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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 1.1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.20259#0052

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pslitisches Gezwitscher einer Zchwalbe bei ihrer Nück-
kehr nach Seutschland.

Tswi! Tswi! Tswi! Was gab es sonst für Nester in Teutsch-
land! Wo sind fie jetzt? Das Kabinetsnest in Wien — zerstört.
Das Porteseuilleverwesungsnest in München — zerstört. Die Sol-
datennester in Berlin — zerstört. Sogar das Hauptnest in Frank-
surt-zerstört!

L xroxos in Berlin könnte man vielleicht noch manche Nestcr
finden, aber da lief Einer hernm, trug eine farbige Vogelscheuche
in der Hand, die Leute drohten mit den Hüten und Schnupftüchern
und weil ich solche Späffe nicht lciden kann, flog ich davon.

Frankfurt, das war zu Zeiten des Bundestags ein warmes
Nest. Futter kam aus ganz Teutschland, und was man dort aus-
brütete, das war so sorgfältig gehalten! Ach, so ungenirt fühlte
man fich! Aber jetzt! — Tswi! Tswi! Tswi!

Wien! ich kennc dich auch nicht mehr! Was botest du mir
für sichere Winkel. Polizei und Ministerium waren voll Löcher, und
mittlerweile wurden Polizei und Ministerium ganz verworfen!
— Was gab es nicht für Würmer, aber jetzt! Jetzt kann ein Wurm
gar nicht mehr fortbestehen!

München ist auch nicht mehr so reizend. Wir Schwalben
schwätzen so gerne, und als die kleine Lola noch dort war, da wurde
geschwätzt und gar nichts gethan, als geschwätzt. Und dann die
Münchener Redacteure! die durften keine Nachricht eher bringen,
als bis wir und die Spatzen es auf dem Dache gesungen hatten.
Das war lustig! Aber jetzt — Tswi! Tswi!

Jn Baden, da wäre noch ein rechtes Rest! Da zwitschern die
Jungen: Republik! und reiffen dabei die Schnäbel auf, so drollig,
dafi man ihnen gerne etwas hineingibt. Sie fürchten Niemand, der
fie beguckt, er mag Mütze. oder Helm tragen. Nur eine Krone wenn
man auf dem Kopfe hat, da werden fie scheu und flattern und stos-
sen herum, bis man die Krone wegthut. Kuriose Vögel, das! —
Tswi! Tswi!

Jch war in Turin, saß vor dem Fenster des Herrn von Abel,
und rief: Tswi! Tswi! Er wischte das Fenster mit einer Augsburger
Postzeitung ab und ich gewahrte zu meinem Erstaunen, daß er an
einem groffen Strickstrumpf arbeitete, wahrscheinlich für die Verlo-
sung des 8l. Vinzenz-Vereins. Jch: Was machen Sie denn da?
Abel: Wir Diplomaten und Gesandten müssen jetzt Alles lernen,
wer weiß, wozu wir's brauchen können! Jch: Haben Sie keinen
Auftrag nach Bapern? Abel: O sagen fie der Augsburger Allge-
meinen, ihre Berichte über die sranzöfische Republik könnten nicht
 
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