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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

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bete wies ich früher1) dem von mir aufgestellten Meister des Basler Minerva-
signetes zu, jetzt sehe ich sie für sichere Arbeiten des Meisters C. S. an. Von
1541/42 stammt noch das Froben-Signet Nr. 55.
Die zuletzt erschienene Arbeit ist, abgesehen von der Ausgabe der Notitia, eine
Illustrationsmenge in Sebastian Münsters erster Kosmographieausgabe von 1544.
Über die Entstehungszeiten der betreffenden Holzschnitte will ich noch keine all-
gemeinen Vermutungen aussprechen, weil Münster seine Kosmographie aber lange
Jahre lang vorbereitete, so wären wohl bei manchen Schnitten ziemlich frühe Daten
an und für sich möglich. Die Technik der Zeichnung und vor allem des Schnittes
erscheint nicht bei allen in Betracht kommenden Blättern der Kosmographie gleich,
im allgemeinen herrscht aber eine derbere Technik, wie sie auch einige Arbeiten
Holbeins und seines Kreises und wohl auch des Meisters C. S. selbst aus den
Jahren 1530 bis 1533 zeigen. Die Illustration der Notitia dignitatum und Hadrianus
und Epictetus nähert sich, wie bereits erwähnt, im allgemeinen Eindruck der
Technik sowohl der Art vom Anfang der 1530er Jahre, als auch den Kosmographie-
illustrationen, ich will aber damit nur die Beobachtung geben, ohne Schlüsse daraus
zu ziehen. Er seien nun zunächst einige zweifellos von unserm Meister C. S. ge-
zeichnete Illustrationen der Kosmographie von 1544 genannt: Bärtiger, unbedeckter
Kopf des Mahomet, nach rechts vorn (S. 579) und damit auch die Köpfe von
Othomannus (S. 574) und einigen anderen Türken. — Der Babylonische Turm (S. 25).
— Ein Leuchturm (S. 234) — Ein Wasserfall (S. 253) — Der Schiffbruch (S. 459)
— Der Auerochs (S. 498) — Das ans Kreuz geschlagene Christenkind (S. 86) —
Die mit der Stirne zusammengewachsenen Zwillinge (S. 434) — Herkules mit der
Keule nach vorn links (S. 650) und demnach auch die vor dem dreiköpfigen Un-
geheuer knieende Frau (S. 56) — Ein spinnender Mann (S. 385). — Durch die ge-
nannten Beispiele wird noch eine größere Zahl von Illustrationen als Werk des
C. S. mitbestimmt, die ich hier nicht namhaft zu machen brauche. Zieht man
aber von den Illustrationen der Notitia die zahlreichen kleinen runden wenig
schraffierten zum Vergleich heran, so erkenne ich deren Art in einer weiteren
Illustrationsgruppe der Kosmographie wieder, die man durch Holzschnitte, wie der
kleine Reiter über die Holzbrücke (S. 143) oder der Kriegselefant (S. 631), kenn-
zeichnen kann. Von allen bisher genannten Beispielen scheint mir aber auch eine
Illustration wie der mit dem Elefanten pflügende Mann (S. 626) stilistisch nicht
recht trennbar und durch diese und ähnliche Brücken verbunden, scheint es mir
sehr wahrscheinlich, daß dann auch die große Illustrationsgruppe dem Meister
C. S. zuzuweisen sei, die etwa durch folgende Holzschnitte gekennzeichnet wird:
Zwei Nackte wärmen sich in einem Zimmer am Feuer (S. 159) — Bad unter einem
Holzdach (S. 253) — Zwei Fürsten, die sich um eine Krone in den Haaren liegen
(S. 134) — Ein hockender Affe nach rechts (S. 616) — Die Wölfin säugt Romulus
und Remus (S. 100) — Die nackte Lucretia ersticht sich (S. 117)° Die zwei letzt-
genannten betreffend kann ich die Vermutung allerdings nicht zurückhalten, daß
sie doch deutlicher auf die Jahre 1530 bis 1533 zu weisen scheinen, wo die Be-
rührung des Meisters C. S. mit Holbein sehr eng gewesen sein dürfte.
Zusammengefaßt hat sich also ergeben, daß der Meister S. C. der Notitia für die
Kosmographie Münsters, mit dem er ja schon vielfach in Verbindung getroffen
wurde, bestimmt eine gewisse Anzahl von Illustrationen geliefert hat, und für recht
wahrscheinlich halte ich, daß er darüber hinaus als der eigentliche charakteristische

(1) Zeitschrift für Bücherfreunde, Jahrg. XII, S. 444.

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