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umstürzende Wichtigkeit des Zeitproblems — nach den Futuristen als erster —
weiterentwickelt und dessen wissenschaftlich strenge Problematik aufgestellt hat.
(S. 117.) Er fotografierte auf dem Tricktisch eine aus einfachsten linearen Elementen
aufgebaute Bewegungsfolge und versuchte das aus dem Einfachen sich entwickelnde
Komplizierte durch Auswägen der EntwicklungsVerhältnisse in Größe, Tempo,
Wiederholung, Sprung usw. den Augen faßbar zu machen. Seine Versuche
lehnten sich zunächst stark an die Problematik der Musik, an ihre Zeiteinteilung,
Temporegelung und ihren ganzen Aufbau an. Aber langsam setzte sich bei
ihm die Erkenntnis des Optisch»Zeitlichen durch, und so wurde seine erst auf
eine Formdramatik aufgebaute Arbeit zu einem ABC der Bewegungsfänomene
in Hell»Dunkel und Richtungsvarianten.

Bei Eggeling wurde aus dem ursprünglichen Farbenklavier ein neues Instrument,
das nicht in erster Linie Farbenzusammenhänge, sondern die Gliederung eines
Bewegungsraumes gab. Sein Schüler Hans Richter hob — vorläufig nur
theoretisch — das Zeitmoment stärker heraus und näherte sich so der Schaffung
einer licht»raum»zeitlichen Kontinuität in der Bewegungssynthese. Dieser in der
Theorie längst überwundene Anfang hat mit dem „Licht“ noch nicht umzugehen
gewußt. Die Arbeiten wirkten wie beweglich gewordene Grafik.

Die nächste Aufgabe: eine kurbelbar»kontinuierliche Herstellung von Lichtfilmen,
wird durch die Art der Fotogramme (siehe S. 69 bis 76), wie sie von Man Ray
und mir gemacht werden, eingeleitet, und dadurch der technische Horizont einer
bis dahin nur mühsam gestaltbaren Lichtraumgliederung erweitert.

Im Bauhaus beschäftigten sich Schwerdtfeger, Hartwig und Hirschfeld»
Mack mit reflektorischen Licht» und Schattenspielen, die in der Überschneidung
und Bewegung farbiger Flächen bisher praktisch die gelungenste bewegte Farben»
gestaltung sind. Die intensive Arbeit von Hirschfeld»Mack hat eine für konti»
nuierliche Filmaufnahme geeignete Apparatur geschaffen. Er hat als erster den
Reichtum feinster Übergänge und überraschender Wechsel von farbigen Flächen
in Bewegung gegeben. Eine prismatisch lenkbare und oszillierende, zerfließende,
sich ballende Flächenbewegung. Seine neuesten Versuche gehen über diesen
Farbenorgelcharakter weit hinaus. Die Ergründung einer neuen raumzeitlichen
Dimension des strahlenden Lichtes und der temperierten Bewegung wird in den
sich drehenden und in die Tiefe verschiebenden Lichtstreifen immer deutlicher.
Einen ähnlichen Weg hat der Pianist Alexander Läszlo mit seiner „Farblichtmusik“
eingeschlagen. Sein Versuch wird durch die mitgegebene historische Theorie

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