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etwas verschleiert. Er fußt zu sehr auf subjektiven Aussagen des farbigen Tonsehens
statt auf wissenschaftlicher objektiver Erforschung der optofonetischen Grundsätze.
Aber seine Arbeit ist wertvoll durch den Ausbau eines Apparates, der auch
außerhalb seines Experimentierfeldes benutzt werden könnte.*)

Trotz dieser Versuche ist das Gebiet der bewegten Lichtgestaltung noch viel zu
wenig bearbeitet. Es muß in der allernächsten Zeit von vielen Seiten her angefaßt
und in aller Reinheit weitergeführt werden. Die Problematik des Optisch»
Kinetischen mit der Problematik des Akustisch»Musikalischen verschmelzen zu
wollen, wie das HirschfelcLMack (siehe S. 78—83) und A. Läszlö tun, halte
ich — bei aller Hochschätzung ihrer experimentellen Leistungen — für Irrtum.
Eine vollkommenere — weil wissenschaftlich fundierbare Arbeit bietet die Opto»
fonetik, zu deren theoretischem Ausbau die ersten Schritte der großzügige Dadaist
Raoul Hausmann getan hat.**)

So schneidet tief in das Problem des Tafelbildes die andere akute Frage: ist es
richtig, heute, in der Zeit beweglicher reflektorischer Lichterscheinungen und des
Films, das statische Einzelbild als farbige Gestaltung weiter zu kultivieren?

•) Gegenüber den früheren Theoretikern des Farbenklaviers ist die Auffassung Läszlös, daß eine
Farbe nicht in einem Ton, sondern in einem ganzen Tonkomplex ihr Äquivalent hat. Das von
ihm geschaffene Farblichtklavier wird von einer zweiten Person bedient, die die Farben auf eine
Leinwand projiziert, während er selbst in taktlicher Übereinstimmung auf dem Flügel konzertiert.
Das Farblichtklavier besteht aus einer Schalttafel mit Registern und Hebeln ähnlich einem
Harmonium, an das 4 große und 4 kleine Projektionsapparate angeschlossen sind. Die nach dem
Uvachromverfahren hergestellten Diapositivbilder stellen die eigentlichen Motive dar und werden
unter Verwendung von je 8 Farbkeilen in den Grundfarben (in jedem der 4 großen Projektoren
8 Farbkeile) mittels subtraktiver oder additiver Mischung projiziert. Die 4 großen, mit Triple»
kondensern ausgestatteten Projektoren sind versehen mit:

1. drehbarem Kreuzrahmen zur Senkrecht» und Wagrechtführung der Diapositive,

2. einem hohen Behälter zwischen Balgen und Objektiv zur Auf» und Abbewegung der 8 Farbkeile,

3. einer dynamischen (Iris») Blende zur Regulierung der Lichtstärke und des Lichteffekts,

4. einer Abgrenzungsblende (vor dem Objektiv).

Die 4 kleinen Projektoren sind die Träger der eigentlichen Bildmotive, die nach dem bisherigen
Lichtbildvorführungsverfahren ruckweise verschoben, ein» und ausgeschaltet werden.

••) Durch Hausmanns Arbeiten angeregt, hat sich Walter Brinkmann mit demselben Problem
beschäftigt. Zur näheren Erläuterung diene seine hier folgende Beschreibung der „hörbarenFarben“:
„Die elementare Fysik definiert etwa so: Töne sind „Schwingungen der Luft“, das Licht aber
„Schwingungen des Äthers“; die Ausbreitung des Schalles ist ein Vorgang, der in Körpern und
nur in Körpern erfolgt, dagegen geschieht die Ausbreitung des Lichts nicht in Körpern oder
mindestens nicht nur in Körpern usw. Eine negative Beantwortung der Frage nach den näheren
Beziehungen zwischen Licht und Schall wäre unter diesen Voraussetzungen also eigentlich schon

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