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Schneidmüller, Bernd [Hrsg.]; Weinfurter, Stefan [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Otto III. - Heinrich II.: eine Wende? — Mittelalter-Forschungen, Band 1: Sigmaringen, 1997

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Zotz, Thomas: Die Gegenwart des Königs. Zur Herrschaftspraxis Ottos III. und Heinrichs II.
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https://doi.org/10.11588/diglit.25411#0365
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THOMAS ZOTZ

Die Gegenwart des Königs
Zur Herrschaftspraxis Ottos III. und Heinrichs II.

I. Einführende Bemerkungen: adwnfns cf omm's can'Hs
Adalbold von Utrecht, der etwas im Schatten Thietmars von Merseburg stehende
Biograph König Heinrichs II., schreibt in seiner nur bruchstückhaft erhaltenen Vita
Heinrici zum Spätjahr 1002, daß der König nach seinem in Bruchsal am I. Oktober
erzielten Ausgleich mit Herzog Hermann II. von Schwaben beschlossen habe^,
nach Bayern, in seine tMÜüa Hur?, zurückzukehren; denn er habe nicht die neuen
Getreuen mit seiner Gegenwart so beehren wollen, daß er die alten durch Hintan-
setzung »vergaß«: nolczzs nouos sz'cfrczjMcziHmfz'&les, zzf posfponczzzfo &mozücorH rHc-
rgsT Kaum etwas könnte besser zum Thema »Die Gegenwart des Königs« hin-
führen als dieses Zeugnis eines über Jahrzehnte als Notar und Kapellan zur Umge-
bung sowohl Ottos III. als auch Heinrichs II. gehörenden Geistlichen, der somit
lebensgeschichtlich die »Wende« von 1002 in der Kontinuität des Hofes überbrückt
hat, bevor er im Jahre 1010 von König Heinrich zum Bischof von Utrecht promo-
viert wurde T
Stärker noch als Thietmar von Merseburg, der nicht den Amterweg über den
Königshof gegangen ist, wenngleich er diesem gewiß nahestand scheint Adalbold
die ihm vertraute Sicht von Herrscher und Hof in seiner unter Benutzung Thiet-
mars geschriebenen Darstellung Heinrichs II. verarbeitet zu haben, wie sie auch in
der zitierten Passage zum Ausdruck kommt: Der zzouzzs rex vor seiner Wahl und

1 Regesta Imperii II, 4: Die Regesten des Kaiserreiches unter Heinrich II. 1002-1024, nach JOHANN
FRIEDRICH BÖHMER neubearbeitet von THEODOR GRAFF, Wien/Köln/Graz 1971, Nr. 1508a (im fol-
genden: RI II, 4).
2 Adalbold von Utrecht, Vita Heinrici II. imperatoris, cap. 14, ed. GEORG WAiiz, Monumenta Ger-
maniae Historica (im folgenden: MGH) SS 4, Hannover 1841, ND 1982, S. 679-695, hier S. 687;
neue Edition: H. VAN Rij, De »Vita Heinrici II imperatoris« van bisschop Adelbold van Utrecht, in:
Nederlandse Historische Bronnen 3, Amsterdam 1983, S. 7-95 und 307-309, hier S. 60.
3 Vgl. JosEF FLECKENSTEIN, Die Hofkapelle der deutschen Könige, Bd. 2: Die Hofkapelle im Rahmen
der ottonisch-salischen Reichskirche (Schriften der MGH 16,2), Stuttgart 1966, Register S. 300, zur
Frage der Kontinuität des Hofes speziell S. 156 ff. Zum literarischen Werk Adalbolds vgl. FRANZ
BRUNHÖLZL, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters, Bd. 2, München 1992, S. 301 ff.
Zur Darstellung des Übergangs von Otto III. zu Heinrich II. bei Adalbold vgl. JOHANNES FRIED, Der
Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis 1024 (Propyläen Geschichte Deutsch-
lands 1), Berlin 1994, S. 602ff.; BERND SCHNEIDMÜLLER, in diesem Band, S. 9f.
4 Vgl. zu ihm jüngst zusammenfassend GERD ALTHOFF, Thietmar von Merseburg, in: Lexikon des
Mittelalters Bd. 8,4. Lfg., München 1996, Sp. 696 ff.
5 So bezeichnen die Hildesheimer Annalen Heinrich zum Jahre 1002 anläßlich seiner Feier des Lau-
rentius-Tages in Paderborn und der dort stattfindenden Krönung Kunigundes. Annales Hildes-
heimenses, ed. GEORG WAITZ (MGH SS rer. Germ. 8), Hannover 1878, ND 1990, S. 28.
 
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