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Oschema, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Bilder von Europa im Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 43: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34759#0439

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438

Kapitel XV

Skizzen um gesetzte^) ausdrückliche räumliche Ver ortung auf die Bedeutung
hin, die Europa zu diesem Zeitpunkt auch nach innen orientiert für die Selbst-
verortung in legitimatorischen Zusammenhängen annehmen konnte: Al-
brecht zielte mit seiner Schrift darauf ab, die noch junge Eidgenossenschaft
angemessen auf der internationalen Bühne zu situieren, nachdem sie kurz
vorher durch ihre Schlachtenerfolge gegen den burgundischen Herzog Karl
den Kühnen Aufsehen erregt hatte, aber zugleich vor bedeutenden innen- wie
außenpolitischen Herausforderungen stand A
Angesichts dieser Schreibintention wird man seinen wiederholten Verwei-
sen auf den europäischen Rahmen große Bedeutung zusprechen: Mag die ein-
führende Erläuterung der Dreiteilung des orMs auch recht formelhaft wirken,
so fällt doch schon hier die ausdrückliche Selbstverortung von »uns Deut-
schen« in Europa unmittelbar ins AugeA Wie er es auch in den weiter unten
noch zu besprechenden Kartendarstellungen bildlich ausführte, schrieb Al-
brecht die Eidgenossenschaft buchstäblich in das »Herz Europas« ein, da der
Mittelpunkt des Erdteils, von dem aus die anderen Nationsgebiete zu unter-
teilen seien, just im Gebiet der Eidgenossen hege - genauer in der Rigi, dem mons
ReginaDass die ausdrücklich europäische Einordnung der Eidgenossen
nicht lediglich Resultat eines Zufalls in der Wortwahl des literarisch ambitio-
nierten Verfassers darstellte, belegt unter anderem das Widmungsschreiben
Albrechts an den Dogen und den Senat von Venedig: Der Kriegsruhm der
Eidgenossen, so das Schreiben, habe sich über Europa hinaus bereits in Afrika
und Asien ausgebreitet.^ Albrechts Bezüge auf den europäischen Rahmen neh-

43 Hierzu näher unten, S. 471-472.
44 Holenstein 2010 spricht mit Blick auf die Siege in den Burgunderkriegen von »Heldensieg und
Sündenfall« und betont die Ambivalenz dieser Erfolge für die daraus resultierende politi-
sche Entwicklung.
45 Albrecht von Bonstetten, Descriptio Helveüae, hg. Büchi 1893, S. 229: QMM notMm est, ^Mod tota terra
daditadiiis in tres dioiditMr partes pMta Mt infra; [Kartenskizze] Asiam, A/ricam et EMropam, ita et EM-
ropa fin (?Ma nos (?M0(?Me conststtmMS EdeMtones) eonoenientissime dioiditMr per montana (Mt sie tu /igMra).
46 Ebd., S. 229f. Hoc pMMctMm diuisionis EMrope eommMne SMnt terre CopgederatorMm, tan^Mam cor et
pMnctMS mediMS non /a^Miose nee /ätMe, sed/irma ratione toMga^Me etrcMm daditantiMm protestattone
commMMt, ooeadMto Msttado credendo, essentiam ret ae proprtetates tametsi a nMne oitaies aMras carpen-
tiims non eoMstderentMr. Nomina Mtä?Me a proprietatiims oriMnfMr stadiiitas^Me dorMm ex iiiarMm SMperan-
tia et/irmitate dMrat. QMis dieat eaMsam nomini montis, ^Mi est pMnetMS mediMS terrarMm Con/tederatorMm,
ex ^Mo fnm?Mnm e eorde et ex pMneto medio/it dioisio terrarMm eordis totiMS EMrope, Mt premittitMr,
reiatioe et matdematiee? Et est mons Regina, (?Mem oeteres montiMm Reginam dieedant. Vgl. die deut-
sche Übersetzung durch den Autor selbst, ebd., S. 251f.: Diser pMnet der zerteÜMng sint gemein der
Epdgnosseda/t ianden, giieder wis ais das derz Mnd der pMndt des mitteis, nit /ädeised oder Mnniiez, SMn-
der mit starker Mnd dre/figer Mrsaed, OMcd tanger darMm wonenden dezMgnüs Mnd gemeiner gedrMcdter
ooeadei, gioMdende der eigenseda/t des dinges Mnd dem dardomen; wiewoi ;ecz oon dennen, so da iedent
die ding nit dedaedt werdend wenn die namen waedsent dar Ms iren eigenseda/ten, Mnd der statideit tddt
Ms iren üderwindMngen Mnd sterde dedarren. Wer saget die Mrsaed des derges (der da ist ein mitier
pMnet der Eidgnosseda/t ianden). Ms weiiedem, giied ais Ms dem derzen Mnd ais Ms dem mitteisten pMnc-
ten, wirt ein zerteÜMng der ianden derz Mnd des ganzen EMrope, ais dann odstat, reiatiue oder matdema-
tiee? Und ist das der derg Rigena, die die aiten ein diingin der dergen gedet/ssen dadent. Wie wichtig das
Konzept des >Mittelpunkts< war, zeigt auch Albrechts Charakterisierung Luzerns als Mittel-
punkt der Eidgenossenschaft, s. ebd., S. 237 und 258; vgl. Stercken 2008, S. 288 mit Anm. 18.
47 Albrecht von Bonstetten, Descriptio Helvetiae, hg. Büchi 1893, S. 113: QMem oero SMperioris
Aiamanie Con/cederatorMm maoortia gesta et exdaMsta deiia iatent, ^Me ita nMnc non soiMm in EMropa
 
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