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PRODUKTION

REPRODUKTION

Ohne alle Imponderabilien des menschlichen Lebens damit lösen zu wollen, kann
man sagen, daß der Aufbau des Menschen die Synthese aller seiner Funktions*
apparate ist; d. h. daß der Mensch einer Periode dann der vollkommenste ist,
wenn die ihn aufbauenden Funktionsapparate — die Zellen ebenso wie die kom*
pliziertesten Organe — bis zu der Grenze ihrer biologischen Leistungsfähigkeit
benutzt werden. Die Kunst bewirkt dies — und das ist eine ihrer wich»
tigen Aufgaben, da von der Vollkommenheit des Funktionierens der ganze
Wirkungskomplex abhängt. — Die Kunst versucht zwischen den bekannten und
den noch unbekannten optischen, akustischen und andern funktionellen Er*
scheinungen weitgehende neue Beziehunyen herzustellen und diese in bereichern*
der Steigerung von den Funktionsapparaten aufnehmen zu lassen.

Es liegt in der menschlichen Eigenart begründet, daß die Funktionsapparate nach
jeder neuen Aufnahme zu weiteren neuen Eindrücken drängen. Das
ist einer der Gründe für die immer bleibende Notwendigkeit neuer Gestaltungs*

I versuche. Unter diesem Gesichtspunkte sind die Gestal*
tungen nur dann wertvoll, wenn sie neue, bisher unbe*
kannte Relationen produzieren. Damit ist wiederum gesagt, daß
die Reproduktion (Wiederholung bereits existierender Relationen) ohne be*
reichernde Gesichtspunkte aus dem besondern Gesichtspunkt der schöpferischen
Gestaltung im besten Falle nur als virtuose Angelegenheit zu betrachten ist.

Da vor allem die Produktion (produktive Gestaltung) dem menschlichen Aufbau
dient, müssen wir versuchen, die bisher nur für Reproduktionszwecke angewandten
Apparate (Mittel) zu produktiven Zwecken zu erweitern®).

•) Ich habe dies auf 2 Gebieten untersucht: bei Grammofon und Fotografie. Man kann
natürlich dasselbe für andere Reproduktionsmittel durchdenken: für den sprechenden Film
(von Engel, Massole und Vogt), für den Fernseher (Telehor) usw. Bei dem Grammofon kommt
man zu folgendem: das Grammofon hatte bisher die Aufgabe bereits vorhandene akustische
Erscheinungen zu reproduzieren. Die zu reproduzierenden Tonschwingungen werden mittels

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