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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 1.1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.20259#0114

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L08

brpo eines Polizei - Gesetzbuchs, wenn sie je ein solches an's Licht
bringen soll, muß auf biese Art den großten Schaden erleiden.

Wir haben jetzt seit dem März vier Monate. Wenn bis Ende
Novembcr noch keine Anzeigen da sind, daß uns etwas bescheert
wird, so war der ganze Zustand — ein falscher!

Bnuchstecherln.

— Ein Pächter auf Helgoland erklärt iu der Kölner Zeitung:
Es verbreitet das Geriicht, als befinde sich in der Nähe meines Ba-
des eine Garnison. Das ist eine Lüge. Es herrscht im Gegentheil
hier die vollkommeiiste Gesetzmäßigkcit und Sicherheit. — !

— Zn Köln ist am 24. eine Art Metzger - Congreß zusammenge-
treten. — ES sollen eingefleischte Gegner der Gewerbsfreiheit sepn.
Einer rief aus: Wen» man dic Ochsen so mir nichts, dir nichts,
schlachten darf, dann siud wir ja verloren!

— Neuerdings ist erschienen: „Erklärung von 6000 ausländischen
Wörtern, die im gemeinen Leben so oft vorkommen." Also schon
im gemeinen Leben haben wir 6000 fremde Ausdrücke. Für einen
solchen Mißstand hat unsere Sprache wieder keinen Ausdruck!

— Zn Leipzig erscheinen: „die Bolksrechte" im „bequemen
Format". Es frägt fich nun, welches Format bei Volksrechten das
bequemste ist. Bisher hatten wir selbc in einer solchen Miniatur-
Ausgabe, daß cinem die Augen übergingen, wenn man hineinsah. —
Auf Verlangen, ist dabei bemerkt, werden auch Futterale dazu gege-
ben. — Ein Futteral über die Volksrechte! Das kann nicht schaden!

Voudyir der Mufen.

Unser Theater hat seine neue Leitung bereits wohlthätig em-
pfunden. Es scheint eine Art Wetteifer zwischen Oper und Schau-
spiel gekommen zu seyn; während das gute Repertoir der ersteren
flch auch einer fast durchgängig guten AuSführung ersreut, fängt das
lctztere endlich an, alte drainatische Schulden cinzulösen, das heißt,
viele Neuigkeiten, mit denen sich andere Bühnen ihre Caffen füllten,
endlich auch in das Weichbild Münchens einzulassen. Der vorige
Jntendant, heißt es immer, hat für den ganzen Winter ein treffli-
ches Rcpertoir vorbereitet, und Baron Fraiß braucht jetzt nur aus
Poißl's Leder Riemen zu schneiden. Deshalb hätte das Theater
Frühjahr und Sommer hindurch gedarbt, weil das Poißl'sche Ham-
sterspstem Alles nur für den Winter einsammelte! Wollen wir durch
so einseitige Behauptungen Herrn von Fraiß sein gutes Verdienst
nicht nehmen. Er hat sein Amt mit Energie angegriffen — seine
Rückkehr zu demselben war für unsere Bühne ein günstiger Wende-
punkt. Anderseits aber sind Baron Poißl's ungünstige Geschäfte
nicht mit falschen Gründen zu beschönigen. Jbn entschuldigte — die
Zeit und ihre mißlichen Umstände. Die Revolution, die Erbfeindin
der Musen, hatte ja fast allen teutschen Theatern einen Todesstoß
gegeden! —

Druck der I. Deschler'schen Officia.
 
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