im März 1490 oder 1491 geboren war und dessen authentische Bildnisse auf Münzen
und auf einer Miniatur der vatikanischen Bibliothek eine große Ähnlichkeit mit dem
Dargestellten zeigen. Wir werden daher annehmen dürfen, daß dieses prachtvolle
Bildnis den jungen Francesco Maria della Rovere im Alter von dreizehn oder vier-
zehn Jahren darstellt, im Jahre 1504 von Raffael in Urbino gemalt.
Durch die Übersiedelung zu ständigem Aufenthalt nach Florenz, im Herbst 1504,
kam Raffael unter den Einfluß Leonardos und Fra Bartolommeos, und als er 1505
in Perugia, im Kamaldulenser Kloster San Severo eine Darstellung der heiligen Drei-
faltigkeit malte, stand er bereits unter der Herrschaft Fra Bartolommeos. Aber noch
in dem großen Altarwerk für die Nonnen von S. Antonio zu Perugia, das wahrschein-
lich gegen Ende des Jahres 1505 vollendet worden ist, treten, wie Gronau feststellt,
Einflüsse Peruginos klar zu Tage, besonders in der Lünette und in der Gruppe der von
drei Frauen gestützten Maria, die ein Motiv der Kreuzabnahme Peruginos für die
Santissima Annunziata in Florenz (1505 begonnen und 1506 vollendet) wiederholt.
Die Komposition der Madonna del Duca di Terranuova, jetzt im Kaiser Friedrich-
Museum, läßt sich auf die bereits erwähnte Zeichnung Peruginos im Berliner
Kupferstichkabinett zurückführen, die Raffael mit einigen Änderungen für seine
Studie in Lille benutzt hat. Noch enger als in dieser Studie schloß Raffael sich
in der Ausführung des Bildes an seinen Meister an, von dessen Zeichnung er die
Hauptfiguren übernahm.
Mit der Madonna del Granduca, die bald nach der Madonna del Duca di Terra-
nuova ausgeführt wurde, beginnt die Florentiner Periode des Meisters, aber der
Einfluß Peruginos manifestiert sich noch immer deutlich in der kleinen Madonna
Cowper und in noch viel größerem Umfange in der Madonna Ansidei, deren Ent-
wurf und Mittelgruppe nach Gronaus Ansicht noch vor Raffaels Weggang von
Perugia entstanden sind, während die Vollendung in Florenz erfolgte. Umbrische
Reminiscenzen zeigt dann noch die S. Catharina der National Gallery, deren Typus
demjenigen der Magdalena des Crucifixus aus Cittä di Castello und dem S. Johannes
der Krönung Mariens verwandt ist, ferner die Madonna im Grünen in Wien und, wenn
auch in geringerem Grade, die Madonna del Cardellino in den Uffizien.
Eine letzte Erinnerung Raffaels an Peruginer Eindrücke gibt die in Rom um
1512 vollendete Madonna di Foligno, wo der Künstler auf der Höhe seiner Schöpfer-
kraft Kompositionsmotive verwertete, die alte Peruginer Gonfalonebilder1) aufweisen.
Auf leichtem Gewölk heranschwebend, neigt sich die Gottesmutter zu dem von
Hieronymus empfohlenen Stifter. Links blickt der heilige Franz empor, der mit
einer hinausdeutenden Handbewegung gleichsam die ganze gläubige Gemeinde in
seine Fürbitte einschließt. Ein Engelknabe, der ein Cartello trägt, ist, wie auf den
Gonfaloni von S. Fiorenzo, S. Domenico und S. Lorenzo in Perugia das Bindeglied
zwischen Erde und Himmel. An Stelle des Landschaftsstreifens, den fast alle
Gonfaloni aufweisen, tritt hier eine ideale Ansicht von Foligno. Doch überbietet
Raffael seine bescheidenen umbrischen Vorgänger durch eine Vielseitigkeit und
Tiefe der geistigen Kontraste, die, abgesehen von der rein formalen, jede Vergleich-
barkeit aufhebt.
Der Zweck dieser Zeilen wäre erreicht, wenn es dem Verfasser gelungen sein
sollte, die künstlerische Tätigkeit Raffaels in Cittä di Castello und in der Werkstätte
Peruginos auf Grund einiger neuer Beobachtungen und durch Verknüpfung dieser
mit den Forschungsresultaten anderer einigermaßen überzeugend darzulegen.
(1) S. Repert. f. Kunstwissenschaft, Bd. 32, 1909, p. 233.
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und auf einer Miniatur der vatikanischen Bibliothek eine große Ähnlichkeit mit dem
Dargestellten zeigen. Wir werden daher annehmen dürfen, daß dieses prachtvolle
Bildnis den jungen Francesco Maria della Rovere im Alter von dreizehn oder vier-
zehn Jahren darstellt, im Jahre 1504 von Raffael in Urbino gemalt.
Durch die Übersiedelung zu ständigem Aufenthalt nach Florenz, im Herbst 1504,
kam Raffael unter den Einfluß Leonardos und Fra Bartolommeos, und als er 1505
in Perugia, im Kamaldulenser Kloster San Severo eine Darstellung der heiligen Drei-
faltigkeit malte, stand er bereits unter der Herrschaft Fra Bartolommeos. Aber noch
in dem großen Altarwerk für die Nonnen von S. Antonio zu Perugia, das wahrschein-
lich gegen Ende des Jahres 1505 vollendet worden ist, treten, wie Gronau feststellt,
Einflüsse Peruginos klar zu Tage, besonders in der Lünette und in der Gruppe der von
drei Frauen gestützten Maria, die ein Motiv der Kreuzabnahme Peruginos für die
Santissima Annunziata in Florenz (1505 begonnen und 1506 vollendet) wiederholt.
Die Komposition der Madonna del Duca di Terranuova, jetzt im Kaiser Friedrich-
Museum, läßt sich auf die bereits erwähnte Zeichnung Peruginos im Berliner
Kupferstichkabinett zurückführen, die Raffael mit einigen Änderungen für seine
Studie in Lille benutzt hat. Noch enger als in dieser Studie schloß Raffael sich
in der Ausführung des Bildes an seinen Meister an, von dessen Zeichnung er die
Hauptfiguren übernahm.
Mit der Madonna del Granduca, die bald nach der Madonna del Duca di Terra-
nuova ausgeführt wurde, beginnt die Florentiner Periode des Meisters, aber der
Einfluß Peruginos manifestiert sich noch immer deutlich in der kleinen Madonna
Cowper und in noch viel größerem Umfange in der Madonna Ansidei, deren Ent-
wurf und Mittelgruppe nach Gronaus Ansicht noch vor Raffaels Weggang von
Perugia entstanden sind, während die Vollendung in Florenz erfolgte. Umbrische
Reminiscenzen zeigt dann noch die S. Catharina der National Gallery, deren Typus
demjenigen der Magdalena des Crucifixus aus Cittä di Castello und dem S. Johannes
der Krönung Mariens verwandt ist, ferner die Madonna im Grünen in Wien und, wenn
auch in geringerem Grade, die Madonna del Cardellino in den Uffizien.
Eine letzte Erinnerung Raffaels an Peruginer Eindrücke gibt die in Rom um
1512 vollendete Madonna di Foligno, wo der Künstler auf der Höhe seiner Schöpfer-
kraft Kompositionsmotive verwertete, die alte Peruginer Gonfalonebilder1) aufweisen.
Auf leichtem Gewölk heranschwebend, neigt sich die Gottesmutter zu dem von
Hieronymus empfohlenen Stifter. Links blickt der heilige Franz empor, der mit
einer hinausdeutenden Handbewegung gleichsam die ganze gläubige Gemeinde in
seine Fürbitte einschließt. Ein Engelknabe, der ein Cartello trägt, ist, wie auf den
Gonfaloni von S. Fiorenzo, S. Domenico und S. Lorenzo in Perugia das Bindeglied
zwischen Erde und Himmel. An Stelle des Landschaftsstreifens, den fast alle
Gonfaloni aufweisen, tritt hier eine ideale Ansicht von Foligno. Doch überbietet
Raffael seine bescheidenen umbrischen Vorgänger durch eine Vielseitigkeit und
Tiefe der geistigen Kontraste, die, abgesehen von der rein formalen, jede Vergleich-
barkeit aufhebt.
Der Zweck dieser Zeilen wäre erreicht, wenn es dem Verfasser gelungen sein
sollte, die künstlerische Tätigkeit Raffaels in Cittä di Castello und in der Werkstätte
Peruginos auf Grund einiger neuer Beobachtungen und durch Verknüpfung dieser
mit den Forschungsresultaten anderer einigermaßen überzeugend darzulegen.
(1) S. Repert. f. Kunstwissenschaft, Bd. 32, 1909, p. 233.
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