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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

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Weller, Tobias,: Auf dem Weg zum ›staufischen Haus‹. Zu Abstammung, Verwandtschaft und Konnubium der frühen Staufer
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0071

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Auf dem Weg zum >staufischen Haus■

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Markgraf Konrad die Abtei Elchingen 1142 unter Verzicht auf alle seine Rech-
te dem Schutz des Hl. Stuhles unterstellt haben, wobei er bezeugt, daß sie in
predio et hereditate nostra gelegen sei97. 1150 trat dann König Konrad III. als
Vogt des Klosters auf98.
Bei seiner Argumentation, Bertha und Konrad III. seien Geschwister gewe-
sen, beruft sich Bühler neben eher spekulativen besitzgeschichtlichen Indizien
auf die Berichte zur Elchinger Klostergründung aus der Feder von Felix Fabri
(f 1502) und Caspar Bruschius (f 1559)99. Die Darstellungen dieser beiden
Autoren stimmen aber weder untereinander überein, noch decken sie sich mit
dem genealogischen Konstrukt Bühlers100. Zudem kolportiert Fabri eine ganze

gesto reperto, memoratum monasterium ecclesie Romane fuisse a patronibus, videlicet Berta comitissa
et Eenugarda, filia eius, illiusque marito Corrado marchione et Henrico, Octone, Theoderico et Theto-
ne, filiis eorum, oblatum iuxta prefatum Calixti privilegium, quod in pergameno, scriptura et stilo
repperimus esse verum, [...]. Graf Adalbert war bei der Übertragung des Klosters an den Hl.
Stuhl offenbar schon tot, jedenfalls wird er hier nicht erwähnt.
97 Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Haupttheil I, Reihe A, Bd. 2: Die Urkunden der Mark-
grafen von Meissen und Landgrafen von Thüringen 1100-1195, hg. von OTTO POSSE, Leipzig
1889, Nr. 154, S. llOf. = Briefe aus den Jahren 1047-1146, mitgetheilt von JULIUS VON PFLUGK-
HARTTUNG, in: Neues Archiv 6, 1881, S. 626-636, hier Nr. IV, S. 634f. (danach zitiert): Ego
C(onradus) Dei gratia marchio cum coniuge mea L(uitgarde) et dilectis filiis nostris O(ttone),
T(hieterico), H(einrico), D(edone), ad remedium anime nostre et parentum nostrorum, abbaciam in
Svevia super ripam Danubii sitam in Augustensi episcopatu, in predio et hereditate nostra et in loco,
qui dicitur Elchingen, feliciter mutatam, quippe ubi Deo sueque matri Marie semper virgini ibidem
serviatur: Hunc, inquam, locum et ipsam abbaciam cum omnibus eidem pertinentibus Deo suisque
sanctis apostolis Petro et Paido et Romane sedi devotissime et ad integrum offerimus, et omni iure ab-
dicato in perpetuum subicimus, hac quidem libertatis condicione, ut unus ex hoc loco Romane sedi
singulis annis solvatur aureus. Bei der Quelle handelt es sich offenbar um ein Begleitschreiben
Markgraf Konrads an Innozenz II., das dem Papst zusammen mit einem weiteren, hier als
maior pagina bezeichneten Schriftstück (wohl der eigentlichen Urkunde) überbracht wurde.
Der Text ist nur in Abschriften des 14. und 17. Jahrhunderts überliefert. MATZKE, Super ri-
pam Danubii (wie Anm. 95), S. 153 hält den Wortlaut des Schreibens für »sicher sehr stark
frisiert«. Die inhaltlichen Angaben scheinen jedoch glaubwürdig zu sein. Vgl. hierzu STEFAN
PÄTZOLD, Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis 1221 (Geschichte
und Politik in Sachsen 6), Köln u. a. 1997, S. 189f. mit Anm. 67.
98 Germania Pontificia sive Repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante
annum MCLXXXXVIII Germaniae ecclesiis, monasteriis, civitatibus singulisque personis cesso-
rum, congessit ALBERTUS BRACKMANN, Bd. 2/1, Berlin 1923, S. 87.
99 Fratris Felicis Fabri Tractatus de civitate Ulmensi, de eius origine, ordine, regimine, de civibus
et statu, hg. von GUSTAV VEESENMEYER (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart 186),
Tübingen 1889, S. 158-161; Monasteriorvm Germaniae Praecipuorum ac maxime illustrium:
Centuria Prima. In qua Origines, Annales ac celebriora cuiusq; Monumenta, bona fide
recensentur. Authore GASPARE BRUSCHIO, Ingolstadü 1551, fol. 46r.
100 Nach Fabri soll die Burg Elchingen, die ursprünglich zum Besitz der Herzoge von Schwaben
gehört habe, über den Heiratsweg an die Herzoge von Sachsen gekommen sein, weil Lucia, ei-
ne angebliche Schwester Konrads von Staufen, mit Konrad, einem angeblichen Bruder Lo-
thars III., verheiratet gewesen sei. Bei den Thronkämpfen zwischen dem Staufer Konrad und
Lothar III. habe der Sachse Elchingen als operativen Stützpunkt genutzt und von hier aus Ulm
eingenommen. Nach dem Tod Lothars soll Konrad III. die Burg von seinem gleichnamigen
Schwager, dem Gemahl Lucias, zurückgefordert haben; dabei habe er gedroht, sie andernfalls
zu zerstören. In dieser Situation sollen Konrad und Lucia auf Eingebung des Hl. Geistes einen
weisen Ausweg gefunden haben, damit Elchingen in Zukunft weder den Schwaben noch den
Sachsen als Festung dienen und insofern keine Gefahr mehr für die Region darstellen könne;
 
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