer Intensivierung der Königsherrschaft zu suchen?^ Sind sie durch die speziel-
len Erfahrungen des Heinrich-Zweiges der Ottonen mit den Spielregeln der Kon-
fliktführung erklärbar? Oder bewirkte die Komplexität der Probleme, denen Hein-
rich wie seine Gegner gegenüberstanden, eine Überforderung des Systems der
Konfliktregelungen, so daß der Konsens über Grundbedingungen nicht mehr er-
reichbar war und ein Konflikt den nächsten zeugte? Ich würde einer multikausalen
Erklärung den Vorzug geben, zudem aber dafür plädieren, zunächst die Kenntnis
der Spielregeln zu verbessern, ehe man Ursachen und Wirkungen vorschnell fest-
schreibt und Schuldige namhaft macht.
Deshalb sei mit zwei Hinweisen geschlossen: 1. Vor dem Hintergrund der hier
diskutierten Probleme bekommen die Veränderungen im Zeremoniell der Königs-
erhebung Konrads II., wie sie im Bericht Wipos faßbar sind, einen neuen und guten
Sinn: Konrad II. wurden bei seiner Erhebung demonstrative Nachweise seiner
Fähigkeit zu dcmcnba, üüsen'conü'a und z'usüüa öffentlich abverlangt: Er verzieh ei-
nem früheren Gegner, er erbarmte sich eines Armen, er ließ einer Witwe und einer
Waisen Gerechtigkeit widerfahren^. Dies sind Neuerungen im Zeremoniell der
Königserhebung, die von Konrad gerade den Nachweis der Herrschertugenden
verlangten, an denen es Heinrich zumindest nach Meinung nicht weniger mangel-
te. Ich halte dies nicht für Zufall.
2. Auch Heinrich II. hat in bestimmten Phasen seiner Regierung auffällig häu-
fig verziehen. In die Jahre 1017/1018 fällt der Frieden mit Boleslaw, die Wiederein-
setzung Herzog Heinrichs von Bayern und die Freilassung Gunzelins nach langen

49 Alpertus Mettensis, De diversitate temporum et Fragmentum de Deoderico primo episcopo
Mettensi, hg. von HANS VAN Rij, Amsterdam 1980, De diversitate temporum 11, c. 17, S. 76: Cam-
<7Me ad Wae coazvnfam malt: adesseaf, Imperator Ba?c?n'cM??! paHi'ca data /ide adaeaire iassd. 7a c^aem
cam acern'mae seafeaüe pro/erreafar et die sammo coaafa se iaca?pa7a7em per omaes iashcias, c?aas Im-
perator conshtMemf, demoastrare caperet, dax Goc?e/üc?MS et Bernarc?MS oaraem pargatioaem sa? /actea-
dam tegchas iaterdixeraat, propterea c?aod sepias iater d?am et Wicmaaaam /l&s et pax sacrameato/c'r-
mata, semper t??e pn'or disctdtam/ecen't et ic?eo eins satis/actioaem atten'as aoa rectptencfam esse, qa? coa-
rn'ctas tarn maai/estis iadicäs petaras existeret. Camc^ae tocya: coataatem, oocem etas, ne caasam saam
diceret, taterctpereat et ia eam /readereat, seufeates oh taaoceatts mortem, et Hx coaspectam etas /erreat,
res tarn peae tn eo erat, at mdttam maachas dfscerperetar. Caaa?ae räderet se ?a arto pos?taa7 et eoadere
posse dt/ffderet, aoce magaa ctamaoft peteas aaxdtam regts. Ctamore eias aadtto sarrextt rex et exteasa
maaa, ae paMtcam datam /Hem lederet, ex maatdas senfeatfam eripait et tarn dtsperatam aHre a /acte
etas tasstt.
50 Vgl. dazu WEINFURTER, Die Zentralisierung der Herrschaftsgewalt im Reich durch Kaiser Hein-
rich II. (wie Anm. 48).
51 Vgl. dazu Wiponis Gesta Chuonradi II imperatoris, in: Wiponis Opera, hg. von HARRY BRESSLAU,
MGH SS rer. Germ. 61, Hannover/Leipzig Ü915, cap. 5, S. 26f.; vgl. dazu GERD ALTHOFF, Demon-
stration und Inszenierung. Spielregeln der Kommunikation in mittelalterlicher Öffentlichkeit, in:
Frühmittelalterliche Studien 27,1993, S. 27-50, hier S. 31 ff.; wieder in: DERS., Spielregeln der Poli-
tik im Mittelalter (wie Anm. 1), S. 233ff.; zu einer ausführlichen Beurteilung der Wahlvorgänge
vgl. ULRICH REULING, Die Kur in Deutschland und Frankreich. Untersuchungen zur Entwicklung
des rechtsförmlichen Wahlaktes bei der Königserhebung im 11. und 12. Jahrhundert (Veröffent-
lichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 64), Göttingen 1979, S. 14 ff.
 
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