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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

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Grund. Metallschnitt von Jacob Faber, der in der Druckerei Sebastian Henricpetris
in Basel erst im Jahr 1604 in Theodor Zwingers Theatrum vitae humanae mehr-
fach vorkommt, z. B. auf Seite 2013. Die Leiste gehört zu einer Folge ähnlicher
seit Juli 1521 bekannter, von denen H. A. Schmid fünf zuerst als Holbeins Arbeit
beschrieb (Jahrbuch 1899, S. 250), man trifft sie z. B. 1523 in Frobens Hilariusaus-
gabe an. Eine davon, mit zwei gegen eine Vase liegenden Delphinen, ist auch in
Gesellschaft dieser neuen Leiste im Theatrum 1604 wieder verwendet worden.
5. Eine Druckermarke für die Gebrüder Melchior und Caspar Trechsel in Lyon,
bestehend in der Umrahmung einer Inschrifttafel, oben zwischen einem Delphin-
paar ein geflügelter Männerkopf, — 0.056 m breit und 0,043 m hoch, weißer Grund,
Holzschnitt von Lützelburger, der mir zuerst 1533 in der Oktavausgabe von Sym-
phorianus Campegius Periarchon begegnet ist, dann auch auf dem jeweils letzten
Blatt der französischen Originalausgaben von Holbeins Totentanz und der biblischen
Icones 1538 vorkommt und deshalb in den entsprechenden Faksimile-Neudrucken
der Hirthschen Liebhaber-Bibliothek alter Illustrationen reproduziert wurde, meines
Wissens aber noch nie ausdrücklich im Holbeinwerk mitgezählt worden ist. Der
Holzstock trug schon 1533 zwei durchlaufende feine vertikale Sprünge, die im
Lauf der Jahre zunehmenden Veränderungen zeigen deutlich, daß man es mit einem
Holzschnitt zu tun hat. Ob die Druckermarke schon vor 1533 in Büchern ge-
braucht wurde, ist mir nicht bekannt, Panzer zählt die ersten Drucke der Brüder
Trechsel seit 1532 auf. Interessant ist, daß in Basel 1534, also gleich im Jahr nach
dem mir bekannten Erstvorkommen, in der Offizin Bebels in Sebastian Münsters hebraica
Biblia (Seite 123) eine stark vergrößerte derbere aber vollständig abhängige Kopie
vorkommt, von der Hand eines Schülers oder Formschneiders, der uns auch sonst
in Holbeins Bannkreis im Anfang der 1530 er Jahre in Basel begegnet. Der Hol-
beinsche Originalentwurf ist aber jedenfalls in ziemlicher Nachbarschaft der Toten-
tanzbilder entstanden, denn die Formelemente und die Grundgestalt der Tafel, die
zwar seit Mitte 1522 schon nachweisbar sind1), finden ihre ausgesprochene Über-
einstimmung in dem ornamentalen Beiwerk der Todesbilder, besonders des Richters
und des Kardinals. Nah verwandt sind auch die beiden undatierten Dolchgriffholz-
schnitte. Hingegen läßt sich die Druckermarke in den Stil von Holbeins Schnitten
nach seinem ersten englischen Aufenthalt, wie das Basler Wappen von 1529, die
Maskaronleiste von 1531 und Münsters Instrument beider Lichter nicht mehr ein-
reihen, weil da das Ornament strichfeiner und im Detail plastischer gedacht ist.
Übrigens gibt es schon eine Lyoner Kopie, abgebildet bei Baudrier VIII, S. 44
Marke Nr. 5, die nach den Angaben der Bibliographie Lyonnaise schon 1528 von
Sebastian Gryphius verwendet worden ist.
6. Architektonische Titeleinfassung mit dem Tod der Kleopatra und dem Tempel-
raub des Dionysos, bezeichnet „C. V." und „1523", einfache Einfassungslinien, teils
weißer, teils Landschaftsgrund, 0,123 m breit und 0,174 m hoch, Metallschnitt vom
Formschneider C. V. Probedruck im Basler Kupferstichkabinett (Pass. 96 b). —
Das Blatt wurde schon mehrfach in Zusammenhang mit Holbeins Werk erwähnt,
aber als Kopie nach dem bekannten Holbeinischen Holzschnittitel in Folio, der im
Februar 1523 erschienen ist. H. A. Schmid (Jahrbuch 1899, S. 244) nannte das
Blatt eine freie Compilation des C. V. nach dem Holzschnitt von Holbein, welcher
Meinung ich mich früher anschloß. Seither habe ich das Werk des C. V. wohl so
(1) Titel mit Aristoteles und Phyllis, zwei schöne Kandelaberleisten „H. H.“, ornamentale Einrahmung
um Cratanders Doppelsäulen-Signet „J. F."

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