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Oschema, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Bilder von Europa im Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 43: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34759#0097

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96

Kapitel III

bekannten Objekte unbestreitbar von der weiten Verbreitung und Beliebtheit
des Motivs, das insbesondere für Bodenmosaike gerne gewählt wurdet
Auch die Frontstellung zwischen den Erdteilen - vor allem zwischen Europa
und Asien - lebte insbesondere in literarischen Bearbeitungen der alten Hel-
denerzählungen weiter. Ohne diese Dimension allzu stark zu exphzieren, hatte
Vergil in seiner Aeneis ja den Weg der Herrschaft und Kultur vom asiatischen
Troja nach Europa beschrieben. Auch für die christlichen Gesellschaften des
Mittelalters hatte er damit den Grundstein einer lange wirksamen Tradition
gelegt, die sich in einer ganzen Reihe von Herkunftssagen einzelner Völker
nieder schlagen sollte.^ Die griechischen und trojanischen Stoffe wurden aber
auch in einem weiteren Sinne wirksam und boten mancherlei Bild- und Motiv-
vorlagen, die in späteren Texten aktiviert werden konnten. Ohne jemals wirklich
zentral zu werden, wurde Europa hier gewissermaßen als >Nebenprodukt<
mitgeführt, wie das Beispiel des sogenannten »Dares Phrygius« zeigt, unter
dessen Namen eine lateinische Übersetzung der Trojageschichte überliefert
ist, die wohl aus dem 6. Jahrhundert stammt: Die Griechen sind hier mit den
»kriegerischen Männern« verbündet, über die Europa verfügt.^ Wirksamer
als dieses Motiv dürfte allerdings der klagende Hinweis gewesen sein, dass
wegen einer Frau, also Helena, ganz Griechenland und Europa zu den Waffen
gerufen worden seiend - ein Gedanke der auch in mittelalterlichen Texten in
abgewandelter Form zu finden istN

80 Für einen Katalog s. ebd., S. 84-88 (Mosaiken) und 90-92 (Wandmalereien).
81 Vgl. die in Kap. XIII, Anm. 2, genannten Studien.
82 Dares Phrygius, De excidio Troiae, hg. Meister 1873, S. 8; das griechische Original des Textes
ist nicht erhalten.
83 Ebd., S. 34.
84 Vgl. die Hinweise in Kap. VI, Anm. 129.
 
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