Münchener
Ein Carnevals - Blatt. — 6 Nummern L8 kr.
Hcrausgegeben von M. E. Bertram.
Sonntag. A. 6. Februar 1848.
Ltrumpf-Debatte
über die Emancipation der Soeken und deren bürgerliche
Gleichstellung mit den Strnmpfen.
(Gedränge. Auffer einigen leeren Köpfen in den Logen ist
Alles voll. Kleine Vordebatten auf der Gallerie, wobei ein Socken,
der fich über einen Fußtritt beklagt, einen Rippenstoß als Satis-
saktion erhält, was seine Glaubensgenossen sür eine schlimme Bor-
bedentung halten. Große Pause, die mit Warten ausgesüllt wird.
Ein Steuograph spitzt seinen Bleistift; dieß ist die einzige Unter-
haltung, welche dem constitutionellen Ungestüm des Publikums ge-
boten wird. Endlich gehen die Thüren auf, und die deputirteu
Strümpfe treten heute besonders wichtig herein. Namentlich blei-
ben die schwarzen beisammen, und verabreden sich, nicht von der
Farbe zu lassen. Ein gestickter Strumpf geht von einem zum an-
dern, wie es scheint, um sie zu probiren. Endlich betritt ein sei-
dener den Präfidentenstuhl.)
Präfident. Jch bitte um Ruhe! — (Große Pause, während
welcher, versteht sich nicht ohne Genehmigung, eine Sammlung der Gedanken
veranstaltet wird. Man wird gleich sehen, wie wenig rieselbe abwirft!)
Präfident. Meine Herren! Es ist die große Zeitfrage zu
erledigen. ob bei uns die Socken, welche immer viel kürzer da-
ran waren, als die Strümpfe, diesen iu alleu bürgerlichen Rech-
ten gleichgestellt werden, oder nicht. Die Diskussivn ist eröffnet.
Ein liberaler Strumpf. Ohne mich weit auszudehnen,
sage ich nur, daß die Socken bcreits eine Nothwendigkeit der ci-
vilifirten Welt geworden sind. Wir müffen sie uns Strümpfen
gleichstellen, ein inneres Gefühl gebietet es, denn es kommt die
Ein Carnevals - Blatt. — 6 Nummern L8 kr.
Hcrausgegeben von M. E. Bertram.
Sonntag. A. 6. Februar 1848.
Ltrumpf-Debatte
über die Emancipation der Soeken und deren bürgerliche
Gleichstellung mit den Strnmpfen.
(Gedränge. Auffer einigen leeren Köpfen in den Logen ist
Alles voll. Kleine Vordebatten auf der Gallerie, wobei ein Socken,
der fich über einen Fußtritt beklagt, einen Rippenstoß als Satis-
saktion erhält, was seine Glaubensgenossen sür eine schlimme Bor-
bedentung halten. Große Pause, die mit Warten ausgesüllt wird.
Ein Steuograph spitzt seinen Bleistift; dieß ist die einzige Unter-
haltung, welche dem constitutionellen Ungestüm des Publikums ge-
boten wird. Endlich gehen die Thüren auf, und die deputirteu
Strümpfe treten heute besonders wichtig herein. Namentlich blei-
ben die schwarzen beisammen, und verabreden sich, nicht von der
Farbe zu lassen. Ein gestickter Strumpf geht von einem zum an-
dern, wie es scheint, um sie zu probiren. Endlich betritt ein sei-
dener den Präfidentenstuhl.)
Präfident. Jch bitte um Ruhe! — (Große Pause, während
welcher, versteht sich nicht ohne Genehmigung, eine Sammlung der Gedanken
veranstaltet wird. Man wird gleich sehen, wie wenig rieselbe abwirft!)
Präfident. Meine Herren! Es ist die große Zeitfrage zu
erledigen. ob bei uns die Socken, welche immer viel kürzer da-
ran waren, als die Strümpfe, diesen iu alleu bürgerlichen Rech-
ten gleichgestellt werden, oder nicht. Die Diskussivn ist eröffnet.
Ein liberaler Strumpf. Ohne mich weit auszudehnen,
sage ich nur, daß die Socken bcreits eine Nothwendigkeit der ci-
vilifirten Welt geworden sind. Wir müffen sie uns Strümpfen
gleichstellen, ein inneres Gefühl gebietet es, denn es kommt die