liehen Säulchen hervorgehendem Astwerk steht der Bischof im Pontifikalornat, die
Rechte halb zum Segen erhoben vor der Brust, in der Linken das Pedum, den rech-
ten Fuß leicht vorgesetzt; zu Füßen kauert ein Löwe, zwei Figuren mit Spruch-
bändern (Psalmist und Prophet?) schweben, den Raum aufs äußerste ausnützend,
zu Seiten des mitragekrönten Hauptes. In seiner strengen Frontalität wirkt das Denk-
mal zunächst etwas altertümlich; seit Mitte des XV. Jahrhunderts hatte die fortge-
schrittenere bayerische Grabplastik diese Stellung durchweg aufgegeben; an Stelle
der feierlichen Aufbahrung war die sanfte Ruhe in ungezwungener Haltung getreten
oder aber der Verstorbene wurde geschildert, als ob er noch unter den Lebenden
wandle: leicht ausschreitend und zwar, der leichteren Darstellungsmöglichkeit halber,
stets im Halbprofil. Sehen wir genauer zu, so finden wir jedoch hier in der fron-
talen Stellung nicht ein Haften am Alten, sie bedeutet vielmehr einen Schritt über
die genannte Auffassung hinaus. Auch hier ist der Bischof als lebend gedacht,
feierlich tritt er aus der Kapellenwand, für die der Stein wohl von Anfang an be-
stimmt war, hervor, aber der Künstler hat den Notbehelf der Profilstellung nicht
mehr nötig.
Das auch technisch ganz hervorragende Denkmal scheint zunächst schwer datier-
bar. Wenn wir erwägen, daß Albrecht, Suffraganbischof von Salona (Spalato in
Dalmatien), schon Ulrich von Nußdorf, der 1479 starb, als Weihbischof zur Seite
stand1), damals also schon den Höhepunkt, der ihm als einen Mann von offenbar
geringer Herkunft (sein Geschlechtsname läßt sich nicht ermitteln, kein Wappen-
schild deutet ihn uns an) offenstehenden Laufbahn erreicht hatte, und in solchen
Fällen die Sorge um einen würdigen Grabstein allgemein das erste zu sein pflegte,
so ist es nicht unwahrscheinlich, zumal auch stilistische Gründe nicht dagegen
sprechen, daß das Denkmal noch in den siebziger Jahren entstanden ist, zu einer
Zeit also, zu der Nikolaus von Leyden noch im Dienste des Passauer Bischofs ge-
standen haben kann. In der Tat zeigt sich bei einem näheren Vergleich eine über-
raschende Verwandtschaft mit der keinesfalls viel später entstandenen Grabplatte für
Kaiser Friedrich. Die Haltung beider Figuren ist nahezu genau dieselbe; man be-
achte, wie das rechte Bein unter dem schweren Ornat hervortritt oder wie die
Schulterlinie verläuft. Gehen wir ins Einzelne so finden wir, daß den Köpfen, ob-
gleich sie ganz individuell durchgebildet sind, das gleiche Idealschema zugrunde
liegt, dasselbe Schema, das wir bei Meister Nikolaus zum ersten Male in dem an-
geblichen Selbstporträt in Konstanz2) erkennen: die Augenbrauen sind stark betont
und so gegeneinander gestellt, daß sie fast in einer Kurve verlaufen, die Wangen
werden unter dem Jochbein eingezogen, die von der Nasenwurzel zu den Mund-
winkeln herabziehende Falte ist tief ausgeprägt, der Mund mit vorgeschobener
Unterlippe fest geschlossen, das breite Kinn kräftig hervortretend. Mit der Kon-
stanzer Büste verbindet das Passauer Denkmal noch die leichte Schrägstellung der
Augen und der gleiche Abschluß der Kopfbedeckung gegen die Stirn, mit dem
(1) Hansiz, Germania sacra, torn. 1. p. 574, überliefert als unrichtig eine Notiz, nach der Albrechts
Vorgänger Wolfgang, ein Minorit, im Jahre 1475 zum Weihbischof erhoben wurde, während er doch
schon 1468 dieses Amt bekleidete. Diese Nachricht kann sich auch nicht auf Albrecht selbst, der dem
Minoritenorden angehörte, beziehen, da er schon 1473 die Leprosenkapelle des Stiftes Ranshofen
weihte (nach K. Schiffmann, die Baugeschichte des Augustiner - Chorherrnstiftes R., im Archiv für die
Geschichte der Diözese Linz, V. Jahrg., Heft 1, Linz 1908, S. 24).
(2) Abb. bei Maier, a. a. O., Tafel 12, und bei Franz Ottmann, das Grabdenkmal Kaiser Friedrichs III.
in der Wiener Stephanskirche. M. d. Z. K., 3. Folge V, S. 77, auch bei letzterem schon, nicht erst bei
Maier, als Lerchs Selbstporträt.
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Rechte halb zum Segen erhoben vor der Brust, in der Linken das Pedum, den rech-
ten Fuß leicht vorgesetzt; zu Füßen kauert ein Löwe, zwei Figuren mit Spruch-
bändern (Psalmist und Prophet?) schweben, den Raum aufs äußerste ausnützend,
zu Seiten des mitragekrönten Hauptes. In seiner strengen Frontalität wirkt das Denk-
mal zunächst etwas altertümlich; seit Mitte des XV. Jahrhunderts hatte die fortge-
schrittenere bayerische Grabplastik diese Stellung durchweg aufgegeben; an Stelle
der feierlichen Aufbahrung war die sanfte Ruhe in ungezwungener Haltung getreten
oder aber der Verstorbene wurde geschildert, als ob er noch unter den Lebenden
wandle: leicht ausschreitend und zwar, der leichteren Darstellungsmöglichkeit halber,
stets im Halbprofil. Sehen wir genauer zu, so finden wir jedoch hier in der fron-
talen Stellung nicht ein Haften am Alten, sie bedeutet vielmehr einen Schritt über
die genannte Auffassung hinaus. Auch hier ist der Bischof als lebend gedacht,
feierlich tritt er aus der Kapellenwand, für die der Stein wohl von Anfang an be-
stimmt war, hervor, aber der Künstler hat den Notbehelf der Profilstellung nicht
mehr nötig.
Das auch technisch ganz hervorragende Denkmal scheint zunächst schwer datier-
bar. Wenn wir erwägen, daß Albrecht, Suffraganbischof von Salona (Spalato in
Dalmatien), schon Ulrich von Nußdorf, der 1479 starb, als Weihbischof zur Seite
stand1), damals also schon den Höhepunkt, der ihm als einen Mann von offenbar
geringer Herkunft (sein Geschlechtsname läßt sich nicht ermitteln, kein Wappen-
schild deutet ihn uns an) offenstehenden Laufbahn erreicht hatte, und in solchen
Fällen die Sorge um einen würdigen Grabstein allgemein das erste zu sein pflegte,
so ist es nicht unwahrscheinlich, zumal auch stilistische Gründe nicht dagegen
sprechen, daß das Denkmal noch in den siebziger Jahren entstanden ist, zu einer
Zeit also, zu der Nikolaus von Leyden noch im Dienste des Passauer Bischofs ge-
standen haben kann. In der Tat zeigt sich bei einem näheren Vergleich eine über-
raschende Verwandtschaft mit der keinesfalls viel später entstandenen Grabplatte für
Kaiser Friedrich. Die Haltung beider Figuren ist nahezu genau dieselbe; man be-
achte, wie das rechte Bein unter dem schweren Ornat hervortritt oder wie die
Schulterlinie verläuft. Gehen wir ins Einzelne so finden wir, daß den Köpfen, ob-
gleich sie ganz individuell durchgebildet sind, das gleiche Idealschema zugrunde
liegt, dasselbe Schema, das wir bei Meister Nikolaus zum ersten Male in dem an-
geblichen Selbstporträt in Konstanz2) erkennen: die Augenbrauen sind stark betont
und so gegeneinander gestellt, daß sie fast in einer Kurve verlaufen, die Wangen
werden unter dem Jochbein eingezogen, die von der Nasenwurzel zu den Mund-
winkeln herabziehende Falte ist tief ausgeprägt, der Mund mit vorgeschobener
Unterlippe fest geschlossen, das breite Kinn kräftig hervortretend. Mit der Kon-
stanzer Büste verbindet das Passauer Denkmal noch die leichte Schrägstellung der
Augen und der gleiche Abschluß der Kopfbedeckung gegen die Stirn, mit dem
(1) Hansiz, Germania sacra, torn. 1. p. 574, überliefert als unrichtig eine Notiz, nach der Albrechts
Vorgänger Wolfgang, ein Minorit, im Jahre 1475 zum Weihbischof erhoben wurde, während er doch
schon 1468 dieses Amt bekleidete. Diese Nachricht kann sich auch nicht auf Albrecht selbst, der dem
Minoritenorden angehörte, beziehen, da er schon 1473 die Leprosenkapelle des Stiftes Ranshofen
weihte (nach K. Schiffmann, die Baugeschichte des Augustiner - Chorherrnstiftes R., im Archiv für die
Geschichte der Diözese Linz, V. Jahrg., Heft 1, Linz 1908, S. 24).
(2) Abb. bei Maier, a. a. O., Tafel 12, und bei Franz Ottmann, das Grabdenkmal Kaiser Friedrichs III.
in der Wiener Stephanskirche. M. d. Z. K., 3. Folge V, S. 77, auch bei letzterem schon, nicht erst bei
Maier, als Lerchs Selbstporträt.
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