Münchener
Ein satyrisches Originalblatt von M. E. Bertram.
GanzjLhrig 2 fl,, halbjährig < fl-, vierteljährig 20 kr,
Einzelne Nummern kosten 3 Krenzer.
Sonntag. 2^» 30. Juli 1848.
Medizinisch-offhieller Sektionsbericht ül»er -en La-aver
-es Dun-estags.
Der Club im „Teutschen Hofe" zu Frankfurt hatte seinen
Saal zum anatomischen Theater eingerichtet, und die Leiche des
Bundestags lag, von weißen Tü^ern bedeckt, auf einer blankge-
scheuerten Blechplatte. Eine große Zahl seiner Freunde und Feinde,
nebst vielcn Leuten, die etwas lernen wollen, fanden sich ein, und
Doktor Arnold Ruge, der politische Transchirer» trat vor, und deckte
den Cadaver ab.
Es herrschte Todtenstille. Er ist nicht mchr zu kennen, lispelte
der Eine! — Ach ja, entgegnete ein Anderer, er hat ja keine lange
Krankheit durchgcmacht! Ein Hannoveraner und ein Preusse, die
mit dem Verstorbencn viele vertraute Stunden gchabt haben sollen,
fielen um, und sollcn bis zu dieser Stunde noch ganz ohnmächtig
seyn. Mehrere Herren wandten das Geficht ab, denn es wurde ih-
nen gar nicht gut.
Doktor Nuge, und sein Handlanger, Professor Kapp, begannen
an dem Todten herumzuschneiden. Sehen Sie, meine Herren, ries
Ruge,'der Bundestag hatte eine sehr feine Nase; an diesem Fleck-
chen hier bemerkt man, daß cr sich selbe vor kurzer Zeit verbrannt
haben muß. Sein Schlund ist ganz schadhaft, weil cr seit einem
halben Zahre so harte Brocken hinunterschlucken mußte. Seine
Schultern sind begreiflicherweise wund, denn wir wissen Alle, welch'
einen politischen Achselträger die Welt an ihm besaß. Durch die
Knochen, die ich ihm herausnehme, gehen lauter Löcher; natürlich,
vo» der linken Seite des Parlaments ist ihm jcdes Wort durch
Mark und Bein gcdrungen. — Jndem ich den Brustkasten des Bun-
Ein satyrisches Originalblatt von M. E. Bertram.
GanzjLhrig 2 fl,, halbjährig < fl-, vierteljährig 20 kr,
Einzelne Nummern kosten 3 Krenzer.
Sonntag. 2^» 30. Juli 1848.
Medizinisch-offhieller Sektionsbericht ül»er -en La-aver
-es Dun-estags.
Der Club im „Teutschen Hofe" zu Frankfurt hatte seinen
Saal zum anatomischen Theater eingerichtet, und die Leiche des
Bundestags lag, von weißen Tü^ern bedeckt, auf einer blankge-
scheuerten Blechplatte. Eine große Zahl seiner Freunde und Feinde,
nebst vielcn Leuten, die etwas lernen wollen, fanden sich ein, und
Doktor Arnold Ruge, der politische Transchirer» trat vor, und deckte
den Cadaver ab.
Es herrschte Todtenstille. Er ist nicht mchr zu kennen, lispelte
der Eine! — Ach ja, entgegnete ein Anderer, er hat ja keine lange
Krankheit durchgcmacht! Ein Hannoveraner und ein Preusse, die
mit dem Verstorbencn viele vertraute Stunden gchabt haben sollen,
fielen um, und sollcn bis zu dieser Stunde noch ganz ohnmächtig
seyn. Mehrere Herren wandten das Geficht ab, denn es wurde ih-
nen gar nicht gut.
Doktor Nuge, und sein Handlanger, Professor Kapp, begannen
an dem Todten herumzuschneiden. Sehen Sie, meine Herren, ries
Ruge,'der Bundestag hatte eine sehr feine Nase; an diesem Fleck-
chen hier bemerkt man, daß cr sich selbe vor kurzer Zeit verbrannt
haben muß. Sein Schlund ist ganz schadhaft, weil cr seit einem
halben Zahre so harte Brocken hinunterschlucken mußte. Seine
Schultern sind begreiflicherweise wund, denn wir wissen Alle, welch'
einen politischen Achselträger die Welt an ihm besaß. Durch die
Knochen, die ich ihm herausnehme, gehen lauter Löcher; natürlich,
vo» der linken Seite des Parlaments ist ihm jcdes Wort durch
Mark und Bein gcdrungen. — Jndem ich den Brustkasten des Bun-