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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 1.1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.20259#0118

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L LÄ

— Der neuc Kvnig von Sizilien bekommt jährlich 80.000 Unzen.
wenn er heirathet, 100,000 Unzen, und wenn gar cin Erftgeborncr
da ist — 120,000 Unzen'! Sizilien, das selbft so blutarm ift,
soll 100,000 Unzen lassen! Und wie sich diese königliche Blutsau-
gerei steigert! —

— Das .loui-nn! Nes Osiists schreibt: Aus dem rcichen Adcl Bay-
crns crblickt ma» Niemanden in der National - Bersammlung ! —
Heilige, kindliche Einfalt! Das Journal hängt noch an Ammen-
märchen, und lallt von einem reichen Adel BapernS!

— Einer dcr scharfsten ehemaligen Censoren Qefterreichs, der be-
kannte Herr Umlauft, ist jetzt — Ultrarepublikaner! Ja, wic das
Ding oft umlauft!

— Zn Münchcner Kunstlädcn bemerkt man zwische» Abbildungen
des teuischen Rcichsvcrwcsers auch das bedeutungsvolle Porirait des

— taschenspiclenden Professors Becker. Dieser berühmte, große und
wichtige Mann hat das Facsimile: „Nichts ist unmöglich. als was
Du für unmöglich hältst!"— Wenn man auSgestellte Portraits be-
trachtet, sieht man allertings, daß heut ;u Tag iiichrs mchr unmög-
lich ist! —

— Jn der Stuttgarter Aufruhrakte heißi es: „Wo des Abends

zwei Personeu deisamrnenstehen, hat man sich nach dem Jnhalt ih-
res Gespräches zu erkundigen." — Da kann nian oft 'chöne Sa-
chen hören! — . __

j?-oudoiL der

Endl'ch Uriel Acosta! Der conteniplativc Theil dieser dra-
matischen Dichtung nvohl cinc bessere Beneniiung als Trauersprel)
entwickelt die Vorzüge des reinen Deismus, beleuchtct die Fortbil-
dung der Vernunftreligion aus dcn Schlacken abergläubischer Zu-
thaten, »nd alle hier aufgestellten philosophischen Zdeen finden bei
dcm bcfähigten Zuhörer um ^o lautern Anklang, als sie in jetziger
Zeit ihrer Verwirklichung entgegensehen. — An dem dramatischen
Theil, oder der Handlung dcs StückeS, hängen die gewöhnlichen
Gutzkowtadcn. Der Held sinkt zum charakterschwachen Weibe herab,
eine Masse Fluch- u»d Peinigungsschrecken quälen das empfindsame
Publikum; die Liebhaberin vergiftet fich, und was geschieht dem
spekulirenden Uriel? Wie endei der große Zweiflcr, der zweite-tolier?

— „Tod und Verzweißung ist seiu Lohn!" — Herr uud Madame
Dahn überboten sich fast an trefflichen Leistungen. Die Fluchscene
gchört zu dcn Glanzpuiikten ihrer Darstellung. Herr Heigel, das
hohe Alter als kindifth werdcnder Philosoph, machte große Wirkung.
Herr Schenk — uiit geringer Ausnahme höchst laugweilig! Dem.
Denker glaubtc dcn übcr ihre charakteristische Erscheinung gespen-
deten Beifall noch auf den Gipfel treiben zu müffen, aber das un-
aufhörliche Jammerflöteiigetriller und zuletzt der Mutterjubeltrompe-
tenschall schwächten sogar den ersten Eindruck ihres Auftretens. Herr
Christen war nicht in pasiender Sphäre. Die Herren Jost und
Büttgen gingen so an. —

Druck der I. Deschler'schen Officin.
 
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