Auf dem Weg zum >staufischen Haus<
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machen: Neben der Namensliste im >Roten Buch<, in der an Konrads Seite
gleich zwei Königinnen mit Namen Gertrud auftauchen, soll auch die Lorcher
Überlieferung für die Annahme sprechen, der Staufer sei zweimal verheiratet
gewesen. Diese gibt an, daß Königin Gertrud in Lorch beigesetzt worden sei,
wo doch andererseits feststeht, daß Gertrud von Sulzbach in Ebrach begraben
wurde105. Wenn Konrad jedoch in erster Ehe seit ca. 1114/15 mit einer Gertrud
von Komburg verheiratet gewesen sei, so könne man ohne weiteres auch die
Inbesitznahme der Komburg-Rothenburger Güter und der Grafenrechte im
Kochergau erklären, welche Konrad eigenen Angaben zufolge bereits vor sei-
ner Königswahl besaß. Diese Besitzungen nämlich seien als »freieigenes
Gut«106 nach dem Tod Graf Heinrichs II. von Komburg über seine Erbtochter
Gertrud an den Staufer Konrad gekommen. Gegen die Annahme, die Sulzba-
cherin sei seine erste und einzige Ehefrau gewesen, spreche allein schon die
Tatsache, daß Konrad sie erst im Alter von etwa 40 Jahren heiratete. Sollte er
vielleicht derart lange den dynastischen Fortbestand seines Hauses hintange-
stellt haben?
Bei Lichte besehen wird man diese Frage bejahen müssen, zumal daran er-
innert werden darf, daß Konrads Leben seit Mitte der 1120er Jahre bis in die
1130er Jahre hinein in sehr unruhigen Bahnen verlief, die einer Eheschließung
zumindest nicht günstig waren107. Wenn die Lorcher Klostertradition von
einer Grablege der Gemahlin Konrads III. in ihren Mauern wissen will, so ist
das schlechterdings eine Fehlinformation. Die Quellenzeugnisse, die diese
Behauptung aufstellen - es handelt sich um die in leoninischen Hexametern
abgefaßte Inschrift einer nicht mehr erhaltenen Tafel, die über dem Lorcher
Stiftergrab angebracht war, und um ein Verzeichnis der in der Klosterkirche
Stauferzeit, in: Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 3/1 (wie Anm. 30), S. 283; HELMUT
MAURER, Komburg, in: Die deutschen Königspfalzen, Bd. 3: Baden-Württemberg, 3. Lief.,
Göttingen 1997, S. 254-262, hier S. 257f.; KLAUS HÖFLINGER, König Konrad III., in: Die Stau-
fer, hg. von der Gesellschaft für staufische Geschichte e.V. (Schriften zur staufischen Ge-
schichte und Kunst 19), Göppingen 2000, S. 40-42, hier S. 40; 900 Jahre Kloster Lorch (wie
Anm. 83), S. 10. - Dagegen hat bereits GOEZ, Konrad III. (wie Anm. 30), S. 23 mit Anm. 44,
frühzeitig Bedenken gegenüber der Annahme einer ersten Ehe Konrads III. geäußert.
105 Annales Palidenses zu 1146 (wie Anm. 77), S. 81: Gertrudis regina obiit, sepulta in Everacensi
ecclesia. Fundatio monasterii Ebracensis, hg. von OSWALD HOLDER-EGGER, in: MGH SS 15/2,
Hannover 1888, S. 1042: [...]; ante quorum altare iacet eciam sepulta pie memorie supradicta nobilis et
inclita Gertrudis Romanorum imperatrix et mater Heinrici regis, que obiit 18. Kal. Maii anno Domini
1147. et nono regni eius, primo scilicet anno ante illam maximam expedicionem Iherosolimitanam mariti
sui Conradi, [...].
106 So WUNDER, Die erste Ehe Konrads III. (wie Anm. 104), S. 279.
107 Vgl. hierzu JAN PAUL NIEDERKORN, Die Erwerbung des Erbes der Grafen von Komburg-Rothen-
burg durch Konrad von Staufen, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 57,
1998, S. 11-19, hier S. 14f. Im Jahre 1124 trat Konrad eine Pilgerfahrt ins Hl. Land an, von der er
erst zurückkehrte, als die Auseinandersetzungen seines mit der Reichsacht belegten Bruders
Friedrich II. mit Lothar von Süpplingenburg bereits im Gange waren. Der Konflikt um das sali-
sche Erbe forderte sein volles militärisches Engagement. Nachdem er im Dezember 1127 gegen
Lothar zum König erhoben worden war, brach Konrad im darauffolgenden Jahr nach Italien
auf, wo er relativ erfolglos versuchte, seinem Königstitel Geltung zu verschaffen, und kehrte
wahrscheinlich erst in der zweiten Jahreshälfte 1132 nach Deutschland zurück.
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machen: Neben der Namensliste im >Roten Buch<, in der an Konrads Seite
gleich zwei Königinnen mit Namen Gertrud auftauchen, soll auch die Lorcher
Überlieferung für die Annahme sprechen, der Staufer sei zweimal verheiratet
gewesen. Diese gibt an, daß Königin Gertrud in Lorch beigesetzt worden sei,
wo doch andererseits feststeht, daß Gertrud von Sulzbach in Ebrach begraben
wurde105. Wenn Konrad jedoch in erster Ehe seit ca. 1114/15 mit einer Gertrud
von Komburg verheiratet gewesen sei, so könne man ohne weiteres auch die
Inbesitznahme der Komburg-Rothenburger Güter und der Grafenrechte im
Kochergau erklären, welche Konrad eigenen Angaben zufolge bereits vor sei-
ner Königswahl besaß. Diese Besitzungen nämlich seien als »freieigenes
Gut«106 nach dem Tod Graf Heinrichs II. von Komburg über seine Erbtochter
Gertrud an den Staufer Konrad gekommen. Gegen die Annahme, die Sulzba-
cherin sei seine erste und einzige Ehefrau gewesen, spreche allein schon die
Tatsache, daß Konrad sie erst im Alter von etwa 40 Jahren heiratete. Sollte er
vielleicht derart lange den dynastischen Fortbestand seines Hauses hintange-
stellt haben?
Bei Lichte besehen wird man diese Frage bejahen müssen, zumal daran er-
innert werden darf, daß Konrads Leben seit Mitte der 1120er Jahre bis in die
1130er Jahre hinein in sehr unruhigen Bahnen verlief, die einer Eheschließung
zumindest nicht günstig waren107. Wenn die Lorcher Klostertradition von
einer Grablege der Gemahlin Konrads III. in ihren Mauern wissen will, so ist
das schlechterdings eine Fehlinformation. Die Quellenzeugnisse, die diese
Behauptung aufstellen - es handelt sich um die in leoninischen Hexametern
abgefaßte Inschrift einer nicht mehr erhaltenen Tafel, die über dem Lorcher
Stiftergrab angebracht war, und um ein Verzeichnis der in der Klosterkirche
Stauferzeit, in: Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 3/1 (wie Anm. 30), S. 283; HELMUT
MAURER, Komburg, in: Die deutschen Königspfalzen, Bd. 3: Baden-Württemberg, 3. Lief.,
Göttingen 1997, S. 254-262, hier S. 257f.; KLAUS HÖFLINGER, König Konrad III., in: Die Stau-
fer, hg. von der Gesellschaft für staufische Geschichte e.V. (Schriften zur staufischen Ge-
schichte und Kunst 19), Göppingen 2000, S. 40-42, hier S. 40; 900 Jahre Kloster Lorch (wie
Anm. 83), S. 10. - Dagegen hat bereits GOEZ, Konrad III. (wie Anm. 30), S. 23 mit Anm. 44,
frühzeitig Bedenken gegenüber der Annahme einer ersten Ehe Konrads III. geäußert.
105 Annales Palidenses zu 1146 (wie Anm. 77), S. 81: Gertrudis regina obiit, sepulta in Everacensi
ecclesia. Fundatio monasterii Ebracensis, hg. von OSWALD HOLDER-EGGER, in: MGH SS 15/2,
Hannover 1888, S. 1042: [...]; ante quorum altare iacet eciam sepulta pie memorie supradicta nobilis et
inclita Gertrudis Romanorum imperatrix et mater Heinrici regis, que obiit 18. Kal. Maii anno Domini
1147. et nono regni eius, primo scilicet anno ante illam maximam expedicionem Iherosolimitanam mariti
sui Conradi, [...].
106 So WUNDER, Die erste Ehe Konrads III. (wie Anm. 104), S. 279.
107 Vgl. hierzu JAN PAUL NIEDERKORN, Die Erwerbung des Erbes der Grafen von Komburg-Rothen-
burg durch Konrad von Staufen, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 57,
1998, S. 11-19, hier S. 14f. Im Jahre 1124 trat Konrad eine Pilgerfahrt ins Hl. Land an, von der er
erst zurückkehrte, als die Auseinandersetzungen seines mit der Reichsacht belegten Bruders
Friedrich II. mit Lothar von Süpplingenburg bereits im Gange waren. Der Konflikt um das sali-
sche Erbe forderte sein volles militärisches Engagement. Nachdem er im Dezember 1127 gegen
Lothar zum König erhoben worden war, brach Konrad im darauffolgenden Jahr nach Italien
auf, wo er relativ erfolglos versuchte, seinem Königstitel Geltung zu verschaffen, und kehrte
wahrscheinlich erst in der zweiten Jahreshälfte 1132 nach Deutschland zurück.