keinesfalls dem XV. oder XVI. Jahrhundert angehörten. Dies war auch die Ansicht
der Beamten der Landesbibliothek.
Als Bücherzeichen muß der Stich auf Bestellung Bernhard Rorbachs gemacht
worden sein. Es kommt also nur die Zeit von der Verleihung der goldenen Krone
auf dem Wappenhelm bis zum Tode des Auftraggebers in Betracht. Bernhard
Rorbach, geboren 1446, ist am 6. Dezember 1482, also erst 36 Jahre alt, in Geln-
hausen gestorben. Der Stich muß demnach in der Zeit von frühestens Mitte 1470
bis Anfang Dezember 1482 entstanden sein. Wichtige Anzeichen sprechen dafür,
daß er wahrscheinlich erst kurz vor dem Tode Bernhards, sagen wir im letzten
Viertel des Jahres 1482 entstanden ist.
Die Platte war natürlich nicht in den Händen des Stechers geblieben, sondern,
wie es bei Bücherzeichen selbstverständlich ist, mit einer Anzahl von Abzügen
dem Besteller übergeben worden. Nach dessen Tode wurde sie Eigentum der
Witwe und muß später, nach dem Aussterben der Rorbachs, in den Besitz der
v. Holzhausen übergegangen sein. Denn in deren Familienarchiv in Frankfurt
wurde sie, kurz bevor Becker 1856 seinen Aufsatz veröffentlichte, gefunden. Die
Abdrücke, die bald darauf gemacht wurden, zeigten, wie Becker berichtet, die
Platte noch in ihrer ursprünglichen Frische und Schärfe, sie kann also nur wenig
abgedruckt worden sein. Lehrs kennt nur drei alte Abdrücke, wozu als vierter
der in der Kasseler Landesbibliothek käme. Die Zahl war natürlich ehemals viel
größer, aber doch wohl von Anfang an verhältnismäßig klein. Denn das Bücher-
zeichen setzt den Besitz von Büchern, in die es geklebt werden sollte, voraus und
zwar von Büchern größeren Formats, Folio, Quart, höchstens noch Großoktav,
während es für das übliche handliche Oktavformat entschieden zu groß ist. Aber
im Büchersammeln hatte es Bernhard Rorbach, als er 36jährig im Jahre 1482 starb,
noch kaum weit gebracht. Zwar ist in dem Testament, das er 1480 6. post omnium
sanctorum gemeinsam mit seiner Frau errichtete (Quellen zur Frankfurter Ge-
schichte I, 402), auch von seinen Büchern die Rede, indessen eine größere Biblio-
thek kann er nicht besessen haben, er war ja kein Gelehrter, wie sein Sohn lob.
Doch der wichtigste Grund, die Entstehung des Bücherzeichens in die Spätzeit des
Jahres 1482 zu setzen, ist der: Es darf als ausgemacht gelten, daß der Stich auf
ein Vorbild des Hausbuchmeisters zurückgeht, natürlich nicht der ganze Stich,
nicht seine heraldischen Bestandteile, sondern nur die beiden Wappenhalter.
Das Vorbild für sie ist noch nicht bekannt, es dürfte aber in dem Paar am Brunnen
auf dem Almanach von 1482 zu suchen sein.
Man decke auf dem Stich und auf dem Holzschnitt (Abb. 13 und 17) die unteren
Hälften der beiden Gestalten zu, und man wird eine verblüffende Übereinstimmung
zwischen beiden wahrnehmen. Die kleinen Abweichungen (wie z. B. auf dem
Kopftuch über der Stirn die parallelen Linien anstatt der gekreuzten des Holz-
schnitts) fallen da wirklich nicht ins Gewicht. Natürlich konnte der Jüngling auf
dem Stich nicht mehr seine Mütze in der Hand behalten, wie auf dem Holzschnitt,
und er und das Fräulein mußten von ihrer Rasenbank aufstehen, um ihr Amt als
Wappenhalter auszuüben. Auch mußten die Gestalten auf dem Stich erheblich
größer werden (bei einigen anderen Kopien des B. G. ist das verschollene Original
des Hausbuchmeisters wahrscheinlich ebenfalls kleiner gewesen), und wie das bei
einer Übersetzung aus dem Holzschnitt in den Kupferstich selbstverständlich ist:
alle Linien, namentlich im Gesicht, verloren ihre Derbheit, wurden zierlicher und
eleganter. Wenn nun vielleicht auch nicht jedem einleuchten wird, daß das Paar
am Brunnen auf dem Almanach das Vorbild für die beiden Wappenhalter des Bücher-
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der Beamten der Landesbibliothek.
Als Bücherzeichen muß der Stich auf Bestellung Bernhard Rorbachs gemacht
worden sein. Es kommt also nur die Zeit von der Verleihung der goldenen Krone
auf dem Wappenhelm bis zum Tode des Auftraggebers in Betracht. Bernhard
Rorbach, geboren 1446, ist am 6. Dezember 1482, also erst 36 Jahre alt, in Geln-
hausen gestorben. Der Stich muß demnach in der Zeit von frühestens Mitte 1470
bis Anfang Dezember 1482 entstanden sein. Wichtige Anzeichen sprechen dafür,
daß er wahrscheinlich erst kurz vor dem Tode Bernhards, sagen wir im letzten
Viertel des Jahres 1482 entstanden ist.
Die Platte war natürlich nicht in den Händen des Stechers geblieben, sondern,
wie es bei Bücherzeichen selbstverständlich ist, mit einer Anzahl von Abzügen
dem Besteller übergeben worden. Nach dessen Tode wurde sie Eigentum der
Witwe und muß später, nach dem Aussterben der Rorbachs, in den Besitz der
v. Holzhausen übergegangen sein. Denn in deren Familienarchiv in Frankfurt
wurde sie, kurz bevor Becker 1856 seinen Aufsatz veröffentlichte, gefunden. Die
Abdrücke, die bald darauf gemacht wurden, zeigten, wie Becker berichtet, die
Platte noch in ihrer ursprünglichen Frische und Schärfe, sie kann also nur wenig
abgedruckt worden sein. Lehrs kennt nur drei alte Abdrücke, wozu als vierter
der in der Kasseler Landesbibliothek käme. Die Zahl war natürlich ehemals viel
größer, aber doch wohl von Anfang an verhältnismäßig klein. Denn das Bücher-
zeichen setzt den Besitz von Büchern, in die es geklebt werden sollte, voraus und
zwar von Büchern größeren Formats, Folio, Quart, höchstens noch Großoktav,
während es für das übliche handliche Oktavformat entschieden zu groß ist. Aber
im Büchersammeln hatte es Bernhard Rorbach, als er 36jährig im Jahre 1482 starb,
noch kaum weit gebracht. Zwar ist in dem Testament, das er 1480 6. post omnium
sanctorum gemeinsam mit seiner Frau errichtete (Quellen zur Frankfurter Ge-
schichte I, 402), auch von seinen Büchern die Rede, indessen eine größere Biblio-
thek kann er nicht besessen haben, er war ja kein Gelehrter, wie sein Sohn lob.
Doch der wichtigste Grund, die Entstehung des Bücherzeichens in die Spätzeit des
Jahres 1482 zu setzen, ist der: Es darf als ausgemacht gelten, daß der Stich auf
ein Vorbild des Hausbuchmeisters zurückgeht, natürlich nicht der ganze Stich,
nicht seine heraldischen Bestandteile, sondern nur die beiden Wappenhalter.
Das Vorbild für sie ist noch nicht bekannt, es dürfte aber in dem Paar am Brunnen
auf dem Almanach von 1482 zu suchen sein.
Man decke auf dem Stich und auf dem Holzschnitt (Abb. 13 und 17) die unteren
Hälften der beiden Gestalten zu, und man wird eine verblüffende Übereinstimmung
zwischen beiden wahrnehmen. Die kleinen Abweichungen (wie z. B. auf dem
Kopftuch über der Stirn die parallelen Linien anstatt der gekreuzten des Holz-
schnitts) fallen da wirklich nicht ins Gewicht. Natürlich konnte der Jüngling auf
dem Stich nicht mehr seine Mütze in der Hand behalten, wie auf dem Holzschnitt,
und er und das Fräulein mußten von ihrer Rasenbank aufstehen, um ihr Amt als
Wappenhalter auszuüben. Auch mußten die Gestalten auf dem Stich erheblich
größer werden (bei einigen anderen Kopien des B. G. ist das verschollene Original
des Hausbuchmeisters wahrscheinlich ebenfalls kleiner gewesen), und wie das bei
einer Übersetzung aus dem Holzschnitt in den Kupferstich selbstverständlich ist:
alle Linien, namentlich im Gesicht, verloren ihre Derbheit, wurden zierlicher und
eleganter. Wenn nun vielleicht auch nicht jedem einleuchten wird, daß das Paar
am Brunnen auf dem Almanach das Vorbild für die beiden Wappenhalter des Bücher-
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