Wandern und reisen.
38
So leb' dem: wohl, Gott sei mit Dir,
Viel Glück auf Deiner Reise,
Ob nah, ob fern, stets bleiben wir
Uns treu nach Freundes-Weise.
Einsiedel liest im Schatten einer Eiche,
Der Müde sehnt sich nach dem Himmelreiche.
Du spiegelhell grüne, du wogende Fluth,
Ich grüß' dich mit fröhlich geschwungenem Hut,
Leicht trägst du mein Schifflein, 's Gepäck ist nicht schwer,
Denn Frohsinn allein ist mein Gut und Begehr!
Ist kaum erst draußen vor der Stadt,
lind fängt schon an zu trinken,
Wenn er dann später nichts mehr hat,
Wird ihm der Muth schon sinken!
Durch's offene Stadtthor scheint's Morgenroth hell,
Drei Nößlein vor'm Wagen, wie reist sich's da schnell.
Wir fahr'n manche Stund' schon bergab und bergauf,
Da wacht mancher Städter vom Schlaf wohl erst ans.
Wie jenes Thal man heißt und diesen See,
lind jene Bergesspitze dort voll Schnee,
Das nennt der Führer hier um wenig Lohn
Dem wißbegierigen fremden Herrn Baron.
Dem Eremiten schmeckt der Wein, —
Wie könnt' es auch wohl anders sein!
Wer weiß, wenn es ihm wieder glückt,
Daß ihm der Ritter einen schickt.
O Sonnenschein, o Himmelslicht,
Weich' stets von meinen Pfaden nicht,
Und leucht', wie hier auf Berg und Hain,
Auch segnend mir in's Herz hinein.
Der Wand'rer ruht, — er sieht auf seiner Karte,
Welch weiter Weg zum Ziel noch seiner warte.
Mit dem Sturmwind um die Wette
Fliegt hier pfeilschnell die Staffette.
Durch Welschland zu reisen im Glut-Sonnenschein,
Zu trinken den feurig italischen Wein,
Und doch sich zu hüllen in Mäntel hinein!? —
Das müssen Wohl reisende Engländer sein!
Still ist der Wald, ein Lüftchen weht
Dem müden Wand'rer Kühlung zu,
Das Vöglein singt sein Nachtgebct,
Willkommen, heil'ge Abendrnh'!
Münchener Bilderbogen.
2. Auflage.
«. 38.
Druck vou Ur. C. Wolf L Sohu iu München.
Herausgcgebeu und verlegt vou K. Braun und F. Schneider in München.
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So leb' dem: wohl, Gott sei mit Dir,
Viel Glück auf Deiner Reise,
Ob nah, ob fern, stets bleiben wir
Uns treu nach Freundes-Weise.
Einsiedel liest im Schatten einer Eiche,
Der Müde sehnt sich nach dem Himmelreiche.
Du spiegelhell grüne, du wogende Fluth,
Ich grüß' dich mit fröhlich geschwungenem Hut,
Leicht trägst du mein Schifflein, 's Gepäck ist nicht schwer,
Denn Frohsinn allein ist mein Gut und Begehr!
Ist kaum erst draußen vor der Stadt,
lind fängt schon an zu trinken,
Wenn er dann später nichts mehr hat,
Wird ihm der Muth schon sinken!
Durch's offene Stadtthor scheint's Morgenroth hell,
Drei Nößlein vor'm Wagen, wie reist sich's da schnell.
Wir fahr'n manche Stund' schon bergab und bergauf,
Da wacht mancher Städter vom Schlaf wohl erst ans.
Wie jenes Thal man heißt und diesen See,
lind jene Bergesspitze dort voll Schnee,
Das nennt der Führer hier um wenig Lohn
Dem wißbegierigen fremden Herrn Baron.
Dem Eremiten schmeckt der Wein, —
Wie könnt' es auch wohl anders sein!
Wer weiß, wenn es ihm wieder glückt,
Daß ihm der Ritter einen schickt.
O Sonnenschein, o Himmelslicht,
Weich' stets von meinen Pfaden nicht,
Und leucht', wie hier auf Berg und Hain,
Auch segnend mir in's Herz hinein.
Der Wand'rer ruht, — er sieht auf seiner Karte,
Welch weiter Weg zum Ziel noch seiner warte.
Mit dem Sturmwind um die Wette
Fliegt hier pfeilschnell die Staffette.
Durch Welschland zu reisen im Glut-Sonnenschein,
Zu trinken den feurig italischen Wein,
Und doch sich zu hüllen in Mäntel hinein!? —
Das müssen Wohl reisende Engländer sein!
Still ist der Wald, ein Lüftchen weht
Dem müden Wand'rer Kühlung zu,
Das Vöglein singt sein Nachtgebct,
Willkommen, heil'ge Abendrnh'!
Münchener Bilderbogen.
2. Auflage.
«. 38.
Druck vou Ur. C. Wolf L Sohu iu München.
Herausgcgebeu und verlegt vou K. Braun und F. Schneider in München.