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Tobias Weller
Reihe eklatanter Fehlinformationen101. Da scheint es doch sehr abwegig, zwar
die konkreten genealogischen Angaben von Fabri und Bruschius zu verwer-
fen, aber dennoch anzunehmen, daß sie zumindest insofern einen wahren
Kern bergen, als die Gemahlin des Wettiner Markgrafen über ihre Mutter stau-
fischer Abstammung gewesen sei. Auch der Umstand, daß Konrad III. 1150 als
Elchinger Klostervogt fungierte, beweist nichts im Hinblick auf eine enge
Verwandtschaft mit der Klostergründerin. Womöglich sind ihm die Vogtei-
rechte von Markgraf Konrad von Meißen überlassen worden, dem die weit
von seinem ostsächsischen Herrschaftsbereich abgelegene Abtei territorialpoli-
tisch uninteressant erschienen sein mag. Vielleicht hat der Staufer sie aber
auch unmittelbar nach dem Tod Graf Adalberts von Elchingen an sich gezo-
gen102. Ein aus naher Verwandtschaft resultierender Erbanspruch muß hier
jedenfalls nicht vorausgesetzt werden103.
Weite Verbreitung hat ferner die These gefunden, derzufolge Konrad III.
vor seiner Ehe mit Gertrud von Sulzbach bereits einmal verheiratet war, und
zwar mit der Erbtochter Graf Heinrichs von Komburg, die ebenfalls Gertrud
geheißen habe104. Hierfür wußte Decker-Hauff mehrere Indizien geltend zu
ihrem Vorschlag habe sich auch König Konrad III. nicht verschließen können (et ecce, spiritus
Domini instinctu deificum et salubre invenerunt remedium, nt arx illa nec Snevis nec Saxonibus munitio
ad patriae et regionis turbationem esset; et cui Conradus rex etiam non posset contradicere). Also sei die
Burg Elchingen im Jahre 1142 mit allem dazugehörigen Besitz dem Hl. Stuhl übertragen wor-
den mit der Bitte, hier ein Kloster einzurichten. Der Papst habe diesem Wunsch dann umge-
hend entsprochen. - Demgegenüber gibt Bruschius an, Kloster Elchingen sei 1128 von dem
Herzog Konrad von Sachsen und seiner Gemahlin Lucia, einer Schwester Konrads IIP, gegrün-
det worden (fundatum est anno Domini 1128 ä Conrado duce Saxoniee, & eins uxore Domina Lucia,
Sneuise ducissa, Imperatoris Conradi tertij sorore). Schon wenige Jahre später sei das Kloster aber
durch ein Feuer zerstört worden, doch habe es der Graf Adalbert von Ravenstein aus Dank für
seine wohlbehaltene Rückkehr vom zweiten Kreuzzug wieder aufgebaut.
101 So gibt Fabri z. B. an, Heinrich V. sei 1128 gestorben. Daraufhin seien in einer zwiespältigen
Wahl sowohl Herzog Lothar von Sachsen als auch Konrad von Staufen zu Königen erhoben
worden. Den Romzug Lothars III. zur Kaiserkrönung setzt Fabri nach der Einnahme Ulms an;
zudem soll Lothar nach seiner Darstellung noch auf dem Hinweg in Verona gestorben sein
(cum exercitu grandi versus Romam benedicendus a papa migravit, sed morte praeventus in Verona
obiit). Als Inhaber des Papstthrons gibt Fabri zu 1142 Papst Lucius II. an, der freilich erst im
März 1144 in dieses Amt gewählt wurde. Bemerkenswerterweise sind gerade die genealogi-
schen Angaben Fabris völlig falsch. Er macht nicht allein den Herzog Konrad von Sachsen (of-
fenbar gleichzusetzen mit Markgraf Konrad von Meißen) zu einem Bruder Lothars von
Süpplingenburg, sondern gibt darüber hinaus auch noch an, daß Konrads Gemahlin Lucia eine
Schwester sowohl Konrads III. als auch Friedrich Barbarossas gewesen sei (Conradus dux Saxo-
nias cum domina Lucia uxore sua ducissa Suevias, sorore Conradi regis et Friderici primi huius nominis,
postea imperatoris). Vgl. Fratris Felicis Fabri Tractatus (wie Anm. 99), S. 158-160.
102 Vgl. PÄTZOLD, Die frühen Wettiner ( wie /Anm. 97), S. 190f. mit Anm. 72.
103 Ebenfalls ablehnend gegenüber der These einer staufischen Herkunft Berthas von Elchingen
PÄTZOLD, Die frühen Wettiner (wie Anm. 97), S. 285, Anm. 113.
104 DECKER-HAUFF, Das staufische Haus (wie Anm. 11), Nr. 37, S. 350. Ausführlich auch DERS.,
Konrad III. und die Komburg (wie Anm. 84). - Übernommen wurde diese These von FRIEDRICH
HAUSMANN, Konrad III., in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 12, Berlin 1980, S. 496-499; GERD
WUNDER, Die erste Ehe Konrads III., in: Württembergisch Franken 71, 1987, S. 279-280;
Ders., Die ältesten Markgrafen von Baden, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins
NF 96, 1987, S. 103-118, hier S. lllf.; SCHMIDT, Königswahl und Thronfolge (wie Anm. 59),
S. 41f.; Wilhelm Stormer, Strukturelemente Frankens von der Ottonen- bis zum Ende der
Tobias Weller
Reihe eklatanter Fehlinformationen101. Da scheint es doch sehr abwegig, zwar
die konkreten genealogischen Angaben von Fabri und Bruschius zu verwer-
fen, aber dennoch anzunehmen, daß sie zumindest insofern einen wahren
Kern bergen, als die Gemahlin des Wettiner Markgrafen über ihre Mutter stau-
fischer Abstammung gewesen sei. Auch der Umstand, daß Konrad III. 1150 als
Elchinger Klostervogt fungierte, beweist nichts im Hinblick auf eine enge
Verwandtschaft mit der Klostergründerin. Womöglich sind ihm die Vogtei-
rechte von Markgraf Konrad von Meißen überlassen worden, dem die weit
von seinem ostsächsischen Herrschaftsbereich abgelegene Abtei territorialpoli-
tisch uninteressant erschienen sein mag. Vielleicht hat der Staufer sie aber
auch unmittelbar nach dem Tod Graf Adalberts von Elchingen an sich gezo-
gen102. Ein aus naher Verwandtschaft resultierender Erbanspruch muß hier
jedenfalls nicht vorausgesetzt werden103.
Weite Verbreitung hat ferner die These gefunden, derzufolge Konrad III.
vor seiner Ehe mit Gertrud von Sulzbach bereits einmal verheiratet war, und
zwar mit der Erbtochter Graf Heinrichs von Komburg, die ebenfalls Gertrud
geheißen habe104. Hierfür wußte Decker-Hauff mehrere Indizien geltend zu
ihrem Vorschlag habe sich auch König Konrad III. nicht verschließen können (et ecce, spiritus
Domini instinctu deificum et salubre invenerunt remedium, nt arx illa nec Snevis nec Saxonibus munitio
ad patriae et regionis turbationem esset; et cui Conradus rex etiam non posset contradicere). Also sei die
Burg Elchingen im Jahre 1142 mit allem dazugehörigen Besitz dem Hl. Stuhl übertragen wor-
den mit der Bitte, hier ein Kloster einzurichten. Der Papst habe diesem Wunsch dann umge-
hend entsprochen. - Demgegenüber gibt Bruschius an, Kloster Elchingen sei 1128 von dem
Herzog Konrad von Sachsen und seiner Gemahlin Lucia, einer Schwester Konrads IIP, gegrün-
det worden (fundatum est anno Domini 1128 ä Conrado duce Saxoniee, & eins uxore Domina Lucia,
Sneuise ducissa, Imperatoris Conradi tertij sorore). Schon wenige Jahre später sei das Kloster aber
durch ein Feuer zerstört worden, doch habe es der Graf Adalbert von Ravenstein aus Dank für
seine wohlbehaltene Rückkehr vom zweiten Kreuzzug wieder aufgebaut.
101 So gibt Fabri z. B. an, Heinrich V. sei 1128 gestorben. Daraufhin seien in einer zwiespältigen
Wahl sowohl Herzog Lothar von Sachsen als auch Konrad von Staufen zu Königen erhoben
worden. Den Romzug Lothars III. zur Kaiserkrönung setzt Fabri nach der Einnahme Ulms an;
zudem soll Lothar nach seiner Darstellung noch auf dem Hinweg in Verona gestorben sein
(cum exercitu grandi versus Romam benedicendus a papa migravit, sed morte praeventus in Verona
obiit). Als Inhaber des Papstthrons gibt Fabri zu 1142 Papst Lucius II. an, der freilich erst im
März 1144 in dieses Amt gewählt wurde. Bemerkenswerterweise sind gerade die genealogi-
schen Angaben Fabris völlig falsch. Er macht nicht allein den Herzog Konrad von Sachsen (of-
fenbar gleichzusetzen mit Markgraf Konrad von Meißen) zu einem Bruder Lothars von
Süpplingenburg, sondern gibt darüber hinaus auch noch an, daß Konrads Gemahlin Lucia eine
Schwester sowohl Konrads III. als auch Friedrich Barbarossas gewesen sei (Conradus dux Saxo-
nias cum domina Lucia uxore sua ducissa Suevias, sorore Conradi regis et Friderici primi huius nominis,
postea imperatoris). Vgl. Fratris Felicis Fabri Tractatus (wie Anm. 99), S. 158-160.
102 Vgl. PÄTZOLD, Die frühen Wettiner ( wie /Anm. 97), S. 190f. mit Anm. 72.
103 Ebenfalls ablehnend gegenüber der These einer staufischen Herkunft Berthas von Elchingen
PÄTZOLD, Die frühen Wettiner (wie Anm. 97), S. 285, Anm. 113.
104 DECKER-HAUFF, Das staufische Haus (wie Anm. 11), Nr. 37, S. 350. Ausführlich auch DERS.,
Konrad III. und die Komburg (wie Anm. 84). - Übernommen wurde diese These von FRIEDRICH
HAUSMANN, Konrad III., in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 12, Berlin 1980, S. 496-499; GERD
WUNDER, Die erste Ehe Konrads III., in: Württembergisch Franken 71, 1987, S. 279-280;
Ders., Die ältesten Markgrafen von Baden, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins
NF 96, 1987, S. 103-118, hier S. lllf.; SCHMIDT, Königswahl und Thronfolge (wie Anm. 59),
S. 41f.; Wilhelm Stormer, Strukturelemente Frankens von der Ottonen- bis zum Ende der