erst wieder im Jahre 1662. Im Dom zu Gnesen genossen die Überreste des
Preußenapostels, des H. Adalbert seit jeher als Hauptheiltum der polnischen Metro-
politankirche — ob mit Recht oder Unrecht, bleibe hier unerörtert — hoher Ver-
ehrung. Der Steinsarkophag, in dem sie im XV. Jahrhundert beigesetzt waren, und
von dem sich noch Reste in Gnesen erhalten haben, ist ein Werk aus den Jahren
1480—86, vielleicht von dem auch sonst mit dem Domkapitel und dem Bischof
Sbigneus Olesnicki in Verbindung stehenden Hans Brand oder Hans Sniczer, der
1485 an der danziger Marienkirche beschäftigt war. (Hirsch, Marienk. 63 und
Sprawozdan. Komm. hist, stuck. VI. CIII.); — er sollte im XVII. Jahrhundert durch
eine prächtigere, dem Stil und den Ansprüchen der Gegenwart Rechnung tragende
Arbeit ersetzt werden. Schon 1626 schenkte deshalb König Sigismund III., der
bekannte Restaurator der polnisch-katholischen Kirche, dem Kapitel einen 100 Pfund
schweren Silbersarg von hervorragend schöner Arbeit1), der aber 1655 von den
beutegierigen Schweden geraubt wurde. Seither bewahrte man die glücklich ge-
retteten Überreste des Heiligen oder, was man dafür hielt, in einem bescheidenen
hölzernen Schrein auf.
Im Jahre 1659 nun hatte eben jener kunstsinnige Wenzel Leszczynski, unter
dem das Frauenburger Kapitel dem Peter von der Rennen 1644 eine größere Zahlung
für einen Bischofsstuhl machte, die Kathedra Gnesens bestiegen und unmittelbar
nach seinem Amtsantritt auch seinen Freund Adalbert Pilchowicz, der 1600 ge-
boren, in Rom den Doktorgrad beider Rechte erworben und dann erst in den
Priesterstand eingetreteten war, aus Frauenburg in das gnesener Domkapitel berufen 2).
Dieser Adalbert Pilchowicz, von dessen kunstfreundlicher Gesinnung auch schon
ältere Stiftungen von Kirchenausstattung im Ermland (z. B. Migehnen 1649) 3) zeugen,
stiftete nun seinem Namensheiligen einen neuen reichen Grabschmuck in Gestalt
eines Prachtsargs von 3 Ellen Länge und 1% Ellen Breite aus gediegenem Silber,
der laut Inschrift ebenfalls von Peter von der Rennen in Danzig ausgeführt
wurde und heute noch eine Hauptsehenswürdigkeit des gnesener Doms ist (Taf. 2).
Auf dem Sargdeckel ruht in Pontificaltracht der Heilige, das Haupt auf die Rechte
gestützt, die zugleich das Märtyrerkreuz faßt, während die Linke ein Buch hält.
Vier reizende Cherubköpfchen flankieren den Deckel an den Ecken. Der Körper
des Sarges ruht auf sechs gekrönten Adlern, über denen Engelhalbfiguren auf-
steigen, und ist ebenso wie die Schrägflächen des Deckels mit insgesamt 10 ge-
triebenen Reliefs bedeckt, die Szenen aus der Legende des Heiligen darstellen. —
Ikonographisch interessant ist die Auswahl dieser malerisch frei komponierten
Szenen, von denen sieben mit den Darstellungen der Legende auf den bekannten
romanischen gnesener Erztüren korrespondieren, während drei neu hinzutreten; und
zwar: sein Einzug in Prag, die Speisung von 12 Armen, der Besuch Kaiser Otto III.
in Gnesen und die Belohnung des Boleslaus Chrobry mit der Königswürde, von der
die ältesten Quellen nichts berichten.
Dies Werk, das von der Kunst unseres Meisters das rühmlichste Zeugnis ablegte,
und dem 1681—84 noch ein Tabernakelbau frei nach Berninis Peterszelt (1633)
hinzugefügt wurde, muß wohl bald nach seiner Aufstellung allgemeine Bewunderung
erweckt haben; denn als man sieben Jahre später im Krakauer Dom für die
(1) Arch. Capitul. Gnesens. Brief des Königs und Dank des Kapitels, s. Korytkowski, Pralacy
Gnes. III. 212 Anm.
(2) Korytkowski, Pralaci Gnieznienski III, 211 Anm.
(3) Z. f. Christl. K. III, 115.
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Preußenapostels, des H. Adalbert seit jeher als Hauptheiltum der polnischen Metro-
politankirche — ob mit Recht oder Unrecht, bleibe hier unerörtert — hoher Ver-
ehrung. Der Steinsarkophag, in dem sie im XV. Jahrhundert beigesetzt waren, und
von dem sich noch Reste in Gnesen erhalten haben, ist ein Werk aus den Jahren
1480—86, vielleicht von dem auch sonst mit dem Domkapitel und dem Bischof
Sbigneus Olesnicki in Verbindung stehenden Hans Brand oder Hans Sniczer, der
1485 an der danziger Marienkirche beschäftigt war. (Hirsch, Marienk. 63 und
Sprawozdan. Komm. hist, stuck. VI. CIII.); — er sollte im XVII. Jahrhundert durch
eine prächtigere, dem Stil und den Ansprüchen der Gegenwart Rechnung tragende
Arbeit ersetzt werden. Schon 1626 schenkte deshalb König Sigismund III., der
bekannte Restaurator der polnisch-katholischen Kirche, dem Kapitel einen 100 Pfund
schweren Silbersarg von hervorragend schöner Arbeit1), der aber 1655 von den
beutegierigen Schweden geraubt wurde. Seither bewahrte man die glücklich ge-
retteten Überreste des Heiligen oder, was man dafür hielt, in einem bescheidenen
hölzernen Schrein auf.
Im Jahre 1659 nun hatte eben jener kunstsinnige Wenzel Leszczynski, unter
dem das Frauenburger Kapitel dem Peter von der Rennen 1644 eine größere Zahlung
für einen Bischofsstuhl machte, die Kathedra Gnesens bestiegen und unmittelbar
nach seinem Amtsantritt auch seinen Freund Adalbert Pilchowicz, der 1600 ge-
boren, in Rom den Doktorgrad beider Rechte erworben und dann erst in den
Priesterstand eingetreteten war, aus Frauenburg in das gnesener Domkapitel berufen 2).
Dieser Adalbert Pilchowicz, von dessen kunstfreundlicher Gesinnung auch schon
ältere Stiftungen von Kirchenausstattung im Ermland (z. B. Migehnen 1649) 3) zeugen,
stiftete nun seinem Namensheiligen einen neuen reichen Grabschmuck in Gestalt
eines Prachtsargs von 3 Ellen Länge und 1% Ellen Breite aus gediegenem Silber,
der laut Inschrift ebenfalls von Peter von der Rennen in Danzig ausgeführt
wurde und heute noch eine Hauptsehenswürdigkeit des gnesener Doms ist (Taf. 2).
Auf dem Sargdeckel ruht in Pontificaltracht der Heilige, das Haupt auf die Rechte
gestützt, die zugleich das Märtyrerkreuz faßt, während die Linke ein Buch hält.
Vier reizende Cherubköpfchen flankieren den Deckel an den Ecken. Der Körper
des Sarges ruht auf sechs gekrönten Adlern, über denen Engelhalbfiguren auf-
steigen, und ist ebenso wie die Schrägflächen des Deckels mit insgesamt 10 ge-
triebenen Reliefs bedeckt, die Szenen aus der Legende des Heiligen darstellen. —
Ikonographisch interessant ist die Auswahl dieser malerisch frei komponierten
Szenen, von denen sieben mit den Darstellungen der Legende auf den bekannten
romanischen gnesener Erztüren korrespondieren, während drei neu hinzutreten; und
zwar: sein Einzug in Prag, die Speisung von 12 Armen, der Besuch Kaiser Otto III.
in Gnesen und die Belohnung des Boleslaus Chrobry mit der Königswürde, von der
die ältesten Quellen nichts berichten.
Dies Werk, das von der Kunst unseres Meisters das rühmlichste Zeugnis ablegte,
und dem 1681—84 noch ein Tabernakelbau frei nach Berninis Peterszelt (1633)
hinzugefügt wurde, muß wohl bald nach seiner Aufstellung allgemeine Bewunderung
erweckt haben; denn als man sieben Jahre später im Krakauer Dom für die
(1) Arch. Capitul. Gnesens. Brief des Königs und Dank des Kapitels, s. Korytkowski, Pralacy
Gnes. III. 212 Anm.
(2) Korytkowski, Pralaci Gnieznienski III, 211 Anm.
(3) Z. f. Christl. K. III, 115.
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