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Schneidmüller, Bernd [Hrsg.]; Weinfurter, Stefan [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Otto III. - Heinrich II.: eine Wende? — Mittelalter-Forschungen, Band 1: Sigmaringen, 1997

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Seibert, Hubertus: Herrscher und Mönchtum im spätottonischen Reich. Vorstellung – Funktion – Interaktion
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https://doi.org/10.11588/diglit.25411#0221
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HUBERTUS SEIBERT

Herrscher und Mönchtum im spätottonischen Reich
Vorstellung - Funktion - Interaktion*

VencmMf wagz'sfm wco MogimfMc
Alfons Becker zum 75. Geburtstag
Der überraschende Tod einer bekannten Persönlichkeit ruft in unserer Zeit vor al-
lem die Medien auf den Plan, die als Sprachrohr der Öffentlichkeit in Wort und Bild
an den Verstorbenen erinnern. Im Mittelalter löste der Tod eines bedeutenden Zeit-
genossen zunächst eine Vielzahl religiöser und liturgischer Handlungen aus, in de-
ren Mittelpunkt die mcmon/P des Toten durch die Lebenden stand. Bei allen Unter-
schieden stimmen Mittelalter und heutige Zeit jedoch darin überein, daß sie Person
und Wirken des Verstorbenen gedenken und der Nachwelt überliefern.
Befragen wir die Quellen des frühen 11. Jahrhunderts nach ihrer Würdigung
für den toten Otto III. und Heinrich II., entdecken wir - hinsichtlich der Beurteilung
ihres herrscherlichen Wirkens - eine merkwürdige Diskrepanz. Die dem ottoni-
schen Haus nahestehenden, zeitgenössischen Quedlinburger AnnalerF berichten
zum Tode Ottos III.: Er sei zur Trauer fast des gesamten Erdkreises ... dem Elende
dieses hinfälligen Lebens entzogen worden ..., um zur Zeit der künftigen Auferste-
hung besser gekrönt zu werden und glücklicher zu herrschen. Das Ende dieses Un-
glücklichen hätten die Anwesenden verborgen, damit es der Frechheit der Feinde

* Folgende Hilfsmittel werden abgekürzt zitiert: Die Regesten des Kaiserreiches unter Otto II. 955
(9731-983, neubearb. v. HANNS LEO MiKOLETZKY, Graz 1950 (zit. RI 11/2); Die Regesten des Kaiser-
reiches unter Otto III. 980 (9831-1002, neubearb. v. MATHILDE UHURZ, Graz/Köln 1956 (zit. RI 11/3);
Die Regesten des Kaiserreiches unter Heinrich II. 1002-1024, neubearb. v. THEODOR GRAFF, Wien/
Köln 1971 (zit. RI 11/4); Papstregesten 911-1024, bearb. v. HARALD ZiMMERMANN, Wien/Köln 1969
(zit. RI 11/5). Für wertvolle Hinweise und kritische Lektüre danke ich Herrn Prof. Stefan Weinfur-
ter sowie meinen Freunden und Kollegen Werner Bomm, Judith Sommer, M.A. und Dr. Klaus-
Peter Todt.
1 Orro GERHARD OEXLE, Die Gegenwart der Lebenden und der Toten. Gedanken über Memoria, in:
Gedächtnis, das Gemeinschaft stiftet, hg. v. KARL ScHMiD, München/Zürich 1985, S. 74-107;
Memoria in der Gesellschaft des Mittelalters, hg. v. DIETER GEUENICH/OTTO GERHARD OEXLE (Ver-
öffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 111), Göttingen 1994.
2 Zu Quedlinburg als Zentrum ottonischer Hausüberlieferung und zur Frage, welchen Einfluß des-
sen Äbtissinnen auf die Darstellung der Annalen nahmen, deren unbekannter Autor vermutlich
als Frau anzusprechen ist, zuletzt GERD ALTHOFF, Gandersheim und Quedlinburg. Ottonische
Frauenklöster als Herrschafts- und Überlieferungszentren, in: Frühmittelalterliche Studien 25,
1991, S. 123-144, bes.S. 136f.u. 142-144.
 
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