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Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Dendorfer, Jürgen [Bearb.]
Das Lehnswesen im Hochmittelalter: Forschungskonstrukte - Quellenbefunde - Deutungsrelevanz — Mittelalter-Forschungen, Band 34: Ostfildern, 2010

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Zotz, Thomas,: Das Lehnswesen in der privaturkundlichen Überlieferung des Herzogtums Schwaben
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https://doi.org/10.11588/diglit.34751#0165

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Thomas Zotz

vasallitisch geprägten Trägerkreis hinaus, wie Brigitte Kasten in ihren grund-
legenden Studien untersucht hat6, ganz abgesehen von der Konnotation »Wohl-
tat«, was auf der curia Friedrich Barbarossas in Besançon 1157 zu jener sinistra
ambiguitatis interpretatio zwischen der kaiserlichen und päpstlichen Seite geführt
hat, die das Verhältnis der Universalgewalten nachhaltig belastete7. In der
gesamten, durch Susan Reynolds neu angeregten Debatte8 sollte man wohl
stärker bedenken, dass im »Lehnswesen«, einem begrifflichen Konstrukt der
Forschung, eine Personenbeziehung und ein Sachbezug verknüpft werden,
wodurch allein schon Unschärfen des Phänomens gegeben sind, ganz abgesehen
von der Problematik, für das frühe und hohe Mittelalter mit der quantifi-
zierenden Methode zu operieren und zu argumentieren, also von wenigen
Belegen auf den marginalen Stellenwert des Phänomens zu schließen.
Bevor nun von der allgemeinen Ebene her der Blick auf das Herzogtum
Schwaben und seine privaturkundliche Überlieferung zu richten ist, sei noch
einmal die Schwierigkeit angesprochen, weshalb man auf manche der auf-
geworfenen Fragen keine Antwort erhalten wird, eine Erfahrung, die auch
Roman Deutinger bei seinen »Beobachtungen zum Lehenswesen im früh-
mittelalterlichen Bayern« machen musste9. Vom Inhalt und von der Verpflichtung
aus dem vasallitischen Dienstverhältnis und von den Bedingungen der Lehns-
vergabe ist wohl deshalb so wenig in den privaturkundlichen Quellen, ob nun
des 8./9. oder des 12. Jahrhunderts, die Rede, weil hier solche Verhältnisse in der
Regel gar nicht konstituiert werden, sondern vor dem Hintergrund bereits vor-
handener Dienstbeziehungen und Besitzverhältnisse gewisse Bestimmungen,

6 Brigitte Kasten, Beneficium zwischen Landleihe und Lehen - eine alte Frage, neu gestellt, in:
Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000, hg. von DIETER R. BAUER/RUDOLF Hiestand/Brigitte
Kasten/SÖNKE Lorenz, Sigmaringen 1998, S. 243-260.
7 Ottonis et Rahewini Gesta Friderid I. imperatoris c. III, 17, ed. Georg Waitz/Bernhard von
SlMSON (MGH SS rer. Germ. 46), Hannover/Leipzig 1912, S. 188. Vgl. zur Sache ULRICH SCHMIDT,
A quo ergo habet, si a domno papa non habet imperium? Zu den Anfängen der staufischen
Kaiserwahlen, in: Von Schwaben bis lerusalem. Facetten staufischer Geschichte, hg. von SÖNKE
Lorenz/Ulrich Schmidt (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts 61), Sigmaringen
1995, S. 61-88; Johannes Laudage, Friedrich Barbarossa (1152-1190). Eine Biografie, hg. von
Lars Hageneier/Matthias Schrör, Regensburg 2009, S. 112 f.
8 Vgl. die Rezensionen, Repliken und Stellungnahmen von Elisabeth Magnou-Nortier in: Revue
Historique 296, 1996, S. 253-348; JOHANNES FRIED in: German Historical Institute London.
Bulletin 19/1, 1997, S. 28M1; SUSAN REYNOLDS in: German Historical Institute London. Bulletin
19/2, 1997, S. 30M0; Karl-Friedrich Krieger in: Historische Zeitschrift 264, 1997, S. 174-179;
Hans-Werner Goetz, Staatlichkeit, Herrschaftsordnung und Lehnswesen im Ostfränkischen
Reich als Forschungsprobleme, in: Il feudalesimo nell'alto medioevo (Settimane di studio 47),
Spoleto 2000, S. 85-143, hier S. 118 ff.; JÜRGEN Dendorfer, Was war das Lehnswesen? Zur
politischen Bedeutung der Lehnsbindung im Hochmittelalter, in: Denkweisen und Lebenswelten
des Mittelalters, hg. von Eva Schlotheuber, München 2004, S. 43-64.
9 Roman Deutinger, Beobachtungen zum Lehenswesen im frühmittelalterlichen Bayern, in:
Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 70, 2007, S. 57-83.
 
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