und dem westlichen Teil der heutigen Schweiz, und das Gebiet von Besancon,
ist politisch so wichtig, daß sich Friedrich Barbarossa 1178 in Arles besonders
krönen läßt. Durch dieses Königreich führte eine wichtige Straße aus dem an-
grenzenden Italien über die Alpenpässe ins Elsaß, die er 1167 benutzt hatte. Die
alten Römerstraßen scheinen noch immer die Adern gewesen zu sein, durch die
italienische Formgedanken über die Alpen flossen. Interessant ist jedenfalls die
große Ähnlichkeit des Portals von Andlau mit den Portalen des Schloßes Tirol
bei Meran (Brennerstraße!); gemeinsame italienische Quellen sind sicher anzu-
nehmen. So kommt es, daß das ganze Arelat voll von italienischen Elementen ist,
von Embrun im Süden, dessen Notre Dame im Portal so genau das Vorbild von
Ferrara kopiert, bis ins Gebiet der heutigen Schweiz, für das Lindner diese Ein-
flüsse festgestellt hat.1) Es wäre allerdings notwendig gewesen, das ganze Gebiet
des Königreichs Arelat mit hinzuzuziehen, anstatt nur gelegentlich einmal auf
Besancon hinzuweisen. Dann hätte sich als besonders interessant ergeben, daß
gerade Chur, das damals nicht zum Arelat gehört, den Einfluß von Arles und
Italien am auffallendsten vereint. Darauf, daß im Gebiet der heutigen Schweiz,
wo beide Einflüsse sich vereinen, der Einfluß Italiens stärker ist, als der von Ar-
les, hat schon Vöge 2) hingewiesen und seine Beobachtungen ließen sich leicht
vermehren. So sei beispielsweise angeführt, daß der Türsturz der Basler Gallus-
pforte auf ein Vorbild derselben Gruppe schließen läßt, wie der von Andlau, daß
für die Figurentabernakel zu Seiten des Basler Portals ebenso wie für die auf
Löwen stehenden Figuren von Arleser Gewandzeichnung, aber italienischen Pro-
portionen in Chur sich Anklänge in Trau finden. Der Grund für dies Überwiegen
des italienischen Einflusses über den arlesischen ist nicht leicht zu finden. Er ist
vielleicht darin zu suchen, daß der mächtige italienische Kunststrom, dem gegen-
über der Stil von Arles mehr lokale Bedeutung hat, allzu heftig durch dieses Ge-
biet flutete, das ihn nach dem Norden weiter leitete. Die nördlichen Nachbar-
länder sind nun aber die Gebiete, um die es sich hier handelt, der Elsaß und das
Herzogtum Lothringen.
Tatsächlich ist ihre Verknüpfung mit dem Norden des Königreichs Arelat äußerst
eng. Dafür nur ein Beispiel. Wenn man von den Portalen, die Lindner zusammen-
gestellt hat, der Galluspforte in Basel, den Portalen von St. Ursanne und Neuen-
burg das abzieht, was italienisch und arlesisch an ihnen ist, so bleibt, genau bis
in die freigestellten Säulen und das Halbkugelornament, der elsässische Portaltypus
von Geweiler, Sigolsheim usw. Mithin hat man es hier mit einem in seinen Hauptteilen
oberrheinischen Portaltypus zu tun, dessen Heimat aber eher im nördlichen Teil
des Gebietes liegen dürfte, wo wir ihn bis in die Gotik verfolgen konnten, als in
diesem südlichen.
Der Weg, den die italienischen Formen genommen hatten, scheint somit klar,
und entsprechend dem Datum dieser ganzen Portalgruppe ebenso wie aller anderen
besprochenen Werke muß als die Epoche des Einströmens der fremden Formen
das XII. Jahrhundert, besonders in seiner zweiten Hälfte, angesehen werden.
(1) Die Baseler Galluspforte usw. Straßburg 1899.
(2) Repertorium für Kunstwissenschaft, Bd. 25. 1902. S. 412. Anm. 15.
I22
ist politisch so wichtig, daß sich Friedrich Barbarossa 1178 in Arles besonders
krönen läßt. Durch dieses Königreich führte eine wichtige Straße aus dem an-
grenzenden Italien über die Alpenpässe ins Elsaß, die er 1167 benutzt hatte. Die
alten Römerstraßen scheinen noch immer die Adern gewesen zu sein, durch die
italienische Formgedanken über die Alpen flossen. Interessant ist jedenfalls die
große Ähnlichkeit des Portals von Andlau mit den Portalen des Schloßes Tirol
bei Meran (Brennerstraße!); gemeinsame italienische Quellen sind sicher anzu-
nehmen. So kommt es, daß das ganze Arelat voll von italienischen Elementen ist,
von Embrun im Süden, dessen Notre Dame im Portal so genau das Vorbild von
Ferrara kopiert, bis ins Gebiet der heutigen Schweiz, für das Lindner diese Ein-
flüsse festgestellt hat.1) Es wäre allerdings notwendig gewesen, das ganze Gebiet
des Königreichs Arelat mit hinzuzuziehen, anstatt nur gelegentlich einmal auf
Besancon hinzuweisen. Dann hätte sich als besonders interessant ergeben, daß
gerade Chur, das damals nicht zum Arelat gehört, den Einfluß von Arles und
Italien am auffallendsten vereint. Darauf, daß im Gebiet der heutigen Schweiz,
wo beide Einflüsse sich vereinen, der Einfluß Italiens stärker ist, als der von Ar-
les, hat schon Vöge 2) hingewiesen und seine Beobachtungen ließen sich leicht
vermehren. So sei beispielsweise angeführt, daß der Türsturz der Basler Gallus-
pforte auf ein Vorbild derselben Gruppe schließen läßt, wie der von Andlau, daß
für die Figurentabernakel zu Seiten des Basler Portals ebenso wie für die auf
Löwen stehenden Figuren von Arleser Gewandzeichnung, aber italienischen Pro-
portionen in Chur sich Anklänge in Trau finden. Der Grund für dies Überwiegen
des italienischen Einflusses über den arlesischen ist nicht leicht zu finden. Er ist
vielleicht darin zu suchen, daß der mächtige italienische Kunststrom, dem gegen-
über der Stil von Arles mehr lokale Bedeutung hat, allzu heftig durch dieses Ge-
biet flutete, das ihn nach dem Norden weiter leitete. Die nördlichen Nachbar-
länder sind nun aber die Gebiete, um die es sich hier handelt, der Elsaß und das
Herzogtum Lothringen.
Tatsächlich ist ihre Verknüpfung mit dem Norden des Königreichs Arelat äußerst
eng. Dafür nur ein Beispiel. Wenn man von den Portalen, die Lindner zusammen-
gestellt hat, der Galluspforte in Basel, den Portalen von St. Ursanne und Neuen-
burg das abzieht, was italienisch und arlesisch an ihnen ist, so bleibt, genau bis
in die freigestellten Säulen und das Halbkugelornament, der elsässische Portaltypus
von Geweiler, Sigolsheim usw. Mithin hat man es hier mit einem in seinen Hauptteilen
oberrheinischen Portaltypus zu tun, dessen Heimat aber eher im nördlichen Teil
des Gebietes liegen dürfte, wo wir ihn bis in die Gotik verfolgen konnten, als in
diesem südlichen.
Der Weg, den die italienischen Formen genommen hatten, scheint somit klar,
und entsprechend dem Datum dieser ganzen Portalgruppe ebenso wie aller anderen
besprochenen Werke muß als die Epoche des Einströmens der fremden Formen
das XII. Jahrhundert, besonders in seiner zweiten Hälfte, angesehen werden.
(1) Die Baseler Galluspforte usw. Straßburg 1899.
(2) Repertorium für Kunstwissenschaft, Bd. 25. 1902. S. 412. Anm. 15.
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