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Mojzer, Miklós
Werke deutscher Künstler in Ungarn — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Band 329: Baden-Baden: Heitz, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.73091#0028
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da Canevale auch seine Ansiedlung in Österreich nicht verhehlen kann, in geringerem Maße
auch das österreichische. Die Baulösung der Domkuppel in ihrem klassizistisierenden Aufbau
und etwas in der ungleichmäßig sich anpassenden und allmählich ausbreitenden äußeren Form
zeugt von ihrer Hildebrandtschen Abstammung. Die Doppelkontur der Wiener Peterskirche,
ihre geschweifte Baumasse, die Kuppelverschalung unter den Festeröffnungen, die feine
Laterne zeigen sich dem Dom zu Waitzen ganz ähnlich; hier zwar ein wenig ausgedehnter
und zerdrückter, was jedoch durch die Überwölbung des eckigen bzw. kreisförmigen Grund-
risses gegenüber dem Wiener elliptischen erklärt ist. Auch scheinen die neben der Kuppel
an der Vorderseite angebrachten und scheinbar stämmigen Türme und das dazwischen ein-
gedrängte Porticus mit der schweren Oberkonstruktion Hildebrandts Erbe zu bewahren. Jedoch
erscheint in der mehr rationalen französischen, beinahe kristallenen Stilart Canevales eine
edle österreichische Tradition mehr als Beitrag, so wie in der von Pilgram. Die Hintansetzung
der Pläne des letzteren bedeutet zugleich die erste Niederlage der Zunft- und Baumeister,
die sie von den "architectus" erhielten, die von nun an den großen Wirkungsbereich des
ungarländischen Spätbarocks beherrschten.
 
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