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Dies bedeutet — da die ideale Ebene sich niemals herstellen laßt — eine Nutz*
anwendung aus der Problematik farbiger Gestaltung, während die farbige Ge»
staltung selbst als der suveräne Ausdruck eines Menschen in seiner geistigen
und leiblichen Konzentration, über die zeitliche Richtigkeit der formbestimmen»
den Ereignisse hinaus auf ihrem biologischen Wege sich weiterentwickeln muß.

Gegenüber der Auffassung, daß das Tafelbild im Verhältnis zur großen Fresko»
Malerei einen Verfall bedeute, ist zu entgegnen, daß umgekehrt, die Kodex» und
Bibelillustrationen, Tafelbilder, Landschaften, Porträts usw. unter dem Gesichts»
punkt der Darstellung revolutionäre Taten gewesen sind. Seit der Erfindung
der perspektivischen Regel hat das Tafelbild die Farbe als solche vernachlässigt
und sich fast ganz der Darstellung zugewandt. Diese hat den Gipfelpunkt
ihrer darstellerischen Absichten in der Fotografie erreicht, allerdings damit auch
den Tiefpunkt farbiger Gestaltung.

Erst die Impressionisten haben den Kulturmenschen die Farbe wiedergeschenkt.

Diese Entwicklung des Tafelbildes hat zu der klaren Trennung zwischen farbiger
und darstellerischer Gestaltung geführt.

Farbbeziehungen eine Rolle spielen. Dadurch entsteht eine sublimierte, atmosfärische Eigenart
des Gesamtraumes: wohnlich, festlich, zerstreuend, konzentrierend usw.

Eine gewisse Systematik in der Farbenwahl und Farbenverteilung ist von Raum und Funktion
(Flygiene, Lichttechnik, Kommunikation usf.) bestimmt. Daraus folgt, daß die verschiedenfarbige
Anstrichweise nicht überall wahllos verwendet werden kann.

3 L. Moholy»Nagy

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