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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

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Winterling, Monika,: Zur Darstellung Heinrichs V. und Lothars III. in der deutschen Kaiserchronik des 12. Jahrhunderts
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0417

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Zur Darstellung Heinrichs V. und Lothars III.

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züge Lothars zu einem Zug in den Süden, die Konzentration auf den Kampf
als den Ort der Bewährung des Königs und seiner Gefolgsleute als Helden als
spezifische Formen der Darstellung in der Kaiserchronik werden auch hier
deutlich. Von Interesse im vorliegenden Zusammenhang ist vor allem die
Darstellung der Auseinandersetzung mit den Staufern, die deshalb etwas nä-
her betrachtet werden soll.
Die inhaltliche Ausgestaltung der Ereignisse bleibt weitgehend nahe an dem,
was auch die lateinischen Quellen zu den Ereignissen berichten31. Die zentralen
geographischen Punkte der Auseinandersetzung wie Nürnberg32, Neuenburg33
und Speyer34 werden erwähnt. Doch darüber hinaus bleibt die Wiedergabe des
Geschehens, wie auch schon im Zusammenhang mit Heinrich V. festgestellt, auf
eine privat-persönliche Sichtweise beschränkt. So wird die Entscheidung für
Lothar als den neuen König nicht von geistlichen und weltlichen Fürsten des
Reiches, sondern im Kreise der sächsischen Fürsten in Braunschweig gefällt35.
Lind auch die beiden staufischen Brüder werden nicht in ihrem Selbstverständ-
nis als die rechtmäßigen Erben des Thrones, sondern als Unruhestifter darge-
stellt, die mutwillig, aus rein persönlichen Gründen die Herrschaft Lothars nicht
anerkennen und damit Unheil über das Land bringen36.
Auffällig bleibt vor allem die einseitige Betonung des Konflikts zugunsten
Lothars, die mittels formelhafter Elemente der oralen Tradition ausgeführt
wird. Denn der Dichter gibt die Ereignisse hier nicht nur in Form einer einfa-
chen Erzählung wieder, sondern fügt diese in den erzählerischen Rahmen
eines Handlungsschemas, d. h. einer standardisierten Form zur Wiedergabe
eines bestimmten Handlungsablaufs, ein. Das hier benutzte Handlungsschema

31 Vgl. Ottonis Frisingensis chronica (wie Anm. 18), lib. VII, c. 17, 19; Ottonis et Rahewini gesta
Friderici imperatoris, ed. GEORG WAITZ, MGFI SS rerum Germanicarum [46], Hannover 1912,
lib. I, c. 17f.
32 So wird von Herzog Ulrich gesagt, SCHRÖDER, Kaiserchronik (wie Anm. 3), vv 17014-17018: do
gevolget in der herrejdes chuniges hulde er gewan;/sit wart er sin haimlich man, daz er des riches rätgebe
was./vor Nurenberc er mit im saz.
33 SCHRÖDER, Kaiserchronik (wie Anm. 3), vv 17039-17047: Vursten sumeliche/gerieten do in dem
richejsi rewelten den herzogen Chuonräten./si vergäheten sich ain tail ze harte;/si hiezen in diu riche
sagen,Isi wolten Chuonräten haben/ze chunige unt ze herren./da ze Niwenburch huoben si den wer-
renddä lobeten si in ze chunige.
34 SCHRÖDER, Kaiserchronik (wie Anm. 3), vv 17059-17069: Ain burch haizet Spire:/daz enstuont
niht lange wilejunze si der chunich Liuther besaz,/wände si der xhtsere houbetstat was./Chuonrät si
trdste;/daz er die burch löste,/daz enwas frum niet./der chunich Liuther si nie verliezjunze si im die
burch ergäben./alle di dar inne wären/die swuoren hulde dem riche.
35 SCHRÖDER, Kaiserchronik (wie Anm. 3), vv 16954-16971: Ir boten scuofen si (die Fürsten des
Reiches) dö dar zuojdie arbaiten späte unt fruojda ze Brüneswich si in dö vunden./an den selben
stunden,/alse er daz meere vernamjvil seiere besant er sine man,/er sprach, ir rät wolt er haben,/ob irz
mit ihte wideren mähte./(...) ja sprächen di herren alle,Um solte wol gevallen,/daz in die vursten lobe-
ten/ze rihtxre unt ze vogete./mit räte si in beviengen,/daz si in ze jungest ubergiengen,/daz er ze Me-
genze gerait.
36 SCHRÖDER, Kaiserchronik (wie Anm. 3), vv 17019-17023: Chuonrät unt Friderichjvil harte
flizeten si sichjzwene herzogen herejwaz si mer unt mere/dem chunige ze laide mähten getuon.
 
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