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Mothes, Oscar [Hrsg.]
Illustrirtes Bau-Lexikon: praktisches Hülfs- u. Nachschlagebuch im Gebiete d. Hoch- u. Flachbaues, Land- u. Wasserbaues, Mühlen- u. Bergbaues, d. Schiffs- u. Kriegsbaukunst sowie d. mit d. Bauwesen in Verbindung stehenden Gewerbe, Künste u. Wissenschaften ... (Band 3): H bis P — Leipzig, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.37490#0480
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O§tfsTSe 470 Heksirmß

delten Farben werden dann mit einem fetten, trocknenden
Ocl, also Leinöl, Mohnöl, Nußöl re., zu einem zähen Teig
angerieben,und zwar in der Regel mittels einer steinernen
Keule auf einem geölten Lithographirstein, od. sonstiger
sehr harten u. feinkörnigen Platts, besser noch auf einer
Farbenreibmaschine, dann aber, je nach dem speziellen
Fall, mit Terpentinöl oder Leinölsirniß verdünnt u. mit
einem Pinsel aufgetragen. Dabei befolge man außer den
im Art. Anstrich bereits gegebenem nachstehende Regeln:
I. Alle Oelsarben müssen kalt aufgetragen werden, äußer
auf Mauerwerk und feuchte Gipsarbeit. — 2. Jeder anzu-
streichende Gegenstand muß erst grundirt werden, min-
destens mit Leimfarbe, besser noch mit dünn angeriebener
Oelfarbe, am besten mit heißem Leinölsirniß. — 3. Für
Gegenstände im Freien, die man also nicht wohl lackiren
kann, wird der Grundanstrich am besten mit reinem Nußöl
angerieben u. mit Terpentinöl verdünnt. — 4. Bei Gegen-
ständen im Innern, die in der Regel lackirt werden, muß
die Grundfarbe ebenfalls mit Oel abgerieben und versetzt
sein; der letzte Anstrich wird mit Terpentinöl angemacht.
— 5. Oelsarben zum Anstrich von Metallen u. a. harten
und glatten Körpern müssen mit Terpentinöl angemacht
werden. — 6. Die mit wesentlichem Terpentinöl angemach-
ten Farben sind frischer u. lebhafter, erhärten gut u. trock-
nen rasch.— 7. Man darf nicht zu viel Terpentin anwenden,
da dies der Haltbarkeit des Anstrichs schadet, indem nach
Verflüchtigen des Terpentinöls Farbetheilchen trocken zu-
rückbleibenu. abstäuben.— 8. Alle Oelfarbe wird am bestcn
etwas dick angemacht, so daß sie nicht vom Pinsel abfließt.
— 6. Die ersten Anstriche werden flüssiger angerührt
als die folgenden. — 10. Mineralfarben bedürfen we-
niger Flüssigkeit als vegetabilische und animalische. —
II. Man trage nicht eher einen zweiten Anstrich auf, als
bis dervorhengeganztrockenist. —12. Willman aufschon
seit längerer Zeit angestrichene Gegenstände einen neuen
Anstrich bringen,istesgut,die ülteFarbe erstmitPotaschen-
lauge abzuwaschen u. dann anzufeuchten; s. Anfeuchten 2.
— 13. Oelfarbenanstriche werden rissig, reißen auf, wenn
11 nicht befolgt wird, oder wenn sie zu dick aufgetragcn
u. zu schnell lackirt worden sind; s. d. Art. Aufreißen 6. —
14. Man lege die 'gebrauchten Pinsel in reines Wasser,
damit die Farbe nicht eintrocknet; auch auf die im Topf
befindliche Farbe gieße man Wasser. — 15. Die sich unter
dem Wasser auf der Farbe bildenden Häutchen beseitige
man vor dem Wiedergebrauch der Farben. — 16. Man
setze die trocknenden Mittel(Siccative), die man überhaupt
(s.unter25) nurmit großer Vorsicht anwenden darf, jeden-
falls erst zu, kurz bevor die Farbe gebraucht werden soll. —
17. Wenn man lackiren will, darf man gar keine trocknen-
den Mittel anwenden, ebenso bei sehrzartcn Farbetönen. —
18. Blasen entstehen auf dem Anstrich, wenn die Farben
zu alt sind, da dann die ätherischen Oele sich schon ver-
flüchtigt haben und die fetten Oele zu sehr verdickt sind, sich
also nicht mit dem anzustreichrnden Gegenstand verbinden,
od. wenn man alte Anstriche neu überstreicht, ohne sie vor-
her hinlänglichmitPotaschenlaugeabgcwaschen znhaben.
— 19. Wenn man feuchte Gegenstände anstreicht, od. wäh-
rend des Thaues od. Regens, od.gar während des Frostes,
-inen Anstrich aufbringt, häutet sich der Anstrich leicht ab.
— 20. Sehr der Sonne ausgesetzte Oelfarbenanstriche
verlieren ihr Oel (wettern aus, verzehren sich) und werden
dann bröckelig, staubig; daher müssen sie von Zeit zu Zeit
mitLemöl angestrichen werden. — 21. Sehr poröse Gegen-
stände verlangen mehr Oelzuthat in der Farbe als glatte.
— 22. Ueber Lackirnng rc. der Oelsarben s. den Art.
Firniß, Lack, Oelsirniß rc. — 23. Ueber das Aufbeizen
alter Oelfarbe s. d. Art. Aufbeizen 1. und Reinigen. —
24. Oelfarbanstriche auf Täfelwerk od. Möbel zu reinigen.
Man reibe in reines Wasser soviel rohe Kartoffeln, daß
ein dünner Teig entsteht, setze feingepulverten Bimsstein
oder feinen Sand zu und reinige die Gegenstände damit

mittels eines Schwammes, hierauf mit Wasser und einem
Tuch; nachdem sie wieder trocken geworden, kann man
Politur od.Lackfiruiß austragen. —25. Trocknen derOel-
farbenanstriche. Man setzt den Farben meist Firniß od.
besondere Trockmmittel.Srccativess.d.) zu, um das Trock-
nen derselben zu beschleunigen. Fast eben so schnell, dabei
gleichmäßiger, trocknet aber eine Mischung von Firniß u.
einfachen Oelen, so daß z. B. das Leinöl selbst dasSicca-
tiv für das mit Bleiglätte gekochte Oel (den Leinölsirniß)
abgiebt, oder Ocl, welches man nur drei Stunden lang
mit 10-15°/» Braunstein der Wärme aussetzte. Die
Grundlage der Anstrichfarbe bildet gewöhnlich Bleiweiß
od. Zinkweiß. Das Blei weiß beschleunigt das Austrocknen
des Oels so, daß man mit gewöhnlichem Leinöl u. Blei-
weiß ohne Anwendung eines Trockenmittels anstreichen
kann. Das Zinkweiß besitzt diese Eigenschaft nur in
schwachem Grade, sie kann jedoch dadurch etwas erhöht
werden, daß man den Zinkblumen auf nassem Wege be-
reitetes kohlenfaures Zink zusetzt. Wird außerdem noch
ein Siccativ angewendet, so trocknen natürlich beide An-
striche schneller. Bei Anstrich auf Metall beschleunigt das
dem Oel zugesetzte Bleiweiß das Trocknen nicht, wogegen
Anstrich mitZinkweiß schneller trocknet. Ein auf alten An-
strich od. auf eine schon getrocknete Schicht aufgetragencr
Anstrich trocknet schneller als auf jeder andern Oberfläche.
— 26. Feinere Oelfarbenanstriche zu reinigen, wenn sie
verräuchert, glanzlos oder schmutzig sind. Man löse ein
wenig Kochsalz in altem Harn auf und vermische damit
eine geriebene Kartoffel. Mittels eines wollenen Tuches,
welches man in diese Flüssigkeit taucht, reibe man den An-
strichso lange ab.bis er rein ist,wascheihnhieraufmittels
eines Schwammes mit reinem Wasser, lasse ihn trocken
werden u. überreibe ihn nochmals mit einem reinen Tuch.
— 27. Zu den Oelsarben gehören auch eine Menge von
Farbenmengungen, welche unter besonderen Namen em-
pfohlen werden, z.B.knamol-pLints (Emailfarben) u.a.,
welche in die Klaffe der Geheimmittel zu rechnen u. wenn
nicht unzweckmäßig, doch jedenfalls stets zu theuersind.
Oelflrniß, M., frz vsimis m. kl'builo, vsrnis Aras,
engl, oil-varnisb, boilaä oil. I. Allgemeines. Vgl. dar.
zunächst d.Art.Nbschmecken, Bernstein, Kopal, Firnißw.
Hier folgen noch einige Erfahrungssätze. Die fetten Fir-
nisse aus Kopal u. Bernstein sind nach gehörigem Trocknen
die dauerhaftesten und vertragen die Sonnenhitze sehr gut.
Sie sind aber nicht so farblos, klar und glänzend, wie die
Weingeistfirnisse, sie trocknen auch viel langsamer als diese.
Man bedient sich der fetten Lackfirnisse bei Gegenständen
von Holz, Metall re., welche der Reibung ausgesetzt sind.
Man setzt dem Bernstein und Kopal mitunter auch San-
darach u. Mastix beim Schmelzen zu, wodurch der Firniß
fetter wird. Während die Weingeist-Lackfirnisse frisch ge-
graucht am besten sind, werden die Oellackfirnisse im
Gegentheil um so schöner, je länger man sie aufbewahrt
u. je öfter man sie von ihrem Bodensatz scheidet. Alte Oel-
lacksirniffe, die zu dick geworden sind, werden erwärmtund
dann m it ebenfalls erwärmtem Terpentinöl verdünnt. Bei
der Anfertigung der fetten Firnisse, frz. vsrvis Aras, ist
große Vorsicht nötbig, weil sie leicht in Brand gerathen.
II. Vorschriften zu einigen Oelsirniffen. 1. Gewöhn-
licher GMrmß. Man gebe 1 Lg. Harz mit 4 /. trocknendem
Oel in den Firnißkessel und bewirke bei gelinder Wärme
die Auslösung. Hierauf nehme man es vom Feuer u. setze
allmählich 1 I Terpentin zu. Sollte der Firniß noch zu
dick sein, so muß man noch mehr Terpentinöl zusetzen. —
2. Gebleichter oder farbloser Firniß. Man bedecke dm Boden
eines Gesäßes, welchescki!. saßt, etwa13crm. hochmitBlei-
weiß und fülle dann das Gefäß beinahe mitrohcm Leinöl.
Es muß dann mit einer Glastafel bedeckt werden, so daß
Sonne und Licht auf das Oel einwirken kann, bis es fett
und farblos ist, worauf es verwendet wird. Massicot ist
ein gutes Ersatzmittel des Bleiweißes, indem es dem Oel
 
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