schon erwähnten beiden Gemälden des Meisters von Flemalle (Abb. 9) und auf
dem Bilde „Christus im Hause des Pharisäers Simon" vom Meister der Perle von
Brabant (Kaiser-Friedrich-Museum). Andere Bilder, z. B. die Verkündigung und der
Tod Mariens (Köln) vom Meister des Todes Mariä, die Verkündigung des Herri met
de Bles (Pinakothek), geben uns Kenntnis von dem Brauch, die großen, getriebenen
Messingschüsseln als Wandschmuck und zugleich als Reflektor zu benutzen, indem
vor den Schüsseln ein Licht befestigt wurde. Den prächtigsten Schmuck des vor-
nehmen Wohnraumes in Flandern bildete aber schon zu Eycks Zeiten der große
Armkronleuchter. Wohl das schönste Beispiel dieser Art hängt im Gemache des
Arnolfini, dessen Einrichtung Jan van Eyck mit so viel hingebender Liebe für das
Detail der Nachwelt überliefert hat. Von einem turmartigen, reich profilierten und
oben sich verjüngenden Mittelschaft, der unten in einem Löwenkopf endigt, gehen
sechs mit gotischem Rankenwerk verzierte Arme aus, welche die Kerzenhalter
tragen. Weit einfacher gestaltet ist der vierarmige Kronleuchter auf der Verkün-
digung des Petrus Christus im Prado. Der ganz glatte Mittelschaft läuft nach
unten und oben spitz zu, von einem Löwen bekrönt (Abb. 10). Wir dürfen in
dieser Abbildung wohl die älteste Form des später sich so reich entwickelnden
niederländischen Armkronleuchters erkennen, bei der das an romanische Motive an-
klingende Drachenornament bemerkenswert ist. Eine andere einfache Form mit
kurzem Schaft zeigt der Kronleuchter, den Bouts auf dem Abendmahl in Löwen
angebracht hat. Da nur ganz vereinzelt spätgotische Kronleuchter auf uns gekommen
sind, müssen diese Abbildungen als Ersatz dienen.
Von der mannigfachen Verwendung metallener Zierarten zur Ausschmückung des
Kostüms in der Zeit der Gotik können Bilder des Bouts, etwa die Gefangennahme
Christi in der Pinakothek, eine Vorstellung geben. Die Beschläge der Lederkoller,
der Gürtel, Taschen, Degenscheiden, die Ketten, Sporen und Steigbügel sind oft aus
Messing; auch ganze Beinschienen und Panzer aus diesem Metall kommen vor.
Wie glänzend die Aufzäumung der burgundischen Streitrosse war, sehen wir am
besten auf dem Genter Altar1).
Spärlicher als die Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens finden sich Ab-
bildungen von kirchlichen Geräten. Hier sei nur auf den schönen von Löwen ge-
tragenen messingnen Altarleuchter auf Memlings Floreins-Altar (Brügge) sowie auf
den prächtigen, ganz mit Reliefschmuck bedeckten Weihwasserkessel bei dem Meister
des Todes Mariä (Köln und München) hingewiesen.
Jan van Eyck hat Maria dargestellt im Rosenhag neben einem Springbrunnen,
der aus einem auf Löwen ruhenden messingnen Ständer und einer Schale besteht
(Museum Antwerpen, Abb. 11; ähnliches Bild von einem Nachahmer im Kaiser-
Friedrich-Museum). Der Thron, auf welchem die Madonna sitzt, ist bei Jan van
Eyck gewöhnlich mit kleinen Löwen aus Messing geschmückt (Lucca - Madonna,
Frankfurt a. M.; Abb. 12; Maria mit Kind bei Mrs. Simpson-Carson von einem Nach-
folger) oder mit Adlern, die denen der berühmten Dinanter Lesepulte gleichen
(Dresdner Galerie). Reicher gestaltet sich der Messingschmuck des Thrones bei
den Nachfolgern der Eycks, z. B. auf den Madonnenbildern Rogers van der Weyden
und Memlings in der Wiener Galerie, bis dann Petrus Christus einen ganzen mit
(1) Ein Dinanter Batteur fertigte 1373 in Brüssel die Zierrate des Pferdegeschirres und Wagens einer
burgundischen Prinzessin an, ein anderer um 1400 „latoenen“ (= de laiton) Kandaren und Steigbüg
für die Pferde der Herzogin. Pinchart, Histoire de la Dinanterie, Bulletin de la commission d'art
et d'archeologie XIII. Brüssel, 1874, S. 510.
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dem Bilde „Christus im Hause des Pharisäers Simon" vom Meister der Perle von
Brabant (Kaiser-Friedrich-Museum). Andere Bilder, z. B. die Verkündigung und der
Tod Mariens (Köln) vom Meister des Todes Mariä, die Verkündigung des Herri met
de Bles (Pinakothek), geben uns Kenntnis von dem Brauch, die großen, getriebenen
Messingschüsseln als Wandschmuck und zugleich als Reflektor zu benutzen, indem
vor den Schüsseln ein Licht befestigt wurde. Den prächtigsten Schmuck des vor-
nehmen Wohnraumes in Flandern bildete aber schon zu Eycks Zeiten der große
Armkronleuchter. Wohl das schönste Beispiel dieser Art hängt im Gemache des
Arnolfini, dessen Einrichtung Jan van Eyck mit so viel hingebender Liebe für das
Detail der Nachwelt überliefert hat. Von einem turmartigen, reich profilierten und
oben sich verjüngenden Mittelschaft, der unten in einem Löwenkopf endigt, gehen
sechs mit gotischem Rankenwerk verzierte Arme aus, welche die Kerzenhalter
tragen. Weit einfacher gestaltet ist der vierarmige Kronleuchter auf der Verkün-
digung des Petrus Christus im Prado. Der ganz glatte Mittelschaft läuft nach
unten und oben spitz zu, von einem Löwen bekrönt (Abb. 10). Wir dürfen in
dieser Abbildung wohl die älteste Form des später sich so reich entwickelnden
niederländischen Armkronleuchters erkennen, bei der das an romanische Motive an-
klingende Drachenornament bemerkenswert ist. Eine andere einfache Form mit
kurzem Schaft zeigt der Kronleuchter, den Bouts auf dem Abendmahl in Löwen
angebracht hat. Da nur ganz vereinzelt spätgotische Kronleuchter auf uns gekommen
sind, müssen diese Abbildungen als Ersatz dienen.
Von der mannigfachen Verwendung metallener Zierarten zur Ausschmückung des
Kostüms in der Zeit der Gotik können Bilder des Bouts, etwa die Gefangennahme
Christi in der Pinakothek, eine Vorstellung geben. Die Beschläge der Lederkoller,
der Gürtel, Taschen, Degenscheiden, die Ketten, Sporen und Steigbügel sind oft aus
Messing; auch ganze Beinschienen und Panzer aus diesem Metall kommen vor.
Wie glänzend die Aufzäumung der burgundischen Streitrosse war, sehen wir am
besten auf dem Genter Altar1).
Spärlicher als die Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens finden sich Ab-
bildungen von kirchlichen Geräten. Hier sei nur auf den schönen von Löwen ge-
tragenen messingnen Altarleuchter auf Memlings Floreins-Altar (Brügge) sowie auf
den prächtigen, ganz mit Reliefschmuck bedeckten Weihwasserkessel bei dem Meister
des Todes Mariä (Köln und München) hingewiesen.
Jan van Eyck hat Maria dargestellt im Rosenhag neben einem Springbrunnen,
der aus einem auf Löwen ruhenden messingnen Ständer und einer Schale besteht
(Museum Antwerpen, Abb. 11; ähnliches Bild von einem Nachahmer im Kaiser-
Friedrich-Museum). Der Thron, auf welchem die Madonna sitzt, ist bei Jan van
Eyck gewöhnlich mit kleinen Löwen aus Messing geschmückt (Lucca - Madonna,
Frankfurt a. M.; Abb. 12; Maria mit Kind bei Mrs. Simpson-Carson von einem Nach-
folger) oder mit Adlern, die denen der berühmten Dinanter Lesepulte gleichen
(Dresdner Galerie). Reicher gestaltet sich der Messingschmuck des Thrones bei
den Nachfolgern der Eycks, z. B. auf den Madonnenbildern Rogers van der Weyden
und Memlings in der Wiener Galerie, bis dann Petrus Christus einen ganzen mit
(1) Ein Dinanter Batteur fertigte 1373 in Brüssel die Zierrate des Pferdegeschirres und Wagens einer
burgundischen Prinzessin an, ein anderer um 1400 „latoenen“ (= de laiton) Kandaren und Steigbüg
für die Pferde der Herzogin. Pinchart, Histoire de la Dinanterie, Bulletin de la commission d'art
et d'archeologie XIII. Brüssel, 1874, S. 510.
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