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Schneidmüller, Bernd [Hrsg.]; Weinfurter, Stefan [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Otto III. - Heinrich II.: eine Wende? — Mittelalter-Forschungen, Band 1: Sigmaringen, 1997

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Althoff, Gerd: Otto III. und Heinrich II. in Konflikten
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https://doi.org/10.11588/diglit.25411#0093
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GERD ALTHOFF

Otto III. und Heinrich II. in Konflikten

In diesem Band steht die Frage nach den Rahmenbedingungen von Königsherr-
schatt am Ende des ersten Jahrtausends im Mittelpunkt des Interesses, eine Frage,
die das Wesen mittelalterlicher Staatlichkeit, die Funktionsweisen mittelalterlicher
Ordnungen umgreift. Dieser Beitrag ist dem gleichen Interesse verpflichtet. Er will
das Problem mittels der Analyse von Konflikten angehen, in die Otto III. und Hein-
rich II. verwickelt waren bzw. in die sie eingriffen.
Mit einem einfachen Vergleich des Agierens der beiden Herrscher in Konflikten
läßt sich solch ein Vorhaben jedoch nicht realisieren. Als Folie, vor der das Handeln
Ottos III. und Heinrichs II. zu bewerten versucht wird, dient daher eine Modellvor-
stellung vom Regelwerk mittelalterlicher Konfliktführung, die auf Ergebnissen der
mediävistischen Konfliktforschung basiert k Diese Modellvorstellung, die nicht nur
für die Zeit Ottos III. und Heinrichs II. Gültigkeit beansprucht, soll in einem ersten
Abschnitt ganz kurz skizziert werden. Danach gilt die Aufmerksamkeit vor allem
der Zeit Heinrichs II., denn für seine Regierungszeit ergab die Untersuchung neue
und überraschende Befunde und Beobachtungen. Sie lauten in einem Satz: In seiner
Zeit gerieten die Spielregeln der Konfliktführung, die sich eigentlich durch Kon-
stanz, Langlebigkeit und Verbindlichkeit auszeichnen, in bemerkenswerter Weise
in Bewegung. Regeln wurden verändert, nicht beachtet, gebrochen. Ungewöhnli-
ches Verhalten verlängerte Konflikte, verschärfte die Fronten, schuf Mißtrauen. Diese
neuen Befunde sollen zunächst beschreibend vorgeführt und ihre bewertende Ein-
ordnung - so etwa die Frage nach den treibenden Kräften hinter diesen Veränderun-
gen - zurückgestellt werden. Erst ganz zum Schluß soll auf mögliche Hintergründe
dieser Sonderstellung Heinrichs II. eingegangen werden.
Zunächst also eine knappe Skizze der Modellvorstellungen: Das Regelwerk
der Konfliktführung, wie es von den Führungsschichten gerade im fränkisch-deut-
schen Reich bis ins Spätmittelalter beobachtet wurde, ist charakterisiert durch Re-
geln für die Eskalation wie die Deeskalation solcher Konflikte. Die Gewohnheiten
der Eskalation haben in der bisherigen Forschung gebührende Aufmerksamkeit ge-
funden. Es ist bekannt, wie Fehden eröffnet und geführt wurden L Nicht ganz so

1 Vgl. dazu jetzt zusammenfassend die Einleitung zu GERD ALTHOFF, Spielregeln der Politik im Mit-
telalter. Kommunikation in Frieden und Fehde, Darmstadt 1997, S. 1 ff., mit einem Überblick über
die mittelalterliche Konfliktforschung.
2 Klassisch, aber immer noch gültig OiTO BRUNNER, Land und Herrschaft. Grundfragen der territo-
rialen Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, Wien Ü965; vgl. auch den Art. Fehde, in:
Handwörterbuch der Rechtsgeschichte, Bd. 1, hg. von ADALBERT ERLER und EKKEHARD KAUFMANN,
Berlin 1971, Sp. 1083-1093; sowie den Art. Fehde, Fehdewesen, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4,
München/Zürich 1989, Sp. 331-334, jeweils mit weiteren Hinweisen.
 
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