BASLER HOROLOGIENBÜCHER MIT HOLZ-
SCHNITTEN VON HANS HOLBEIN D.J.
Mit neun Abbildungen auf fünf Tafeln Von E. MAJOR
Als vor einiger Zeit dem Basler Kupferstich-Kabinett das von Sebastian Münster
verfaßte Buch „Fürmalung und künstlich beschreibung der Horologien" (Basel,
Heinrich Petri 1537) von einem auswärtigen Antiquariate angeboten wurde und
einzelne der darin befindlichen Holzschnitte von Professor Ganz nach kurzer Prüfung
als holbeinisch angesprochen wurden, nahmen wir uns vor, das früheste Vorkommen
dieser Schnitte festzustellen.
Es fand sich, daß sie, mit einer einzigen Ausnahme, bereits in der lateinischen
Horologienausgabe Seb. Münsters, in der „Compositio Horologiorum" (Basel, Heinrich
Petri, 1531 März) enthalten sind. Sie sind demnach spätestens zu Ende des Jahres
1530 oder ganz zu Anfang 1531 gezeichnet worden. Es handelt sich um folgende
Darstellungen:
I. Eine Hand, die ein Nocturnal hält, d. h. ein Instrument, vermittels dessen
auch nachts die Stunde gelesen werden kann (Taf. 21). Eine Arbeitshand, wie sie
Holbein liebt, kräftig zufassend und von derb-wuchtiger Bildung. So wie sie aus
dem Pelzärmel herauskommt und das Gerät senkrecht emporhält, ist sie dem
Buchdruckerzeichen Johann Frobens aufs engste verwandt (vgl. vor allem Heitz
und Bernoulli, Basler Büchermarken Nr. 50, auch 49 u. a.)1).
Die auf dem Nocturnal befindlichen Benennungen in xylographischem Text ver-
raten dieselbe Hand, von welcher die Schriftzüge auf dem neulich zum Vorschein
gekommenen großen Holzschnitt mit dem „Instrument beider Lichter" Sebastian
Münsters herrühren 2).
2. Eine zylindrische Sonnenuhr (Taf. 21). Elegant im Aufbau und von feiner
Zeichnung, gleicht sie völlig dem auf dem Bilde der „Gesandten" (1533) vor-
kommenden Geräte, hier wie dort zum Tragen an einer Schnur eingerichtet. Eine
ähnliche Zylinder-Sonnenuhr, auf der außerdem die Tierkreisbilder und Monate ver-
zeichnet sind, befindet sich auf einer Handzeichnung im Britischen Museum in
(1) Bei dieser Gelegenheit sei einmal festgestellt, was unseres Wissens bisher noch nicht geschah und
was auch in den verschiedenen Nachträgen Koeglers nicht zu finden ist, daß nämlich das holbeinische,
in Wasserfarben auf Leinwand gemalte Frobensignet der Öffentlichen Kunstsammlung in Basel
(Katalog 1910, Nr. 343. Abgebildet bei His, Dessins d'Ornements de Hans Holbein, Taf. XXIII, Fig. 1)
als die genaue Vorlage für das Signet Heitz 49, dessen Weiterbildung die Signete Heitz 50 und 53
bedeuten, angesehen werden muß. Da dieses (Heitz 49), was auch von Koegler nicht rektifiziert werden
konnte (Ztschr. f. Bücherfreunde XII, 6), zuerst im Jahre 1523 auftritt, so ist damit eine sichere
Datierung für das Aquarell geboten. Es kann, selbst wenn es mehr als bloße Vorlage, wenn es eine
Erweiterung des gedruckten Signets zu einem Scheibenrisse sein sollte, doch nur im Jahre 1523 ent-
standen sein, da 1524 ein neuer Typus des Frobensignets aufkommt, nämlich der mit dem Renaissance-
Schild und den von innen gesehenen Händen; überdies trägt, was vielleicht mehr als Zufall ist, das
1523 zuerst bemerkbare, oben erwähnte kleinere Signet Heitz 50 — auch H. 53 kommt 1523 zuerst
vor — gelegentlich die mit der Inschrift auf dem Aquarell sich deckende, sonst nicht übliche Bei-
schrift: ,Joan. Frob." (vgl. Koegler, Basler Büchermarken bis zum Jahre 1550, Ztschr. f. Bücher-
freunde XII, 6). — Bei Feststellung obiger Tatsachen hatten wir uns der Mitwirkung unseres Kollegen
Dr. E. v. Meyenburg verschiedentlich zu erfreuen.
(2) Veröffentlicht und abgebildet von Hans Koegler im Jahrb. d. kgl. preuß. Kunstsammlungen 1910,
Heft IV und daselbst auf das Jahr 1532 datiert.
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SCHNITTEN VON HANS HOLBEIN D.J.
Mit neun Abbildungen auf fünf Tafeln Von E. MAJOR
Als vor einiger Zeit dem Basler Kupferstich-Kabinett das von Sebastian Münster
verfaßte Buch „Fürmalung und künstlich beschreibung der Horologien" (Basel,
Heinrich Petri 1537) von einem auswärtigen Antiquariate angeboten wurde und
einzelne der darin befindlichen Holzschnitte von Professor Ganz nach kurzer Prüfung
als holbeinisch angesprochen wurden, nahmen wir uns vor, das früheste Vorkommen
dieser Schnitte festzustellen.
Es fand sich, daß sie, mit einer einzigen Ausnahme, bereits in der lateinischen
Horologienausgabe Seb. Münsters, in der „Compositio Horologiorum" (Basel, Heinrich
Petri, 1531 März) enthalten sind. Sie sind demnach spätestens zu Ende des Jahres
1530 oder ganz zu Anfang 1531 gezeichnet worden. Es handelt sich um folgende
Darstellungen:
I. Eine Hand, die ein Nocturnal hält, d. h. ein Instrument, vermittels dessen
auch nachts die Stunde gelesen werden kann (Taf. 21). Eine Arbeitshand, wie sie
Holbein liebt, kräftig zufassend und von derb-wuchtiger Bildung. So wie sie aus
dem Pelzärmel herauskommt und das Gerät senkrecht emporhält, ist sie dem
Buchdruckerzeichen Johann Frobens aufs engste verwandt (vgl. vor allem Heitz
und Bernoulli, Basler Büchermarken Nr. 50, auch 49 u. a.)1).
Die auf dem Nocturnal befindlichen Benennungen in xylographischem Text ver-
raten dieselbe Hand, von welcher die Schriftzüge auf dem neulich zum Vorschein
gekommenen großen Holzschnitt mit dem „Instrument beider Lichter" Sebastian
Münsters herrühren 2).
2. Eine zylindrische Sonnenuhr (Taf. 21). Elegant im Aufbau und von feiner
Zeichnung, gleicht sie völlig dem auf dem Bilde der „Gesandten" (1533) vor-
kommenden Geräte, hier wie dort zum Tragen an einer Schnur eingerichtet. Eine
ähnliche Zylinder-Sonnenuhr, auf der außerdem die Tierkreisbilder und Monate ver-
zeichnet sind, befindet sich auf einer Handzeichnung im Britischen Museum in
(1) Bei dieser Gelegenheit sei einmal festgestellt, was unseres Wissens bisher noch nicht geschah und
was auch in den verschiedenen Nachträgen Koeglers nicht zu finden ist, daß nämlich das holbeinische,
in Wasserfarben auf Leinwand gemalte Frobensignet der Öffentlichen Kunstsammlung in Basel
(Katalog 1910, Nr. 343. Abgebildet bei His, Dessins d'Ornements de Hans Holbein, Taf. XXIII, Fig. 1)
als die genaue Vorlage für das Signet Heitz 49, dessen Weiterbildung die Signete Heitz 50 und 53
bedeuten, angesehen werden muß. Da dieses (Heitz 49), was auch von Koegler nicht rektifiziert werden
konnte (Ztschr. f. Bücherfreunde XII, 6), zuerst im Jahre 1523 auftritt, so ist damit eine sichere
Datierung für das Aquarell geboten. Es kann, selbst wenn es mehr als bloße Vorlage, wenn es eine
Erweiterung des gedruckten Signets zu einem Scheibenrisse sein sollte, doch nur im Jahre 1523 ent-
standen sein, da 1524 ein neuer Typus des Frobensignets aufkommt, nämlich der mit dem Renaissance-
Schild und den von innen gesehenen Händen; überdies trägt, was vielleicht mehr als Zufall ist, das
1523 zuerst bemerkbare, oben erwähnte kleinere Signet Heitz 50 — auch H. 53 kommt 1523 zuerst
vor — gelegentlich die mit der Inschrift auf dem Aquarell sich deckende, sonst nicht übliche Bei-
schrift: ,Joan. Frob." (vgl. Koegler, Basler Büchermarken bis zum Jahre 1550, Ztschr. f. Bücher-
freunde XII, 6). — Bei Feststellung obiger Tatsachen hatten wir uns der Mitwirkung unseres Kollegen
Dr. E. v. Meyenburg verschiedentlich zu erfreuen.
(2) Veröffentlicht und abgebildet von Hans Koegler im Jahrb. d. kgl. preuß. Kunstsammlungen 1910,
Heft IV und daselbst auf das Jahr 1532 datiert.
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