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und Katafalke, scheinen der Baukunde wohlproportionierte, verfeinerte Vorbilder für rein
architektonische Gestaltungen zu liefern, welche ihr Dasein, da sie ja nicht der Zierde und
Pracht zuliebe entstanden, bloß ihrer schönen Gliederung und Konstruktion zu verdanken
wissen.
Mit der Zeit kam Hefele in seiner künstlerischen Laufbahn geographisch immer mehr nach
Osten. Diejenigen seiner Schöpfungen, in denen er den Höhepunkt seines schweren Spätbarock-
Klassizismus erreichte, sind in Ungarn entstanden. Er selbst blieb ebenso wie seine Kunst-
auffassung durchweg österreichisch, schuf und wirkte nur westlich der Donau. Nach unserem
heutigen Wissen befand sich am weitesten östlich vom Zentrum Würzburg das Palais für den
Primas Batthäny in Buda, für den er auch in Preßburg die Primitialresidenz errichtete. Das
Palais in Buda war jedoch viel kleiner, einstöckig, und hatte an der Vorderseite zwar neun
Achsen, zeigte aber deutlich, daß die Stilrichtung des Architekten nicht ganz eindeutig
festgelegt war: Wandpfeiler, Sturzgesims in der mittleren Achse mit gebrochenen Linien
und Simswerk widersprechen der bestimmten, geradlinigen, getäfelten Fassadenlösung, die
für seine Bauten in Preßburg so bezeichnend ist. Hefeles Palais in Buda scheint auf die Bau-
gedanken österreichischer Klosterbauer im Donautal zurückzugreifen und auf die Wegstrecke,
die er in Ungarn zurückgelegt hat, hinzuweisen.
Hefele bewährt sich jenseits der Donau nicht nur als Palaisbauer; er schafft auch im Schloß-
bau einen neuen Typus. Die ersten Vorbilder im Schloßbau errichtet er mit palaismäßigem
Risalit, Balkon und Tympanon in Räpceszentgyörgy und (unter Vorbehalt) ein weiteres in
Vasszöcsöny. Beide übten im Verlauf des 19. Jahrhunderts in der klassizistischen Architektur
in Westungarn einen dauernden Einfluß aus. Seine Bauwerke in Steinamanger und Preßburg
haben einen spätbarock-klassizistisierenden Charakter, und wenn man sie auch nicht als Vor-
boten des Klassizismus nehmen kann, werden sie doch Vorbereiter der neuen Baugesinnung
und beeinflussen die Entwicklung der ungarischen Architektur wirksam. Besonders in den
Planungen für öffentliche Gebäude, wo die Tradition des ungarischen Barocks jenseits der
Donau ziemlich dünn ist, werden Hefeles Anregungen im Palaisbau deutlich. Das Komitats-
haus in Kaposvär (erbaut 1828/32 von Ferenc Török) zeigt eine großzügige Versinnbildlichung
der Grundgedanken, die Hefeles Palaisbauten in Steinamanger und in Preßburg beherrschen.
und Katafalke, scheinen der Baukunde wohlproportionierte, verfeinerte Vorbilder für rein
architektonische Gestaltungen zu liefern, welche ihr Dasein, da sie ja nicht der Zierde und
Pracht zuliebe entstanden, bloß ihrer schönen Gliederung und Konstruktion zu verdanken
wissen.
Mit der Zeit kam Hefele in seiner künstlerischen Laufbahn geographisch immer mehr nach
Osten. Diejenigen seiner Schöpfungen, in denen er den Höhepunkt seines schweren Spätbarock-
Klassizismus erreichte, sind in Ungarn entstanden. Er selbst blieb ebenso wie seine Kunst-
auffassung durchweg österreichisch, schuf und wirkte nur westlich der Donau. Nach unserem
heutigen Wissen befand sich am weitesten östlich vom Zentrum Würzburg das Palais für den
Primas Batthäny in Buda, für den er auch in Preßburg die Primitialresidenz errichtete. Das
Palais in Buda war jedoch viel kleiner, einstöckig, und hatte an der Vorderseite zwar neun
Achsen, zeigte aber deutlich, daß die Stilrichtung des Architekten nicht ganz eindeutig
festgelegt war: Wandpfeiler, Sturzgesims in der mittleren Achse mit gebrochenen Linien
und Simswerk widersprechen der bestimmten, geradlinigen, getäfelten Fassadenlösung, die
für seine Bauten in Preßburg so bezeichnend ist. Hefeles Palais in Buda scheint auf die Bau-
gedanken österreichischer Klosterbauer im Donautal zurückzugreifen und auf die Wegstrecke,
die er in Ungarn zurückgelegt hat, hinzuweisen.
Hefele bewährt sich jenseits der Donau nicht nur als Palaisbauer; er schafft auch im Schloß-
bau einen neuen Typus. Die ersten Vorbilder im Schloßbau errichtet er mit palaismäßigem
Risalit, Balkon und Tympanon in Räpceszentgyörgy und (unter Vorbehalt) ein weiteres in
Vasszöcsöny. Beide übten im Verlauf des 19. Jahrhunderts in der klassizistischen Architektur
in Westungarn einen dauernden Einfluß aus. Seine Bauwerke in Steinamanger und Preßburg
haben einen spätbarock-klassizistisierenden Charakter, und wenn man sie auch nicht als Vor-
boten des Klassizismus nehmen kann, werden sie doch Vorbereiter der neuen Baugesinnung
und beeinflussen die Entwicklung der ungarischen Architektur wirksam. Besonders in den
Planungen für öffentliche Gebäude, wo die Tradition des ungarischen Barocks jenseits der
Donau ziemlich dünn ist, werden Hefeles Anregungen im Palaisbau deutlich. Das Komitats-
haus in Kaposvär (erbaut 1828/32 von Ferenc Török) zeigt eine großzügige Versinnbildlichung
der Grundgedanken, die Hefeles Palaisbauten in Steinamanger und in Preßburg beherrschen.