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Oschema, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Bilder von Europa im Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 43: Ostfildern, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34759#0171

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Kapitel VIII

sincP, erscheinen entsprechende Zuordnungen in den späteren Jahrhunderten
seltener^ - und dies trotz der markanten Ausweitung der Schriftlichkeit ab
dem 12. Jahrhundert. Erst im 14. Jahrhundert bot die Erfahrung der Pest wieder
verstärkten Anlass zu entsprechenden Hinweisend Dass einzelne Chronisten
dieser Zeit explizit auf die Ausbreitung des >Schwarzen Todes< von Asien aus
in ganz Europa und Afrika hinwiesen, mag jenen modernen Historikern ein
willkommenes Vorbild bieten, die in globalisierender Perspektive in den Pest-
zügen des 14. Jahrhunderts die »erste mikrobiologische Vereinigung Europas
mit Asien und Afrika« sehen/ In den von mir gesichteten Quellen stellen ent-
sprechende Einordnungen aber weiterhin eine Ausnahme dar. Zugleich rückte
vor allem im Rahmen des religiösen Denkens der Europa-Name in neue Ge-
brauchszusammenhänge ein, die ihn darüber hinaus für weitere Anwendun-
gen attraktiv werden ließen, wie dieses Kapitel zeigen soll.

1. Europa in die Bibel... -
exegetisches Schrifttum im 11. und 12. Jahrhundert

An der Überleitung zu den stärker thematisch ausgerichteten Abschnitten
meiner Darstellung, welche die hoch- und spätmittelalterliche Entwicklung
fassen sollen, bietet sich ein Blick auf eine für die Zeitgenossen zentrale Text-
gattung an, die aus moderner Perspektive nur zu leicht unterbewertet wird.

4 Annales Quedlinburgenses, hg. Giese 2004, S. 450 (ad a. 862 und 868): Farnes magna ei morirns in
Germania ei in aiiis pariiims Fnropae und Farnes oaiida ei uedemens iam Germaniam qnam eaeieras
Fnropae proumc;'as niminm a/Jiixii. Die Passagen sind übernommen aus den verlorenen »Hers-
felder Annalen«; zu den analogen Mitteilungen in den »Annales Hildesheimenses« und den
»Annales Magdeburgenses« sowie der Rezeption beim Annalista Saxo s. Kap. VI, Anm. 70.
Die Annales Altahenses maiores, hg. von Oefele 1891, S. 6 (ad a. 862 und 868), beziehen die
Nachricht lediglich auf die Germania (862) oder lassen die räumliche Verortung gänzlich weg
(ad a. 868).
5 Damit ist natürlich kein vollständiges Verschwinden impliziert, s. etwa im 13. Jh. Balduin
von Ninove, Chronicon, hg. Holder-Egger 1880, S. 535 (ad a. 1180): Farins esi ierre moins in
Francia ei Foidaringia ei per ioiam /ere Fnropam, qnod rarissime coniingere soiei. Vgl. Moeglin 2002,
S. 20, der dies als typischen Beleg eines »geographischen« Gebrauchs zitiert. Noch im 12. Jh. er-
wähnte der Annalista Saxo, Reichschronik, hg. Nass 2006, S. 562 (ad a. 1118): Maxima innnda-
iio aqnarnm in omni Fnropa /nii. Vgl. Cosmas von Prag, Chronica Boemorum, hg. Bretholz/
Weinberger 1923, S. 219 (III44), der auf die Überschwemmungen hinweist, aber ohne Europa-
Bezug. Im 15. Jh. mag man den Verweis auf die Trockenheit des Jahres 1473 in omni Fnropa ei
nniwrso Regno Poionie bei Jan Dlugosz, Annales, hg. Dabrowski 1964-2005, Bd. 10, S. 321, be-
reits als Beispiel für die neue Ausbreitung der Europa-Begrifflichkeit hin zur Neuzeit sehen.
6 Matteo Villani, Cronica, hg. Porta 1995, S. 9-11 (12).
7 Schneidmüller 2011, S. 125. Derlei Einschätzungen sollten allerdings mit Bedacht getroffen
werden: Einerseits wirkte sich die »Pest« in unterschiedlichen Regionen keineswegs gleich
aus, andererseits mussten zeitgenössische Autoren sie nicht notwendigerweise in Europa ver-
orten, auch wenn sie ihre Herkunft aus dem Osten bzw. aus den heidnischen Ländern beton-
ten, s. Brut, hg. Brie 1906-1908, Bd. 2, S. 301 (c. 228): And in J?e xxiip jere of regne, in J?e Este
pariet/s qfjde woride J?er aros & dpgan a pesiiienee, & dej7 ofSarasinej and Papngneins, J?ai so greie a dej7
was nener derde of a/öre, and J?ai wasied awei/ so J?e pepie J?ai onne^es J?e x^ persone was ie/f a-h/ne.
 
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