DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20259#0028
Präsident. Gewöhnliche Ftsche haben kein Gold — uns
aber gab der Schöpfer jenen Glanz, der über andere erhebt — und
ich wenigfiens setze meinen Stolz darein!
Mehrere Stimmem Wir auch! Wir auch!
Präsident. Nun meine Herren — frage ich Sie, kann man
uns, die wir schon bei so vielen Gelegenheiten bewiesen haben, was
für Fische wir sind — kann man uns verbieten, nicht mehr am
Ufer zu erscheinen? Unter den vielen Ereignifsen, die jetzt einbre-
chen, ist diese Frage unstreitig eine der wichtigsten. Jch kenne das
Ufcr, ich weiß, wie starr es jetzt herblickt, ich möchte auch um kei-
nen Preis hinschwimmen — aber dast es einem von uns verboten
ist, das dürfen wir nimmermehr ertragen!
Ein Goldfisch. Meine Herren Collegen! Sie wissen, wo-
her der Wind gtng, als mir die Verbannung vom Ufer zugeweht
wurde. So flcher ich etwas gegen mich erwartete, so muß ich doch
gestehen, daß ich darüber verblüfft war. Aus dieser meiner Ver-
blüfftheit ging auch meine Frage in der Allgemeinen Zeitung hervor.
Bekanntlich habe ich unter den Hechten und Aalen viele Freunde —
diese haben mir alle gerathen, nicht auszulaffen. Mir für meine
Person ist die Zeit gar nicht lang nach dem Ufer — es handelt fich
aber um das Prinzip! Einige haben mir gar zugcraunt, ich scy
ketn eigentlicher Goldfisch.
Ein zweiter Goldfisch. Ob und was Sie für ein Fisch
flnd, darüber siud die Stimmen einig. Was Jhre Frage in der
Allgemeinen Zeitung betrifft, so verschlägt dieß zwar der Allgemei-
nen nichts, denn diese bringt gar viel einfältige Fragen; von Jh-
nen aber, meine ich, war das nicht ganz klug! Warum Zh-
nen das Ufer verboten wurde, das wissen Sie selbst so gut, als wir
alle. Unser Ufer läßt fich einmal nichts zum Fleiß thun — und
was können wir dagegen machen? Vertheilen Sie täglich 5000
Gulden, wenn die Fische etwas anfangen, so thun fie's für fich —
nicht für uns! Jch habe die Ehre, zu versichern, daß dem See gar
nichts daran liegt, wie wir mit dem Ufer stehen. Jm Gegentheil
wird man uns bei der ersten Gelegenheit ein Schnippchen schlagen.
Ein Hecht mit Goldschuppcn. Herren Collegen! Auch
mir wird das Ufer nächstens verboten werden; ich kann Sie aber
verfichern, wir stehen nicht allein! Sie haben alle Hechte für fich!
(Gemurmel.)
Ein Goldfisch (sehr heftig). Der Herr Redner vor mir,
der als Goldfisch daherinsteu fitzt, ist eigentlich ei» Aal — das habe
ich ihm schon voriges Jahr in's Gesicht gesagt. Damals brachte er
Zeugnisse, daß er ein ehrlicher Mann sep — schlimm genug, wenn
er Zeugniffe braucht Es gibt auch Aale von der kurzen Gestalt.
aber gab der Schöpfer jenen Glanz, der über andere erhebt — und
ich wenigfiens setze meinen Stolz darein!
Mehrere Stimmem Wir auch! Wir auch!
Präsident. Nun meine Herren — frage ich Sie, kann man
uns, die wir schon bei so vielen Gelegenheiten bewiesen haben, was
für Fische wir sind — kann man uns verbieten, nicht mehr am
Ufer zu erscheinen? Unter den vielen Ereignifsen, die jetzt einbre-
chen, ist diese Frage unstreitig eine der wichtigsten. Jch kenne das
Ufcr, ich weiß, wie starr es jetzt herblickt, ich möchte auch um kei-
nen Preis hinschwimmen — aber dast es einem von uns verboten
ist, das dürfen wir nimmermehr ertragen!
Ein Goldfisch. Meine Herren Collegen! Sie wissen, wo-
her der Wind gtng, als mir die Verbannung vom Ufer zugeweht
wurde. So flcher ich etwas gegen mich erwartete, so muß ich doch
gestehen, daß ich darüber verblüfft war. Aus dieser meiner Ver-
blüfftheit ging auch meine Frage in der Allgemeinen Zeitung hervor.
Bekanntlich habe ich unter den Hechten und Aalen viele Freunde —
diese haben mir alle gerathen, nicht auszulaffen. Mir für meine
Person ist die Zeit gar nicht lang nach dem Ufer — es handelt fich
aber um das Prinzip! Einige haben mir gar zugcraunt, ich scy
ketn eigentlicher Goldfisch.
Ein zweiter Goldfisch. Ob und was Sie für ein Fisch
flnd, darüber siud die Stimmen einig. Was Jhre Frage in der
Allgemeinen Zeitung betrifft, so verschlägt dieß zwar der Allgemei-
nen nichts, denn diese bringt gar viel einfältige Fragen; von Jh-
nen aber, meine ich, war das nicht ganz klug! Warum Zh-
nen das Ufer verboten wurde, das wissen Sie selbst so gut, als wir
alle. Unser Ufer läßt fich einmal nichts zum Fleiß thun — und
was können wir dagegen machen? Vertheilen Sie täglich 5000
Gulden, wenn die Fische etwas anfangen, so thun fie's für fich —
nicht für uns! Jch habe die Ehre, zu versichern, daß dem See gar
nichts daran liegt, wie wir mit dem Ufer stehen. Jm Gegentheil
wird man uns bei der ersten Gelegenheit ein Schnippchen schlagen.
Ein Hecht mit Goldschuppcn. Herren Collegen! Auch
mir wird das Ufer nächstens verboten werden; ich kann Sie aber
verfichern, wir stehen nicht allein! Sie haben alle Hechte für fich!
(Gemurmel.)
Ein Goldfisch (sehr heftig). Der Herr Redner vor mir,
der als Goldfisch daherinsteu fitzt, ist eigentlich ei» Aal — das habe
ich ihm schon voriges Jahr in's Gesicht gesagt. Damals brachte er
Zeugnisse, daß er ein ehrlicher Mann sep — schlimm genug, wenn
er Zeugniffe braucht Es gibt auch Aale von der kurzen Gestalt.