ist, der nach etwas neuem ringt. Neben der Freude an der Farbe macht sich die
Vorliebe für scharfen Kontrast in der Beleuchtung geltend. Hell und dunkel platzen
aufeinander.
Wie man sieht, verfolgt der Maler die gleichen Tendenzen wie im Osten Spaniens
der Valencianer Francisco de Ribalta, der spanische Caravaggio. Allerdings mit
dem Unterschied, daß sich Ribalta mit dem Ruhm begnügte, dasselbe für Spanien
geleistet zu haben, was Caravaggio für Italien getan hat, während für Ruelas der
Caravaggiostil nur eine Zwischenstufe war, und es ihm gelungen ist, aus der Ver-
schmelzung dessen, was er an der Kunstweise Caravaggios und Tintorettos gutes
fand, einen neuen, eigenen Stil zu schaffen, der zur Grundlage der Kunst des
Velazquez, Murillos und Canos werden sollte.
In konsequenter Entwicklung schuf Ruelas nach den vier Marienlebenbildern die
„Geburt Christi", gleichfalls in der Kirche von Olivares, jenes Gemälde, das er
Cean Bermudez zufolge erst 1624 gemalt haben soll.
Die niederblickende Maria in rotem Gewand und weißem Kopftuch ist im Begriff
das Kind aufzudecken. Das Gesicht liegt im Dunkeln, nur ein Teil der Stirn links
oben und ein Stück der linken Wange wird vom Licht gestreift. Das Christkind
ruht auf einem sehr großen weißen Tuch. Rechts steht ziemlich im Dunkel, er-
staunt die Hände erhebend, der hl. Joseph. Nur ein kleiner Fleck seiner Stirn ist
beleuchtet. Joseph ist eine schöne Erscheinung, dunkelbärtig, in ein rotes Gewand
gekleidet mit keilförmigem Ausschnitt am Hals. Rechts unten kniet im Profil ein
Hirt, dessen Haaransatz dem des späteren Marientyps des Meisters verwandt ist.
Er hält zwei Tauben in den Händen, auf seinem Rücken erblickt man eine zerrissene
Trommel. (Auf einer kurz nach 1600 entstandenen Hirtenanbetung in Sa. Clara zu
Carmona sieht man einen ähnlichen Knaben mit Trommel auf der linken Seite.) Links
vorn kniet nach rechts gewandt, Kopf de face, lächelnd zurückblickend ein anderer
Hirtenjunge. Er erinnert äußerst lebhaft an ähnliche Gestalten auf den Bildern
des jungen Velazquez. Sein Gesicht ist auf der linken Seite wenig, aber grell be-
leuchtet. Der Kontrast zwischen Licht und Schatten ist sehr stark. Der Junge
trägt gelben, mit Schafspelz besetzten Rock und rote Hosen. In der Linken hält er
einen Dudelsack, sein rechter Zeigefinger ist erhoben. Hinter ihm sieht man zwei
Hirten; der vordere im Profil, schwarzbärtig, in grün gekleidet, betet das Christkind
an. Licht fällt nur auf einen Teil seiner Stirn und die Wange. Der andere in
grau gekleidet hat den Kopf auf die Seite geneigt. Über ihm erblickt man eine
Frau in purpurrot mit niederblickenden Kind auf dem Arm, das ein Huhn zu halten
scheint. Diese beiden sind etwas mehr beleuchtet. Im Vordergrund liegen unten
zwei Schafe. Oben erkennt man noch einige Säulenstümpfe. Das Christkind selbst
ist sehr zart modelliert, die Schatten sind schwachgrau. Die Gewandbehandlung
jedoch ist noch nicht befriedigend. Man bemerkt zu viel tote Flächen, und die
Faltengebung ist zu hart.
Gegenüber den Marienlebenbildern aber bedeutet dieses Werk einen großen
Fortschritt. Die Tendenz des Künstlers, das Streben nach kräftiger Helldunkel-
wirkung kommt hier bereits viel deutlicher zur Geltung.
Und gleichzeitig mit diesem Gemälde, das heißt ebenfalls 1624, soll Ruelas die
„Gründung von Sa. Maria Maggiore" für den Altar Mayor der Kirche gemalt haben!
Später sei das Bild in das Hospital gekommen; heute schmückt es die Capilla de
Sa. Marina der Pfarrkirche. Es ist ein Hochbild, für den Hochaltar aber auf jeden
Fall viel zu klein. Man darf wohl annehmen, daß dieses Gemälde zu den frühesten
uns bekannten Arbeiten des Meisters und nicht zu seinen spätesten gehört. Von
54
Vorliebe für scharfen Kontrast in der Beleuchtung geltend. Hell und dunkel platzen
aufeinander.
Wie man sieht, verfolgt der Maler die gleichen Tendenzen wie im Osten Spaniens
der Valencianer Francisco de Ribalta, der spanische Caravaggio. Allerdings mit
dem Unterschied, daß sich Ribalta mit dem Ruhm begnügte, dasselbe für Spanien
geleistet zu haben, was Caravaggio für Italien getan hat, während für Ruelas der
Caravaggiostil nur eine Zwischenstufe war, und es ihm gelungen ist, aus der Ver-
schmelzung dessen, was er an der Kunstweise Caravaggios und Tintorettos gutes
fand, einen neuen, eigenen Stil zu schaffen, der zur Grundlage der Kunst des
Velazquez, Murillos und Canos werden sollte.
In konsequenter Entwicklung schuf Ruelas nach den vier Marienlebenbildern die
„Geburt Christi", gleichfalls in der Kirche von Olivares, jenes Gemälde, das er
Cean Bermudez zufolge erst 1624 gemalt haben soll.
Die niederblickende Maria in rotem Gewand und weißem Kopftuch ist im Begriff
das Kind aufzudecken. Das Gesicht liegt im Dunkeln, nur ein Teil der Stirn links
oben und ein Stück der linken Wange wird vom Licht gestreift. Das Christkind
ruht auf einem sehr großen weißen Tuch. Rechts steht ziemlich im Dunkel, er-
staunt die Hände erhebend, der hl. Joseph. Nur ein kleiner Fleck seiner Stirn ist
beleuchtet. Joseph ist eine schöne Erscheinung, dunkelbärtig, in ein rotes Gewand
gekleidet mit keilförmigem Ausschnitt am Hals. Rechts unten kniet im Profil ein
Hirt, dessen Haaransatz dem des späteren Marientyps des Meisters verwandt ist.
Er hält zwei Tauben in den Händen, auf seinem Rücken erblickt man eine zerrissene
Trommel. (Auf einer kurz nach 1600 entstandenen Hirtenanbetung in Sa. Clara zu
Carmona sieht man einen ähnlichen Knaben mit Trommel auf der linken Seite.) Links
vorn kniet nach rechts gewandt, Kopf de face, lächelnd zurückblickend ein anderer
Hirtenjunge. Er erinnert äußerst lebhaft an ähnliche Gestalten auf den Bildern
des jungen Velazquez. Sein Gesicht ist auf der linken Seite wenig, aber grell be-
leuchtet. Der Kontrast zwischen Licht und Schatten ist sehr stark. Der Junge
trägt gelben, mit Schafspelz besetzten Rock und rote Hosen. In der Linken hält er
einen Dudelsack, sein rechter Zeigefinger ist erhoben. Hinter ihm sieht man zwei
Hirten; der vordere im Profil, schwarzbärtig, in grün gekleidet, betet das Christkind
an. Licht fällt nur auf einen Teil seiner Stirn und die Wange. Der andere in
grau gekleidet hat den Kopf auf die Seite geneigt. Über ihm erblickt man eine
Frau in purpurrot mit niederblickenden Kind auf dem Arm, das ein Huhn zu halten
scheint. Diese beiden sind etwas mehr beleuchtet. Im Vordergrund liegen unten
zwei Schafe. Oben erkennt man noch einige Säulenstümpfe. Das Christkind selbst
ist sehr zart modelliert, die Schatten sind schwachgrau. Die Gewandbehandlung
jedoch ist noch nicht befriedigend. Man bemerkt zu viel tote Flächen, und die
Faltengebung ist zu hart.
Gegenüber den Marienlebenbildern aber bedeutet dieses Werk einen großen
Fortschritt. Die Tendenz des Künstlers, das Streben nach kräftiger Helldunkel-
wirkung kommt hier bereits viel deutlicher zur Geltung.
Und gleichzeitig mit diesem Gemälde, das heißt ebenfalls 1624, soll Ruelas die
„Gründung von Sa. Maria Maggiore" für den Altar Mayor der Kirche gemalt haben!
Später sei das Bild in das Hospital gekommen; heute schmückt es die Capilla de
Sa. Marina der Pfarrkirche. Es ist ein Hochbild, für den Hochaltar aber auf jeden
Fall viel zu klein. Man darf wohl annehmen, daß dieses Gemälde zu den frühesten
uns bekannten Arbeiten des Meisters und nicht zu seinen spätesten gehört. Von
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