Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/monatshefte_kunstwissenschaft1911/0422

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Illustrator der Erstausgabe dieses ungemein verbreiteten Buches anzusehen ist,
neben dem natürlich noch einige andere Zeichner, gute und schlechte, zu Wort
kamen. Es kann schon sein, daß aus den folgenden Jahren noch Holzschnitte des
Meisters C. S. in Basel gefunden werden, aber nach meiner jetzigen Kenntnis des
Gebietes hört mit dem Jahr 1544 die greifbare Tätigkeit desselben in Basel
auf, abgesehen von den Illustrationen der Notitia dignitatum, die erst 1552 er-
schienen, aber offenbar früher entstanden sind.
Nicht nachweislich, aber dem Zusammenhang entsprechend höchst wahrscheinlich
auch in Basel entstanden, ist eine der größten Leistungen unseres Meisters C. S.,
nämlich die meist mit seinem verschlungenen Monogramm bezeichnete Holzschnitt-
folge von Fahnenschwingern und Bannerträgern der Schweizer Kantone, die Nagler
mit Recht unter der gleichen Nummer 3987 mit den zwei bezeichneten Illustrationen
der Notitia dignitatum anführt. Das Basler Kupferstichkabinett besitzt 16 Blätter
dieser Folge, Nagler spricht nur von zwölfen. Das weiter oben beschriebene
Signet des Wolfgang Frieß, seit dem Jahr 1539 bekannt, steht dieser Folge äußerst
nah, ich glaube an gleiche Entstehungszeit.
Es liegt mir fern, die leichfertigen Hypothesen, die über den Meister C. S. der
Bannerträger, oder was dasselbe ist, der Notitia dignitatum schon aufgestellt
wurden, vermehren zu wollen, aber man muß darauf hinweisen, daß ein Malername,
der zu den Initialen C. S. paßt, in Basel von 1519 bis zu dem im Jahr 1541 er-
folgten Tod seines Trägers vorkommt, nämlich der des aus Konstanz stammenden
Conrat Schnitt. Von ihm, der dem neuen Schweizer Künstlerlexikon nur als Flach-
maler gilt, gibt es als beglaubigtes Werk das bekannte Wappenbuch im Basler
Staatsarchiv. Diese aus Holzschnitt, Federzeichnung und Malerei kombinierten
Wappen bieten leider nicht so breite Vergleichsmöglichkeiten, als man wünschen
möchte, aber ich muß bekennen, das was sie stilistisch zeigen, widerspricht dem
Stil des Meisters C. S. der Notitia absolut nicht. Seine Identität mit Conrat Schnitt
behaupte ich damit noch nicht endgültig, aber es wäre zaghaft, auf die stilistisch
durchaus diskutable, äußerlich sogar höchst nahe gelegte Möglichkeit nicht hinzu-
weisen.

408
 
Annotationen