kristallenen Säulen und Figuren geschmückten Thronaufbau in Messingguß konstruiert
(Frankfurt, Städel)1). Vielleicht hat auch Dalmau (Madonna mit Heiligen und Stif-
tern, Barcelona) den prachtvollen, auf vier Löwen ruhenden und mit Figuren reich-
geschmückten Thronaufbau sich in Messing vorgestellt, denn die Farbe ist gelb
im Gegensatz zu dem echten Gold der Heiligenscheine. Aus späterer Zeit ist noch
der Meister von Frankfurt zu nennen, der in der Beifügung solchen Messingschmucks
seinen niederländischen Ursprung verrät. (Thron auf den Bildern im Historischen
und im Städelschen Museum zu Frankfurt.)
Solche Bauten sind wohl nicht als reine Phantasieprodukte aufzufassen, denn die
Verwendung von schimmerndem Messingschmuck in den burgundisch - flandrischen
Palästen, Rathäusern und Kirchen hat bei der Prunkliebe jener Zeit zweifellos einen
größeren Umfang erreicht, als wir heute anzunehmen geneigt sind. Alte Inventare
führen da eine beredte Sprache. Schon ein flämischer Dichter des XIII. Jahr-
hunderts schwelgt in der Schilderung der glänzenden Fußböden, Wandbekleidungen
und Säulen aus Messing, die wohl mit glänzendem Blech belegt waren, wie man
das auch heute wieder in modernen Entrees sehen kann. Auf den gemalten Archi-
tekturen sind namentlich die Basen und Kapitelle der Säulen sehr oft in der gelben
Farbe des Messings wiedergegeben. In der Renaissancezeit verbindet sich dann
mit der dem Niederländer angeborenen Freude am blinkenden, vielgestaltigen Metall-
schmuck die Erinnerung an antike Bronzen und Werke der Donatelloschule, die
man in Italien gesehen hatte. Überall, in den Nischen, auf den Säulen, auf den
Gesimsen, selbst auf dem Dache tummeln sich Putten, die gewöhnlich Girlanden
halten, auch Einzelfiguren und Gruppen, sowie Baluster, Reliefs und Medaillons
aus Erz sind angebracht. Dabei war wohl vorwiegend die Absicht maßgebend, die
Architektur möglichst bunt und reich zu gestalten. Während aber die Früh-
renaissance in Italien die kindliche Freude an der Mannigfaltigkeit der Schmuck-
formen bald überwunden hatte und nach Einfachheit und Größe strebte, sehen wir
die niederländischen Maler, wie etwa Patinier, der übrigens ein geborener Dinanter
war, Scorel, Mabuse (vgl. namentlich das Prager Dombild), Jan van Coninxloo
(Brüssler Museum) und Orley, ihre Kompositionen mit unmöglichen Bauwerken an-
füllen, die überreich mit dem eben geschilderten Schmuck beladen sind. Nament-
lich Orley und seine Nachahmer sind an dem Messingschmuck leicht erkennbar.
Weiterhin ist es dann bezeichnend, daß nach dem Vorbilde von Metallarbeiten
architektonische Zierformen, wie das Beschlag- und Rollwerk, die Kartusche, gerade
in den Niederlanden entstanden sind.
Als im XVII. Jahrhundert die Maler der nördlichen Niederlande sich aus dem
Banne der italienischen Kunst losrissen, und in gewisser Beziehung wieder die
Tradition der Eyckschen Schule aufnahmen, wurde auch das Kleingerät des täg-
lichen Lebens von neuem Gegenstand der malerischen Wiedergabe. Auf den Bildern
eines Dou, Terborch, Metsu, van Mieris findet sich daher auch Messinggerät abge-
bildet. Freilich sind die Formen der Gegenstände andere geworden, die barocken
Kronleuchter zum Beispiel, wie sie namentlich in den Kirchen hängen (vgl. die Kirchen-
interieurs des C. de Witte und des van Vliet) haben gewaltige Dimensionen ange-
nommen, auch sind zahlreiche neue Gegenstände aufgekommen, wie Wärmpfannen,
die man neben dem Bett hängen sieht, Kohlenbecken, Kaminböcke, Laternen, Vogel-
bauer, Fischeimer, Milchkannen u. a. m. Die Vorliebe des Niederländers für den
Messing aber ist dieselbe geblieben wie zu Eycks Zeiten.
(i) Der Katalog von Weizsäcker gibt das Material richtig an.
413
(Frankfurt, Städel)1). Vielleicht hat auch Dalmau (Madonna mit Heiligen und Stif-
tern, Barcelona) den prachtvollen, auf vier Löwen ruhenden und mit Figuren reich-
geschmückten Thronaufbau sich in Messing vorgestellt, denn die Farbe ist gelb
im Gegensatz zu dem echten Gold der Heiligenscheine. Aus späterer Zeit ist noch
der Meister von Frankfurt zu nennen, der in der Beifügung solchen Messingschmucks
seinen niederländischen Ursprung verrät. (Thron auf den Bildern im Historischen
und im Städelschen Museum zu Frankfurt.)
Solche Bauten sind wohl nicht als reine Phantasieprodukte aufzufassen, denn die
Verwendung von schimmerndem Messingschmuck in den burgundisch - flandrischen
Palästen, Rathäusern und Kirchen hat bei der Prunkliebe jener Zeit zweifellos einen
größeren Umfang erreicht, als wir heute anzunehmen geneigt sind. Alte Inventare
führen da eine beredte Sprache. Schon ein flämischer Dichter des XIII. Jahr-
hunderts schwelgt in der Schilderung der glänzenden Fußböden, Wandbekleidungen
und Säulen aus Messing, die wohl mit glänzendem Blech belegt waren, wie man
das auch heute wieder in modernen Entrees sehen kann. Auf den gemalten Archi-
tekturen sind namentlich die Basen und Kapitelle der Säulen sehr oft in der gelben
Farbe des Messings wiedergegeben. In der Renaissancezeit verbindet sich dann
mit der dem Niederländer angeborenen Freude am blinkenden, vielgestaltigen Metall-
schmuck die Erinnerung an antike Bronzen und Werke der Donatelloschule, die
man in Italien gesehen hatte. Überall, in den Nischen, auf den Säulen, auf den
Gesimsen, selbst auf dem Dache tummeln sich Putten, die gewöhnlich Girlanden
halten, auch Einzelfiguren und Gruppen, sowie Baluster, Reliefs und Medaillons
aus Erz sind angebracht. Dabei war wohl vorwiegend die Absicht maßgebend, die
Architektur möglichst bunt und reich zu gestalten. Während aber die Früh-
renaissance in Italien die kindliche Freude an der Mannigfaltigkeit der Schmuck-
formen bald überwunden hatte und nach Einfachheit und Größe strebte, sehen wir
die niederländischen Maler, wie etwa Patinier, der übrigens ein geborener Dinanter
war, Scorel, Mabuse (vgl. namentlich das Prager Dombild), Jan van Coninxloo
(Brüssler Museum) und Orley, ihre Kompositionen mit unmöglichen Bauwerken an-
füllen, die überreich mit dem eben geschilderten Schmuck beladen sind. Nament-
lich Orley und seine Nachahmer sind an dem Messingschmuck leicht erkennbar.
Weiterhin ist es dann bezeichnend, daß nach dem Vorbilde von Metallarbeiten
architektonische Zierformen, wie das Beschlag- und Rollwerk, die Kartusche, gerade
in den Niederlanden entstanden sind.
Als im XVII. Jahrhundert die Maler der nördlichen Niederlande sich aus dem
Banne der italienischen Kunst losrissen, und in gewisser Beziehung wieder die
Tradition der Eyckschen Schule aufnahmen, wurde auch das Kleingerät des täg-
lichen Lebens von neuem Gegenstand der malerischen Wiedergabe. Auf den Bildern
eines Dou, Terborch, Metsu, van Mieris findet sich daher auch Messinggerät abge-
bildet. Freilich sind die Formen der Gegenstände andere geworden, die barocken
Kronleuchter zum Beispiel, wie sie namentlich in den Kirchen hängen (vgl. die Kirchen-
interieurs des C. de Witte und des van Vliet) haben gewaltige Dimensionen ange-
nommen, auch sind zahlreiche neue Gegenstände aufgekommen, wie Wärmpfannen,
die man neben dem Bett hängen sieht, Kohlenbecken, Kaminböcke, Laternen, Vogel-
bauer, Fischeimer, Milchkannen u. a. m. Die Vorliebe des Niederländers für den
Messing aber ist dieselbe geblieben wie zu Eycks Zeiten.
(i) Der Katalog von Weizsäcker gibt das Material richtig an.
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