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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

DOI Artikel:
Weller, Tobias,: Auf dem Weg zum ›staufischen Haus‹. Zu Abstammung, Verwandtschaft und Konnubium der frühen Staufer
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0053

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TOBIAS WELLER

Auf dem Weg zum >staufischen Haus<
Zu Abstammung, Verwandtschaft und Konnubium
der frühen Staufer
Über die Herkunft des >staufischen Hauses< zu reden, ist bei näherem Hinse-
hen gar nicht so einfach, denn die Quellen, die wir zur Verfügung haben, sind
in dieser Hinsicht alles andere als mitteilsam. Als Otto von Ereising 1157/58
seine >Gesta Friderici< verfaßte, ging er zwar ausführlich auf die Umstände
ein, unter denen Friedrich I. knapp 80 Jahre zuvor die schwäbische Herzogs-
würde erhalten hatte, aber über die Abstammung dieses Friedrich ließ er sich
nur sehr vage aus. Demnach soll der erste Stauferherzog seine Abkunft von
den vornehmsten Grafen Schwabens hergeleitet haben (ex nobilissimis Sueviae
comitibus originem trahens)1. Das ist zwar keine sonderlich präzise Angabe, aber
immerhin mehr, als man aus Ottos Mitte der 1140er Jahre entstandenen Uni-
versalchronik erfährt. Hier wird die Herzogserhebung Friedrichs mit keinem
Wort erwähnt - und das, obwohl es sich bei ihm um den ersten Gemahl der
Mutter des Chronisten handelt! Etwas aussagekräftiger gibt sich die Konsan-
guinitätstafel, die im Zusammenhang der Trennung Friedrich Barbarossas von
seiner ersten Gemahlin Adela angefertigt wurde. Sie bezeugt, daß bereits der
Vater und der Großvater des ersten staufischen Herzogs von Schwaben den
Namen Friedrich trugen2. »Friedrich« war also offenkundig schon Ende des
11. Jahrhunderts der Leitname der Familie, und dieses Traditionserbe wurde
auch weiterhin sorgfältig gehütet3.

1 Ottonis et Rahewini gesta Friderici I. imperatoris, hg. von GEORG WAITZ/BERNHARD VON
SlMSON (MGH SS rerum Germanicarum [46]), Hannover/Leipzig 31912, lib. I, c. 8, S. 23: Ea
tempestate comes quidam Fridericus nomine, ex nobilissimis Sueviae comitibus originem trahens, in
Castro Stöphe dicto coloniam posuerat.
1 Wibaldi epistulae, in: Monumenta Corbeiensia, hg. von PHILIPP JAFFE (Bibliotheca rerum
Germanicarum 1), Berlin 1864, Nr. 408, S. 547: Fridericus genuit Fridericum de Buren. Fridericus de
Buren genuit ducem Fridericum, qui Stophen condidit.
3 Betrachtet man allein die Nachkommen Herzog Friedrichs I. in männlicher Linie, so begegnet
der Name Friedrich in jeder Generation bis hin zu den Kindern Kaiser Friedrichs II. mindestens
einmal, häufig auch mehrfach. Wie peinlich genau auf den Erhalt des Leitnamens in der Familie
geachtet wurde, zeigt das Beispiel Friedrich Barbarossas: Als sein ältester Sohn Friedrich
(* Juli 1164) noch im Kleinkindalter Ende der 1160er Jahre starb, wurde der Name auf den
Drittgeborenen (* Februar 1167) übertragen, der ursprünglich Konrad hieß. Daß der Name
Friedrich unter seinen Söhnen nicht vertreten sein sollte, war für den Kaiser offensichtlich un-
vorstellbar. Vgl. hierzu ERWIN ASSMANN, Friedrich Barbarossas Kinder, in: Deutsches Archiv
33,1977, S. 435-472, hier S. 442-445.
 
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