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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

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Weller, Tobias,: Auf dem Weg zum ›staufischen Haus‹. Zu Abstammung, Verwandtschaft und Konnubium der frühen Staufer
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0074

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Tobias Weller

beigesetzten Angehörigen der Stifterfamilie - stammen erst aus dem 15. Jahr-
hundert1118. Zudem - und das verdient Beachtung - verlegen sie auch die
Grabstätte der Salierin Agnes nach Lorch109, obwohl diese nachweislich in
Klosterneuburg beigesetzt wurde. Schaut man sich die in Frage stehende Lor-
cher Überlieferung genauer an, so spricht alles dafür, daß mit der hier genann-
ten Gerdrut regina, Conradi regis amica Gertrud von Sulzbach gemeint ist, denn
es wird ausdrücklich gesagt, daß an gleicher Stätte ihr Sohn Fleimich beige-
setzt wurde110 - was offenkundig auf Fleinrich (VI.) zu beziehen ist* * 111. Der
Quellenwert der spätmittelalterlichen Lorcher Klostertradition darf demnach
sicher nicht sonderlich hoch veranschlagt werden112.
Erklärungsbedürftig bliebe also noch, auf welchem Wege die Komburger
Hinterlassenschaft an Konrad III. gekommen ist. Dabei ist keinesfalls bezeugt,
daß es sich bei der Grafschaft im Kochergau um Allodialgut handelt, wie häu-
fig unterstellt wurde. Die zum Beweis angeführte Urkunde Konrads für das
Kloster Komburg vom August 1138 unterstützt eine solche Annahme nicht:
Hier ist lediglich davon die Rede, daß Konrad den comitatus bereits vor seiner
Erhebung innegehabt habe113 - nicht jedoch, daß er »sein Eigen gewesen«
sei114. Gerhard Lubich konnte zeigen, daß die Grafschaft im Kochergau - an-

108 Beide Quellen sind nur noch abschriftlich erhalten. Zur Überlieferung und Datierung vgl.
ausführlich GRAF, Staufer-Überlieferungen (wie Anm. 18), S. 223-230. Eine Edition der Texte
bietet WOLFGANG SEIFFER, Jakob Spindler, Stadtpfarrer zu Gmünd, und die Geschichtsfor-
schung über Kloster Lorch und die Staufer im 16. Jahrhundert, Diss. phil. Tübingen 1969,
S. 132f. sowie 139.
109 Vgl. die ersten zehn Verse der ehemals über dem Staufergrab angebrachten Stiftertafel bei
SEIFFER, Jakob Spindler (wie Anm. 108), S. 132f.: Si fundatorum tu quaerens nomina, quorum /
Communis fossa iuxta nos continet ossa, / Scire velis, horum lege scripta versiculorum. / Principibus
nati requiescunt hic tumulati, / Fundator hic primus humatur dux Fridericus, / Cum consorte thori,
cuius non defuit ori / Christus quo melo confertur gratia celo, / Binos matre latos fratres habet hic tu-
mulatos / Gerdrut regina, Conradi regis amica / Illic cum nato Heinrico iacet cinerato. Ebenso das
Verzeichnis der angeblich in Lorch beigesetzten Angehörigen der Stifterfamilie (ebd., S. 139):
Hec sunt nomina fundatorum monasterii nostri quorum corpora hic requiescunt: dux Suevie Frideri-
cus avus Friderici imperatoris, primus fundator istius loci, cum duobus fratribus suis Walthero et
Ludwico et uxore sua Agnete. Regina Gerdrudis, uxor regis Conradi. [...].
110 Vgl. das erste Quellenzitat in Anm. 109.
111 Eindeutig vorgenommen wird diese Identifizierung in einer wohl in Lorch entstandenen deut-
schen Übertragung der Stiftertafel-Inschrift, die in Teilen unabhängig auf die Klostertradition
zurückgreift. Der älteste Textzeuge befindet sich in einer zu 1481 datierten Parüe einer von
Konrad Bollstatter (Augsburg) zusammengestellten Sammelhandschrift. Vgl. die Wiedergabe
des Textes bei SEIFFER, Jakob Spindler (wie Anm. 108), S. 134—138, hier S. 136: Hie bey uns auch
begraben sindt, / Walthero und auch Ludewico / Der namen seyen gelobet also, / Darzü Gerdraut ein kü-
nigin, / Kunig Conrads gar liebe freundin. / Bey mns zü aschen worden ist / Kunig Hainrich ir sün der
edelfürst.
112 Das gilt ebenso für die von dem ehemaligen Lorcher Konventualen Jakob Spindler (t 1565)
verfaßte Genealogia des Stauferhauses. Vgl. ihre Ediüon bei SEIFFER, Jakob Spindler (wie
Anm. 108), S. 97-124.
113 MGH D K III. 14 (13. August 1138): Hoc autem nominatim per totum comitatum Choggengou, quem
ante nostram in regno sublimationem nos ipsi habuimus, fieri precipimus.
114 So Decker-Hauff, Konrad III. und die Komburg (wie Anm. 84), S. 3: »Die Staufer und die
Komburg, nun, das ist gewiß kein neues Thema, denn die frühen Staufer haben ja selber darauf
hingewiesen, daß die Komburg ihr Eigen sei. Es ist ein bemerkenswertes Zeugnis, daß man bis-
 
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