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Oschema, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Bilder von Europa im Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 43: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34759#0106

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Von der Antike ins Mittelalter

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konkret mit dem Volk der Sicyoner in Verbindung gebracht wurde. Als Vorbild
dieser Darstellung kann Augustinus gelten, der in seinem »De dvitate Dei«
das Reich der Sicyoner - neben den gleichzeitigen Reichen der Assyrer und der
Ägypter - in Europa verortete und zugleich die Herrschaft des Königs Europs
in das Zeitalter Abrahams datierte. Ein Hinweis auf dessen namensgebende
Rolle findet sich beim Kirchenvater allerdings nichts Zumindest bot Augusti-
nus aber eine Basis, auf der das Wissen um den König weiter tradiert wurde,
das später zur systematisierenden Ordnung diente und auch bei der Erörte-
rung der Namensherkunft des Erdteils abgerufen werden konnte.^

3. Die Erdteile und die (frühchristliche) Kirchengliederung

Trotz des grundsätzlich universalen Anspruchs der sich etablierenden christ-
lichen Kirche fällt die Rolle der Erdteilgliederung früh ins Auge. Erst ab dem
hohen Mittelalter häuften sich dann aber die Verweise auf die einstige Prä-
senz der Kirche und ihrer Bistümer in allen Erdteilen - eine Darstellung, die
in unmittelbarem Zusammenhang mit der Legitimierung der Kreuzzugsbe-
wegung zu sehen ist, da die betreffenden Gebiete in Afrika und Asien damit
als ehemals christliche Territorien gekennzeichnet werden konnten^, die es
im Sinne eines »gerechten Kriegs« zurückzuerobern gattA Aufbauen konnte
diese Darstellung allerdings auf Schriften, die schon frühzeitig den universa-
len Status der Kirche durch den Verweis auf deren Etablierung in allen Erd-
teilen hervorhoben. So verwies bereits Eusebius von Caesarea in seiner Vita
Kaiser Konstantins darauf, dass dieser zur universalen Synode von Nicaea
Vertreter aus allen Kirchen zusammengerufen habe, die »ganz Europa, Afrika
ChjSÜTjv) und Asien erfüllten«.^ Hiermit war nicht die im griechischen, aber
auch im lateinischen Sprachgebrauch weiterhin präsente, enge Fassung des
Europa-Begriffs angesprochenA Neben der Kontrastierung mit Afrika und

21 Aurelius Augustinus, De civitate Dei, hg. Dombart/Kalb 1955, Bd. 2, S. 521f. (XVI17) und 594f.
(XVIII 2); vgl. Gregor von Tours, Libri historiarum X, hg. Krusch/Levison d 951, S. 16 (117).
22 So etwa im »Imago mundi« des Honorius Augustodunensis, vgl. Kap. X 2.
23 Vgl. beispielhaft vom Beginn des 14. Jhs. Raimundus Lullus, Disputatio fidei et intellectus,
hg. Euler 1998, S. 227: Pn'mo th'co h'M, ante adMcnfMm Maäomeh foä? A/no? et eham p?MS Asä?
et EMropa erat cärishanorMm gMNrnak? et äoc propfer praedävh'onem aposfoiorMm. Die
Aussage gliedert sich hier in ein Argument ein, mit dem der Intellekt unterstreicht, dass die
Sätze des Glaubens nicht zu beweisen seien; daher habe das Christentum die einstige Macht
auch verloren.
24 Näher zu dieser Denkfigur im Kreuzzugskontext in Kap. XI 6.
25 Eusebius von Caesarea, De Vita Constantini, hg. Bleckmann/Schneider 2007, S. 318 (3,7,1);
vgl. ebd., S. 456 (4,41,2), zur Synode von Tyrus (335). Hier wird die Reihung der Erdteile um
Ägypten erweitert, das vor Libyen, Asien und Europa steht. Für einen kurzen Überblick
zum Leben und Werk Eusebs (vor 264-um 339/340) s. ebd., S. 11-15.
26 Vgl. hierzu etwa Hilarius von Poitiers, Liber de synodis, in: PL 10, Sp. 506f., zur Synode des
Jahres 342 oder 343 in Sardika (heute Sofia), mit einer Aufzählung der diwrsis pnwAchs
On'enHÜMm parÜMm, bei der Europa als Provinz zwischen Lydien und Thrakien zu stehen
kommt. Vgl. Theodoret von Kyros, Histoire ecdesiasüque, hg. Parmenüer/Canivet/Bouffarügue
2006-2009, Bd. 1, S. 366; s.a. [Hilarius von Poitiers,] Fragmentum III: Incipit Decretum synodi
 
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