gemalt. — 250. Auf einem anderen Bilde lernen
wir Mao als Künstler der bunten Farbe kennen.
— 246. Das Traben des Ochsen und des Treibers
ist in voller Bewegung, und im Gegensatz recken
die kahlen Bäume ihre starren Äste in den Himmel.
Richtige Winterstimmung! — 231. Seine Kom-
positionen geben in vertiefter Weise die Seele der
Tiere und Menschen. —
Warum hatte der Autor dieses Deutsch es so eilig,
uns in seiner „vertieften Weise" das „erste Kon-
struktionsgerüst" einer Wissenschaft zu errichten,
deren vorläufiges Fundament nur durch unablässige
aufopferungsvolle Spezialforschungen zu legen ist?
Münsterberg hat sich an eine Titanenaufgabe ge-
wagt. Hält er sich für einen Erleuchteten, für
einen Messias der ostasiatischen Kunsthistorie?
Oder hält er es mit dem von Flaubert unsterblich
gemachten Akademiker von Rouen, dessen blüten-
weiße Seele sich in dem neckischen Versehen
verriet:
Es ist gar hübsch, wenn man zu jeder Zeit
der erste ist in seiner Örtlichkeit.
Friedrich Perzynski.
ERNEST A. GARDNER. Six Greek
Sculptors. London. Duckworth and
Co. 1910 260 S. 81 Tfl.
Wer sich die Aufgabe stellt, einen bestimmten
Teil der antiken Kunstgeschichte zu behandeln,
wie beispielsweise der Verfasser des vorliegenden
Buches, der den Höhepunkt der griechischen Skulp-
tur zu schildern unternimmt, kann von den Werken
selbst ausgehen, die uns überkommen sind, oder
auch er kann die einzelnen Künstler als scharf
umrissene Persönlichkeiten heraus heben und uns
mit ihrem Leben und ihren Werken bekannt
machen. Beide Wege haben ihre Vorzüge, der
letztere, den Gardner gewählt hat, vor allen Dingen
den, daß er befähigt, die Kunstwerke als aus der
Eigenart und dem individuellen Charakter ihres
Schöpfers heraus entstanden, und darin wurzelnd
zu erklären. Nicht viel ist es, was wir in der
Regel über die Lebensschicksale antiker Künstler
wissen, und was wir von der Eigenart ihrer Kunst
kennen, haben wir meist erst durch Abstraktion
aus ihren Werken gewonnen. Demnach könnte
es scheinen, als ob die Person des antiken Künst-
lers nur lose mit seinen Werken zusammen hängt.
Aber eine Darstellung der antiken Kunstgeschichte,
die von den einzelnen Künstlern ausgeht, wird
trotzdem immer, wenn auch mehr für den Lesenden
als für den Lernenden, eine große Anziehungskraft
Monatshefte für Kunstwissenschaft, IV. Jahrg. 19x1, Heft 5
haben, wie das vorliegende Buch beweist. Der
Verfasser, der uns die fünf größten Plastiker des
Altertums und ihre Werke kennen lehrt, hat es
verstanden, trotzdem manches Kunstwerk jener
Periode unbeachtet bleiben mußte, ein lebensvolles
und wahres Bild der griechischen Skulptur auf
ihrem Höhepunkte zu entwerfen, und wer die
Kunst jener Zeit kennen lernen will, ohne sich
durch die ganze Entwicklungsgeschichte mühsam
hindurch zu arbeiten, wird dem Verfasser für seine
Gabe dankbar sein. Aber auch dem Fachmann
wird das Buch manches bieten an feinempfundenen
und scharfsinnigen Vermutungen, die dem Buche
seinen bleibenden Wert geben. A. Köster.
JULIUS BAUM. Romanische Bau-
kunst in Frankreich. (Bauformen-
Bibliothek III. Band.) XIX Seiten Text
und 226 Tafeln. Stuttgart. J. Hoffmann
1910.
Daß ein Bedürfnis vorhanden ist, erkennt man
mitunter erst, wenn seine Befriedigung vorliegt.
Es existierte in der Tat kein einigermaßen zusam-
menfassendes Werk über die Baukunst Frankreichs
im 11. und 12. Jahrhdt.; trotz Dehio und v. Bezold
war sie in Deutschland allzusehr terra incognita
Das vorliegende Buch füllt diese Lücke in jeder Be-
ziehung gut aus. Der Hauptnachdruck wird auf die
Abbildungen gelegt, und der Text von Baum orien-
tiert in dankbarer Knappheit über die wesentlichen
Fragen aufs beste. Die annähernd 300 Abbildungen
sind mit großem Geschick aus der ungeheuren
Fülle des Materials ausgewählt, mit Geschmack
aufgenommen und mit wünschenswerter Klarheit
(in Netzätzung) reproduziert. Sie geben wirklich
die Vielseitigkeit der französischen Baukunst in
guten Repräsentanten und in den wichtigeren Fällen
mit einer Fülle von Detailaufnahmen, so daß das
Werk über ein bloßes „Bauformen"-Kompendium
weit hinausgeht und für alle Fragen in Architektur,
Ornamentik und Plastik ein fürs erste genügendes
Nachschlagewerk darstellt. Bei dem Mangel an
französischen Inventaren ist diese mühevolle Sam-
meltätigkeit nicht hoch genug zu schätzen; beides,
die berühmten Hauptwerke und die so notwendige
Ergänzung der provinzialen Bauten findet gleiche
Berücksichtigung.
Der kurze Text von Julius Baum gibt eine sehr
gut geschriebene Übersicht über die Entwicklung
des Raumgedankens und die schmückende Plastik
in den unterschiedlichen Schulen; beides mit Selb-
ständigkeit und einem sehr fein unterscheidenden
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wir Mao als Künstler der bunten Farbe kennen.
— 246. Das Traben des Ochsen und des Treibers
ist in voller Bewegung, und im Gegensatz recken
die kahlen Bäume ihre starren Äste in den Himmel.
Richtige Winterstimmung! — 231. Seine Kom-
positionen geben in vertiefter Weise die Seele der
Tiere und Menschen. —
Warum hatte der Autor dieses Deutsch es so eilig,
uns in seiner „vertieften Weise" das „erste Kon-
struktionsgerüst" einer Wissenschaft zu errichten,
deren vorläufiges Fundament nur durch unablässige
aufopferungsvolle Spezialforschungen zu legen ist?
Münsterberg hat sich an eine Titanenaufgabe ge-
wagt. Hält er sich für einen Erleuchteten, für
einen Messias der ostasiatischen Kunsthistorie?
Oder hält er es mit dem von Flaubert unsterblich
gemachten Akademiker von Rouen, dessen blüten-
weiße Seele sich in dem neckischen Versehen
verriet:
Es ist gar hübsch, wenn man zu jeder Zeit
der erste ist in seiner Örtlichkeit.
Friedrich Perzynski.
ERNEST A. GARDNER. Six Greek
Sculptors. London. Duckworth and
Co. 1910 260 S. 81 Tfl.
Wer sich die Aufgabe stellt, einen bestimmten
Teil der antiken Kunstgeschichte zu behandeln,
wie beispielsweise der Verfasser des vorliegenden
Buches, der den Höhepunkt der griechischen Skulp-
tur zu schildern unternimmt, kann von den Werken
selbst ausgehen, die uns überkommen sind, oder
auch er kann die einzelnen Künstler als scharf
umrissene Persönlichkeiten heraus heben und uns
mit ihrem Leben und ihren Werken bekannt
machen. Beide Wege haben ihre Vorzüge, der
letztere, den Gardner gewählt hat, vor allen Dingen
den, daß er befähigt, die Kunstwerke als aus der
Eigenart und dem individuellen Charakter ihres
Schöpfers heraus entstanden, und darin wurzelnd
zu erklären. Nicht viel ist es, was wir in der
Regel über die Lebensschicksale antiker Künstler
wissen, und was wir von der Eigenart ihrer Kunst
kennen, haben wir meist erst durch Abstraktion
aus ihren Werken gewonnen. Demnach könnte
es scheinen, als ob die Person des antiken Künst-
lers nur lose mit seinen Werken zusammen hängt.
Aber eine Darstellung der antiken Kunstgeschichte,
die von den einzelnen Künstlern ausgeht, wird
trotzdem immer, wenn auch mehr für den Lesenden
als für den Lernenden, eine große Anziehungskraft
Monatshefte für Kunstwissenschaft, IV. Jahrg. 19x1, Heft 5
haben, wie das vorliegende Buch beweist. Der
Verfasser, der uns die fünf größten Plastiker des
Altertums und ihre Werke kennen lehrt, hat es
verstanden, trotzdem manches Kunstwerk jener
Periode unbeachtet bleiben mußte, ein lebensvolles
und wahres Bild der griechischen Skulptur auf
ihrem Höhepunkte zu entwerfen, und wer die
Kunst jener Zeit kennen lernen will, ohne sich
durch die ganze Entwicklungsgeschichte mühsam
hindurch zu arbeiten, wird dem Verfasser für seine
Gabe dankbar sein. Aber auch dem Fachmann
wird das Buch manches bieten an feinempfundenen
und scharfsinnigen Vermutungen, die dem Buche
seinen bleibenden Wert geben. A. Köster.
JULIUS BAUM. Romanische Bau-
kunst in Frankreich. (Bauformen-
Bibliothek III. Band.) XIX Seiten Text
und 226 Tafeln. Stuttgart. J. Hoffmann
1910.
Daß ein Bedürfnis vorhanden ist, erkennt man
mitunter erst, wenn seine Befriedigung vorliegt.
Es existierte in der Tat kein einigermaßen zusam-
menfassendes Werk über die Baukunst Frankreichs
im 11. und 12. Jahrhdt.; trotz Dehio und v. Bezold
war sie in Deutschland allzusehr terra incognita
Das vorliegende Buch füllt diese Lücke in jeder Be-
ziehung gut aus. Der Hauptnachdruck wird auf die
Abbildungen gelegt, und der Text von Baum orien-
tiert in dankbarer Knappheit über die wesentlichen
Fragen aufs beste. Die annähernd 300 Abbildungen
sind mit großem Geschick aus der ungeheuren
Fülle des Materials ausgewählt, mit Geschmack
aufgenommen und mit wünschenswerter Klarheit
(in Netzätzung) reproduziert. Sie geben wirklich
die Vielseitigkeit der französischen Baukunst in
guten Repräsentanten und in den wichtigeren Fällen
mit einer Fülle von Detailaufnahmen, so daß das
Werk über ein bloßes „Bauformen"-Kompendium
weit hinausgeht und für alle Fragen in Architektur,
Ornamentik und Plastik ein fürs erste genügendes
Nachschlagewerk darstellt. Bei dem Mangel an
französischen Inventaren ist diese mühevolle Sam-
meltätigkeit nicht hoch genug zu schätzen; beides,
die berühmten Hauptwerke und die so notwendige
Ergänzung der provinzialen Bauten findet gleiche
Berücksichtigung.
Der kurze Text von Julius Baum gibt eine sehr
gut geschriebene Übersicht über die Entwicklung
des Raumgedankens und die schmückende Plastik
in den unterschiedlichen Schulen; beides mit Selb-
ständigkeit und einem sehr fein unterscheidenden
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