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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

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Keupp, Jan,: Interaktion als Investition. Überlegungen zum Sozialkapital König Konrads III.
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0312

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Jan Keupp

Bruder Konrad »mit seiner Tapferkeit die erschütterte Ehre des Reiches (...) so
lange aufrecht erhielt, bis die vom Haupt abgefallenen Glieder wieder zum
Herzen zurückkehrten«5. Und als es nach dem Tod des letzten Saliers aber-
mals zu einer »schweren Spaltung« des Reiches kam, luden sich die Stau-
ferbrüder erneut die »Last des ganzen Reiches« auf die Schultern.
Diesmal freilich blieb ihnen der Erfolg verwehrt. Im offenen Aufruhr gegen
die herrscherliche Autorität versagten ihre Kräfte - »sie wurden im Gegenteil
von dem über sie gesetzten König tief gedemütigt und mit Füßen getreten«6.
Offenbar hatte es dem Thronprätendenten Friedrich an Rückhalt unter den
Reichsfürsten gefehlt, als er während der Mainzer Wahlversammlung von
1125 allein und ohne sein schwäbisches Gefolge die Stadt betrat. Seine sozialen
Netzwerke sollten sich als wenig tragfähig erweisen. Denn, so vermelden die
Stader Annalen, »jene, deren Friedrich sich weniger sicher war«, erklärten sich
einmütig für die Wahl Lothars7. Selbst sein Schwiegervater Heinrich der
Schwarze ließ sich im kritischen Moment auf die Seite des Supplinburgers
ziehen8. Vollends zum Fiasko geriet der Versuch, in der Person Konrads einen
Gegenkönig zu installieren9. Nur summarisch nennen die Quellen Sympathi-
5 Otto von Freising, Gesta Frederici (wie Anm. 1) I, 14, S. 156: ut sua virtute honorem regni
labefactatum viriliter contra hostes decertando tarn diu sustentaret, donec membra a capite suo dissidentia
ad gratiam principis veniendo ad cor redirent.
6 Otto von Freising, Chronica sive historia de duabus civitatibus, hg. von ADOLF HOFMEISTER,
MGH SS rer. Germ. 45, Hannover/Leipzig 1912, VII, 24, S. 347: sed et a posito super se rege
plurimum affliguntur et conculcantur.
7 Albert von Stade, Annales Stadenses, hg. von JOHANN MARTIN LAPPENBERG, MGH SS 16,
Hannover 1859, S. 271-379, a. 1126, S. 322: Ipsi ergo de quibus dux Fridericus minus certus erat,
ymmo adversarios estimabat, consona voce eius electioni in publico applaudebant.
8 Zur personalen Konstellation der Königswahl vgl. HEINZ STOOB, Zur Königwahl Lothars von
Sachsen im Jahre 1125, in: Historische Forschungen für Walter Schlesinger, hg. von HELMUT
BEUMANN, Köln 1974, S. 438-461, hier S. 455ff., der den Übertritt Heinrichs v.a. in kirchenpoliti-
schen Zusagen begründet sieht; Hagen KELLER, Schwäbische Herzoge als Thronbewerber:
Hermann II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen (1125). Zur Entwick-
lung von Reichsidee und Fürstenverantwortung, Wahlverständnis und Wahlverfahren im
11. und 12. Jahrhundert, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131, 1983, S. 123-162,
bes. S. 151-159; WOLFGANG PETKE, Kanzlei, Kapelle und königliche Kurie unter Lothar III.
(1125-1137) (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 5), Köln 1982,
S. 269-280; ULRICH SCHMIDT, Königswahl und Thronfolge im 12. Jahrhundert (Forschungen zur
Kaiser- rmd Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J. F. BÖHMER, Regesta Imperii 7),
Köln/Wien 1987, S. 34-59 und S. 70ff.; ULRICH NONN, Geblütsrecht, Wahlrecht, Königswahl. Die
Wahl Lothars von Supplinburg 1125, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 44, 1993,
S. 146-157, hier S. 156f.; LUDWIG VONES, Der gescheiterte Königsmacher. Erzbischof Adalbert I.
von Mainz und die Wahl von 1125, in: Historisches Jahrbuch 115, 1995, S. 85-124, der Heinrich
freilich auf Seiten Leopolds III. von Österreich vermutet; JUTTA SCHLICK, König, Fürsten und
Reich. Herrschaftsverständnis im Wandel (Mittelalter-Forschungen 7), Stuttgart 2001, S. 88f.;
SCHWARZMAIER, Pater imperatoris (wie Anm. 1), S. 264f.
9 Vgl. zum Gegenkönigtum Konrads allgemein WOLFGANG GlESE, Das Gegenkönigtum des
Staufers Konrad 1127-1135, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, German.
Abt. 95, 1978, S. 203-220, der ein vom Erbrechtsgedanken motiviertes Sukzessionsrecht als rex
naturalis (Landulf) annimmt. Hingegen sieht JAN PAUL NlEDERKORN, Konrad III. als Gegenkö-
nig in Italien, in: Deutsches Archiv 49,1993, S. 589-600, im Italienzug den Primärzweck der Kö-
nigserhebung und mutmaßt ein Bündnis Konrads mit Roger II. Mit Rücksicht auf die Interessen-
lage der Anhänger Konrads sieht SCHWARZMAIER, Pater imperatoris (wie Anm. 1), S. 273, die
 
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