dagegen finden sich aber auf verschiedenen seiner Werke, vor allem auf den Heim-
gang des hl. Isidor, dem Tod des hl. Hermengild und der Concepcion des D. Fernando
de Mata Porträtdarstellungen von einer verblüffenden Naturtreue.
Die Weichheit der Karnation seiner Gestalten ist von jeher gerühmt worden.
Daß Ruelas die grauen, braunen und schwarzen Schatten ganz verbannt, ist nicht
richtig, man findet noch bei dem reifen Meister graue Schatten. Ebenso stimmt
Justis Bemerkung nicht, daß die Figuren bei ihm stets in den vordersten Grund
gedrängt seien. Ruelas hat sich die Kompositionstechnik Tintorettos zu eigen ge-
macht mit der eigenartigen Vordergrundsgruppe, wo großer Wert auf die Silhouette
gelegt ist, sowie mit der Teilung der Gründe, vor allem dem ausgedehnten, in
hellem Licht flimmerden Mittelgrund.
Höchst auffallender Weise schweigt sich Pacheco über Ruelas fast völlig aus.
Er spricht nur einmal von ihm — bei der Besprechung von Darstellungen des
„Unterrichtes der hl. Jungfrau" — und da, wie wir sahen, nicht gerade sehr günstig.
In seine Porträtsammlung berühmter Zeitgenossen hat er ihn nicht aufgenommen. Ob
zwischen den beiden persönlich etwas vorgefallen ist, läßt sich nicht mehr sagen.
Sollte am Ende Pacheco sich Hoffnungen gemacht haben, daß ihm die umfang-
reichen Arbeiten für den Hochaltar der Kirche im Mercenarierkloster seiner Vater-
stadt Sanlucar übertragen würden, die bekanntlich dann Ruelas ausführte? Merk-
würdig bleibt Pachecos Hinweggleiten über die Arbeiten des Ruelas auf jeden Fall.
Gegen die kleinlichen Ausstellungen, die Pacheco an den mehrfach genannten
Gemälde des Ruelas zu machen beliebt hat, wendet sich Bermudez und sagt1):
„Ruelas verstand besser als irgend ein anderer Maler in Andalusien die Regeln der
Komposition und Zeichnung und verlieh den Figuren viel Nachdruck durch Anmut
und Zartheit (dulzura y suavidad). Er ahmte die Natur in der Großartigkeit der
Formen und Charaktere nach und hat am besten von allen in Spanien Ton und
Kolorit der guten venezianischen Schule getroffen. Seine sevillaner Gemälde könnten
ruhig den Vergleich mit denen Palmas, Tintorettos und des Caraccisten aushalten".
Seine Kritik schließt der Schriftsteller mit der äußerst treffenden Bemerkung: „Wenn
die Sevillaner soviel Sorgfalt auf ihre gute Erhaltung gelegt hätten wie die Italiener
auf ihre und ihren Ruhm durch Stiche verbreitet hätten, so wären die Werke des
Ruelas bekannter und gefeierter."
Palomino2) meint, die Malerei des Ruelas besitze große Kraft verbunden mit
großer Weichheit und er rühmt das sorgfältige Naturstudium des Meisters, seine
große technische Gewandheit und Erfahrung. Auch Jusepe Martinez versäumt in
seinen „Discursos practicables" nicht, des Meisters lobend zu gedenken3), wenn er
auch seine Werke nicht aus eigener Anschauung kennt. Passavant4) betont vor
allem den starken Einfluß Tintorettos auf die Kunst des Ruelas. Tubino5) und
Justi6) finden, daß der Meister in Formen, Empfindung und Malweise eine eigen-
artige Mischung spanischen und flandrischen Wesens zeigt. Vielleicht hat zu
(i) A. a. O. S. 228.
(2) A. a. O. S. 283.
(3) P- 186.
(4) A. a. O. S. 98.
(5) Museo Espanol I, 420 — donde las reminiscencias flamencas toman cuerpo en algun instante de
no comun inspiracion.
(6) Velazquez, I, 25 ff.
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gang des hl. Isidor, dem Tod des hl. Hermengild und der Concepcion des D. Fernando
de Mata Porträtdarstellungen von einer verblüffenden Naturtreue.
Die Weichheit der Karnation seiner Gestalten ist von jeher gerühmt worden.
Daß Ruelas die grauen, braunen und schwarzen Schatten ganz verbannt, ist nicht
richtig, man findet noch bei dem reifen Meister graue Schatten. Ebenso stimmt
Justis Bemerkung nicht, daß die Figuren bei ihm stets in den vordersten Grund
gedrängt seien. Ruelas hat sich die Kompositionstechnik Tintorettos zu eigen ge-
macht mit der eigenartigen Vordergrundsgruppe, wo großer Wert auf die Silhouette
gelegt ist, sowie mit der Teilung der Gründe, vor allem dem ausgedehnten, in
hellem Licht flimmerden Mittelgrund.
Höchst auffallender Weise schweigt sich Pacheco über Ruelas fast völlig aus.
Er spricht nur einmal von ihm — bei der Besprechung von Darstellungen des
„Unterrichtes der hl. Jungfrau" — und da, wie wir sahen, nicht gerade sehr günstig.
In seine Porträtsammlung berühmter Zeitgenossen hat er ihn nicht aufgenommen. Ob
zwischen den beiden persönlich etwas vorgefallen ist, läßt sich nicht mehr sagen.
Sollte am Ende Pacheco sich Hoffnungen gemacht haben, daß ihm die umfang-
reichen Arbeiten für den Hochaltar der Kirche im Mercenarierkloster seiner Vater-
stadt Sanlucar übertragen würden, die bekanntlich dann Ruelas ausführte? Merk-
würdig bleibt Pachecos Hinweggleiten über die Arbeiten des Ruelas auf jeden Fall.
Gegen die kleinlichen Ausstellungen, die Pacheco an den mehrfach genannten
Gemälde des Ruelas zu machen beliebt hat, wendet sich Bermudez und sagt1):
„Ruelas verstand besser als irgend ein anderer Maler in Andalusien die Regeln der
Komposition und Zeichnung und verlieh den Figuren viel Nachdruck durch Anmut
und Zartheit (dulzura y suavidad). Er ahmte die Natur in der Großartigkeit der
Formen und Charaktere nach und hat am besten von allen in Spanien Ton und
Kolorit der guten venezianischen Schule getroffen. Seine sevillaner Gemälde könnten
ruhig den Vergleich mit denen Palmas, Tintorettos und des Caraccisten aushalten".
Seine Kritik schließt der Schriftsteller mit der äußerst treffenden Bemerkung: „Wenn
die Sevillaner soviel Sorgfalt auf ihre gute Erhaltung gelegt hätten wie die Italiener
auf ihre und ihren Ruhm durch Stiche verbreitet hätten, so wären die Werke des
Ruelas bekannter und gefeierter."
Palomino2) meint, die Malerei des Ruelas besitze große Kraft verbunden mit
großer Weichheit und er rühmt das sorgfältige Naturstudium des Meisters, seine
große technische Gewandheit und Erfahrung. Auch Jusepe Martinez versäumt in
seinen „Discursos practicables" nicht, des Meisters lobend zu gedenken3), wenn er
auch seine Werke nicht aus eigener Anschauung kennt. Passavant4) betont vor
allem den starken Einfluß Tintorettos auf die Kunst des Ruelas. Tubino5) und
Justi6) finden, daß der Meister in Formen, Empfindung und Malweise eine eigen-
artige Mischung spanischen und flandrischen Wesens zeigt. Vielleicht hat zu
(i) A. a. O. S. 228.
(2) A. a. O. S. 283.
(3) P- 186.
(4) A. a. O. S. 98.
(5) Museo Espanol I, 420 — donde las reminiscencias flamencas toman cuerpo en algun instante de
no comun inspiracion.
(6) Velazquez, I, 25 ff.
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