danken gehabt hat, die Gruppe als Wasserspeier in das Bassin zu setzen, spricht sein
Verhältnis zur antiken Kunst überhaupt. Er ist ein Künstler, auf den sie innerlich gar
keinen Einfluß gehabt hat, wie denn auch antike Statuen auf seinen Gemälden
immer nur wie hier auf dem Hochzeitsbilde als dargestellte Objekte erscheinen.
Und in den Werkstätten der Affen die nach Antiken arbeiten, könnte sehr wohl
ein Protest gegen die große Verehrung, die Teniers' größter Landsmann für alles
Antike hegte, zum Ausdruck gebracht sein. Es ist daher recht unwahrscheinlich,
daß der Maler sich in unserem einen Falle der Antike künstlerisch bemächtigt und
selbst das Motiv des Wasserspeiens hinzugetan hätte; vielmehr scheint es ziemlich
sicher, daß schon die Vorlage dieses Motiv darbot und daß mithin ein Abguß nicht
als Vorbild in Frage kommt.
Am ehesten könnte das Vorbild irgend ein römisches Studienblatt aus der Sammlung des
Erzherzogs gewesen sein1); es ist aber auch noch eine andere Möglichkeit denkbar,
daß nämlich Teniers das Original selbst vor Augen hatte. Denn von der Savelli-
schen Statue, mag sie nun mit der in Casa Cesi identisch sein oder nicht, verliert
sich zu Ende des XVI. Jahrhunderts in Rom jede Spur; in der Sammlung Savelli
wird sie schon 1550 nicht mehr erwähnt und im Giardino Cesi war sie zu Anfang
des XVII. Jahrhunderts, als Cardinal Ludovisi die besten Stücke daraus erwarb,
offenbar auch nicht mehr vorhanden. Nun weiß man ja, wie zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts die antiken Statuen nach den Niederlanden und selbst nach England
wanderten; warum sollte nicht die leicht transportable kleine Figur unseres Knaben
auf irgend eine Weise nach Antwerpen oder Brüssel gelangt sein und dort in dem
Garten eines vornehmen Kunstfreundes Aufstellung gefunden haben? Vielleicht
würde es gar nicht schwer sein, durch genauere Nachforschungen über die Ge-
schichte der niederländischen Antikensammlungen eine Bestätigung dieser Hypothese
zu erhalten, die hier nur in bescheidener Parenthese erwähnt sei.
Wir haben vielleicht zu lange bei den minutiösen Details unserer Untersuchung
verweilt; doch erschien es lockend, den Fäden welche die durch Jahrtausende
getrennten Kunstwerke verbinden nachzugehen, da sie selten so deutlich sichtbar
sind wie hier. Denn wenn auch im einzelnen manches zweifelhaft geblieben ist,
so ist doch das wesentliche klar geworden: Die im Quattrocento gefundene Statue
steht als sorgsam gehüteter Schatz zu Anfang des XVI. Jahrhunderts im Hause
eines römischen Prälaten; sie erregt durch ihre gute Erhaltung die Aufmerksamkeit
von Künstlern aus dem Kreise Lionardos, und auf dem Bilde eines von Lionardo
stark beeinflußten Niederländers erscheint sie als milieuschilderndes Prunkstück,
das aber schon durch die unglückliche Plazierung verrät, wie fremd es dem Künstler
eigentlich ist. Bald darauf, als man sich der Antike künstlerisch ebenbürtig fühlt
und Statuen zu ergänzen und als architektonische Elemente zu betrachten anfängt,
verwendet man auch unsere Gruppe als dekorative Figur und stellt sie als Wasser-
speier in ein Brunnenbassin, wo sie wohl bald der zerstörenden Wirkung der
Feuchtigkeit zum Opfer fiel. Ein letzter Reflex dieser Funktion findet sich bei
Teniers, wo der Antikenbrunnen mit dem Gänseknaben das vornehme Milieu, in
dem die Handlung vor sich geht, charakterisieren soll.
(1) An ein gestochenes Blatt möchte ich nicht denken, da mir trotz jahrelanger Beschäftigung mit
derartigen Stichen nichts ähnliches zu Gesicht gekommen ist.
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Verhältnis zur antiken Kunst überhaupt. Er ist ein Künstler, auf den sie innerlich gar
keinen Einfluß gehabt hat, wie denn auch antike Statuen auf seinen Gemälden
immer nur wie hier auf dem Hochzeitsbilde als dargestellte Objekte erscheinen.
Und in den Werkstätten der Affen die nach Antiken arbeiten, könnte sehr wohl
ein Protest gegen die große Verehrung, die Teniers' größter Landsmann für alles
Antike hegte, zum Ausdruck gebracht sein. Es ist daher recht unwahrscheinlich,
daß der Maler sich in unserem einen Falle der Antike künstlerisch bemächtigt und
selbst das Motiv des Wasserspeiens hinzugetan hätte; vielmehr scheint es ziemlich
sicher, daß schon die Vorlage dieses Motiv darbot und daß mithin ein Abguß nicht
als Vorbild in Frage kommt.
Am ehesten könnte das Vorbild irgend ein römisches Studienblatt aus der Sammlung des
Erzherzogs gewesen sein1); es ist aber auch noch eine andere Möglichkeit denkbar,
daß nämlich Teniers das Original selbst vor Augen hatte. Denn von der Savelli-
schen Statue, mag sie nun mit der in Casa Cesi identisch sein oder nicht, verliert
sich zu Ende des XVI. Jahrhunderts in Rom jede Spur; in der Sammlung Savelli
wird sie schon 1550 nicht mehr erwähnt und im Giardino Cesi war sie zu Anfang
des XVII. Jahrhunderts, als Cardinal Ludovisi die besten Stücke daraus erwarb,
offenbar auch nicht mehr vorhanden. Nun weiß man ja, wie zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts die antiken Statuen nach den Niederlanden und selbst nach England
wanderten; warum sollte nicht die leicht transportable kleine Figur unseres Knaben
auf irgend eine Weise nach Antwerpen oder Brüssel gelangt sein und dort in dem
Garten eines vornehmen Kunstfreundes Aufstellung gefunden haben? Vielleicht
würde es gar nicht schwer sein, durch genauere Nachforschungen über die Ge-
schichte der niederländischen Antikensammlungen eine Bestätigung dieser Hypothese
zu erhalten, die hier nur in bescheidener Parenthese erwähnt sei.
Wir haben vielleicht zu lange bei den minutiösen Details unserer Untersuchung
verweilt; doch erschien es lockend, den Fäden welche die durch Jahrtausende
getrennten Kunstwerke verbinden nachzugehen, da sie selten so deutlich sichtbar
sind wie hier. Denn wenn auch im einzelnen manches zweifelhaft geblieben ist,
so ist doch das wesentliche klar geworden: Die im Quattrocento gefundene Statue
steht als sorgsam gehüteter Schatz zu Anfang des XVI. Jahrhunderts im Hause
eines römischen Prälaten; sie erregt durch ihre gute Erhaltung die Aufmerksamkeit
von Künstlern aus dem Kreise Lionardos, und auf dem Bilde eines von Lionardo
stark beeinflußten Niederländers erscheint sie als milieuschilderndes Prunkstück,
das aber schon durch die unglückliche Plazierung verrät, wie fremd es dem Künstler
eigentlich ist. Bald darauf, als man sich der Antike künstlerisch ebenbürtig fühlt
und Statuen zu ergänzen und als architektonische Elemente zu betrachten anfängt,
verwendet man auch unsere Gruppe als dekorative Figur und stellt sie als Wasser-
speier in ein Brunnenbassin, wo sie wohl bald der zerstörenden Wirkung der
Feuchtigkeit zum Opfer fiel. Ein letzter Reflex dieser Funktion findet sich bei
Teniers, wo der Antikenbrunnen mit dem Gänseknaben das vornehme Milieu, in
dem die Handlung vor sich geht, charakterisieren soll.
(1) An ein gestochenes Blatt möchte ich nicht denken, da mir trotz jahrelanger Beschäftigung mit
derartigen Stichen nichts ähnliches zu Gesicht gekommen ist.
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